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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 18.1900

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Mone, Fridegar: Bemerkungen zur "Christl. Ikonographie", [13]
DOI Artikel:
Beck, Paul A.: Oberländer Spitzbuben-Chronik, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15870#0053

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und Passionsbilder haben zehn Dar-
stellungen des Kruzifixns. Jede derselben
ist mit einem Tage von Dienstag nach
Sonntag inckicm bis znm Donnerstag nach
Palmsonntag bezeichnet. Für den Palm-
sonntag ist die Darstellung gewählt, wie
ein Engel mit einem Schwamme die Schuld
des Menschen auf einer Tafel unter den
Füßen (8ux>pe6aneum) von Christus am
Kreuze wegwascht. Dieselbe Darstellung
findet sich auf einem Kruzifixe in Lauda
a. d. Tauber. Diese Darstellung bezieht
sick auf die Stelle: An die Kolosser 2,
V.' i3 und 14.
(Fortsetzung folgt.)

Oberländer Spilzbuben-Ohranist.
Von Amtsrichter a. D. Beck.
(Fortsetzung.)
' Diese Jauner waren mehrere, teils ver-
mummt und hatten ihre Gesichter bis an
die Nase vom Kopf aus mit Tüchern und
Flor verbunden; andere hingegen waren
schwarz wie Teufel gefärbt, woraus man
abgenommen, daß es zum Teil bekannte
Diebe gewesen. Tags vorher war zu Bi-
berach Jahrmarkt, allwo sie sich dann
versammelt und unterredet, nachts aber
diesen erbärmlichen Einbruch gethau haben.
Voriges Jahr geschah zu Ein hart, einem
Stift Salemschen Pfarrdorf, unweit Hab-
stall, ebenfalls ein dgl. Einbruch bei einem
reichen Müller an der Kirchweih, allwo
die Spitzbuben auf die gleiche Art, als
wenn es ein Kommando Soldaten wäre,
eingebrochen sind und die Thür einstoßen
wollten. Da es der Müller vermerkt und
etwelche Schuß gethau, haben die Schel-
men auf jeden Schuß gejohlt und gejuchzet,
daß man vermeinen sollte, es wären Bauern-
buben so lustig und lassen Freudenschüsse
los. Es liefen aber ein paar Banern-
buben, denen es suspekt vorgekommen, mit
Trommeln hinzu, anfragend, was sie hier zu
thun hätten, die Antwort war erstlich ein
ans ihren Reihen gethaner, aber zu allem
Glück fehlgegangener Schuß; sodann aber
der Zuruf: „Was geht's euch a», ihr
Bärenhäuter; es ist herrschaftlicher Befehl:
allons, Korporal vor, greift an!" Diesen
Müller haben sie nicht minder grausam
tortiert, jedoch nicht mehr, denn etwa 800
oder gegen 1000 fl. an Geld und Geldes-

wert erwischt nebst einigen Kapitalbriefen.
Weiter vernahm man die überaus traurige
Zeitung, daß ungefähr am 8. Dezember
1751 die Straßenräuber den sog. „armen
Bauern", der aber weit mehr denn 10000 fs.
Vermögen besaß und vor wenig Jahren
die dem Karthäuserkloster Buxheim gehörige
Herrschaft Bleß a. Iller hatte erkaufen
wollen, mit eigentlichem Namen Martin
Bauer aus Bleß, einem Wirt und leiblichen
Bruder zu ?. Beruh. Bauer aus Roth,
unweit von dem Ochsenhausenschen Pfarr-
dorfe Tannheim angegriffen, jämmerlich
ermordet, ihm bei 3000 fl. Geld geraubt,
dessen Leichnam in den Jllerfluß geworfen
haben, allwo er ans Schickung Gottes auf
einen Sandhaufen zu liegen gekommen und
»ach einigen Tagen erfunden worden ist. Er
kam von Lindau zu Pferd, kehrte zu Tann-
heim im Wirtshaus ein und weilen es
schon spät war, wollte ihn der Wirt als
guten Bekannten nicht entlassen, welches
aber der gute „Marte" recnsiret, sich be-
urlaubet hat und unterwegs den Mördern
in die Hände und dem Tod unter die
Sense gekommen ist.
Eine noch weit erschrecklichere Mordthat
hat sich unweit Immen st a dt i. A., einem
gräflich Königseck-Rothenfelsscheu Städt-
chen, und dem Hanptorte dieser Graf-
schaft, allwo ein Weibsbild von höllischer
Wut und Furi besessen einen armen
Hafenmann auf eine recht teuflische Art
ermordet. Es saß diese Bestie von einem
Weibsstück auf der Straße neben drei oder
vier ihresgleichen Jaunern, welche, als sie
diesen armen Hafenträger von fern an-
nahen sahen, sagte: „Hallo! Wer hat
Courage, diesen Mann auf die Haut zu
legen?" Die neben ihr sitzenden Gauner
bemerkten ihr, wie es ja nit der Wert
wäre, einen so armen Teufel wegen etwa
drei oder vier Gulden zu töten; siesolleden-
selben doch in Gottes Namen weiter ziehen
lassen. Dieser Ermahnung ungeachtet, habe
sie aber, sobald der unschuldige Hafenmann
bei ihnen angelangt, denselben gleich ganz
alleinig angegriffen, zu Boden geworfen,
ihm mit dem Mordmesser so viele tödliche
Stiche versetzt, bis er endlich den Geist
aufgegeben. Nach diesem schnitt sie ihm
den Leib auf, riß ihm das Herz heraus
und verbiß und verriß solches mit ihren
höllischen Rachenzähuen zu Fetzen, den
 
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