Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 18.1900

DOI Artikel:
Saupp, ...: Denkwürdiges aus der Geschichte des Klosters Wiblingen, [8]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15870#0085

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
78

ViniiiwürdigcF aus der Geschichte
des tllefterd Widlittgen»
Von Pfarrer Saupp in Wiblingen.
(Fortsetzung.)
Als 20. Abt folgte dem berühmten Ulrich
Halblüzel Johannes II. ans der Familie
Balm er, geboren in Hüttisheim. Er
war vorher Kantor in der Kathedralkirche
zu Freising, ergriff aber dann unter Abt
Ulrich die Klosterlaufbahn und war ein
fruchtbarer Schriftsteller. Schon im Jahre
1449 schrieb er ein „Lommentmr. in cant.
eantic. blr. Z46 et aliu", im Jahre 1450
ein „Textnm eanticorum clialoZorum
3ti. LreZorii", im Jahre 1463 ein „5pe-
culum peccatoris 3. PuZustini". Später
wurde er von Ulrich zum Prior des Kon-
vents ernannt. Als weitere Schriftsteller
aus dieser Zeit werden noch nachgetragen
Matthäus Sezing, Konventnal Wib-
lingens ans Jsny, der herausgab ein
.Pastorale 5. öre^orii NaZni" und einen
,,'Hactatus 3. VmbrosiiP ferner Johan-
nes Lopheim aus Alberspach, von dem es
heißt: „Irnnsscripsit pervennsto calamo
anno 14643.dreAorium supercant.eantic.
n. izo", anno 1466 ein „lVIonaclroiium
cle tribus votis et potissimnm Oe pes-
sinra proprietariorunr sscta" num. 284,
1471 3. Lernarctunr cle cant. cantie. und
Illomilias 3. PriAust. mit dem Wunsch:
„Uax seribenti, salus leZenti, laus Oeo
omnipotenti!^ Ein Johannes Frh, gleich-
falls aus Jsny, schrieb einen Iractatris
cle relormations coenoditarunr und ein
dreviarium.
Unter der Negierung des Abtes Johan-
nes II. (1473—84) nahm im Jahre 1479
der Abt Paulus von Elchingen eine Visi-
tation des Klosters vor, und der Erfnnd
habe sowohl in spiritunlibus wie in tem-
poraiidus sehr befriedigt. — Im Jahre 1478
nahm Graf Eberhard (im Bart) von
Wirtenbcrg mit Zustimmung des Grafen
Wilhelm von Kirchberg das Kloster in
seinen Schutz, da ihn der Konvent unter
Gutheißung von Papst und Kaiser zum
Beschützer bestellt hatte.. Der Vertrag
wurde am Donnerstag nach dem Fest des
hl. Othmar geschlossen unter dem Vorbe-
halt, daß es beiden Teilen sreistehen sollte
ein volles Jahr vorher den Vertrag wieder
zn kündigen, doch solle im Kündigungsjahr

das Schntzverhältnis sortdanern. Indessen
scheint trotzdem Graf Wilhelm das Vvgtei-
recht behalten zn haben, und er verlauste
dasselbe unbeachtet des Widerspruchs seines
Sohnes Philipp, der im Jahre 1510 ohne
Nachkommen starb, au Herzog Georg
von Ober- und Nicdcrbayern und Pfalz-
grafen vom Rhein, mit der Grafschaft
Kirchberg, der Herrschaft Wullenstetten
und Schloß Jllerzell um 31 000 fl. —
Nachdem Abt Johannes im Jahre 1482
auf einem Provinzialkonzil z u Bla u-
beuren den Vorsitz geführt hatte, legte
er im Jahre 1484 die Negierung nieder,
um Gott besser dienen zu können, und
starb am 22. Oktober 1497.
Sein Nachfolger Konrad Nh ne oder
Nanh (1484 — 1504) von Böhringen, er-
hielt durch ein Not» proprio des Papstes
Jnnocenz VIII. „ob celebre observantine
nomen" im Jahre 1488 Ring und Mitra
und andere Pönlifikalabzeichen und eröffnet
so die Reihe der insolierten Aebtc
Wiblingens. Am Fest Kreuzerhöhnng hielt
er zum erstenmal feierlichen Gottesdienst
in Uontitlcmlidus unter großem Zudrang
deS Volkes. Es sei dies in der Geschichte
Wiblingens einer der fröhlichsten und fest-
lichsten Tage gewesen, und es seien nach
einigen Autoren 500 nach andern gar
700 Gäste im Kloster bewirtet worden.
Auch Graf Philipp von Kirchberg mit
seiner Gemahlin (von Schauenburg) und
die alte Gräfin, eine geborene von Fürsten-
berg, und viele gelehrte Männer, Ooctores
et lVln§istri, hätten angewohnt. Ein lVl.
Llrristiunus, UrLeclicntor in Ulm sei Fest-
prediger gewesen und habe zum Text die
Stelle aus dem Buch Esther genommen:
,,<Zuicl clebet täeri viro, cguem rsx vnlt
lronornre!" Einen Glückwunsch habe n. a.
gesandt nebst einer Dedikation von Bücher»
der berühmte ^neobusOoclrerUIrilo-
lVIusus, orntor et poetn prnestLntissi-
mus et laurentus Liermnnorum Ppo-
plroretn, damals in Ingolstadt. Er habe ge-
schrieben: „NLtulitia Ireroico versu, clramn
luclicrum cle 3ene Pmatore num. 209.
Uosnrinm coelestis curiae Ule§iaco cmr-
wine. — Weiter ist über Abt Konrad
berichtet, daß er wiederholt Vorsitzender
bei Prvvinzialkapiteln war und öfters Visi-
tationen in andern Klöstern vorznnehnieu
hatte. Er starb im Jahre 1504, und der
 
Annotationen