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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 18.1900

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Der Tod des Herzogs Karl Alexander von Württemberg
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Kleinere Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.15870#0102

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95

und auf sehr schwachen Füßen stehend.
Dagegen wollten die Land stände nach-
weislich und vertragswidrigerweise nicht
einmal die dem katholischen Herzog und
seiner Familie — also dem eigenen
H err s ch erh an se — in Bezug auf
den katholischen Hofgottesdienst
gemachten minimalsten Einräumungen
ein halten, sondern haben die letzteren
auf alle und jede, schier unerträgliche
Weise einzuengen und zu erschwe-
ren gesucht, wie auch unmittelbar nach
dem Ableben des Herzogs das Benehmen
der maßgebenden Kreise gegen die katho-
lische Herzogin-Witwe als solche ein —
unbeschreibliches war und man sich nicht
scheute, direkt und mit Hochdruck, wenn
auch vergebens, ans ihre und ihrer Kinder
rasche Glaubensändernng in die protestan-
tische Landesreligion hinznarbeiten!
Weinere Mitteilimrivn.
Z ur Mu l ts ch crfra ge (S. 63 64). In Sachen
Multschers stehen neue Uebcrraschungeu bevor.
Multscher soll nun doch Maler (und nicht auch
Bildhauer?) gewesen sein; in London wurden vor
einiger Zeit sechs Bildtafeln angeblich von Multscher
aufgefundcn und von der Generalverwaltung der
Kgl. Museen in Berlin erworben, „welche (wenig-
stens eine) durch Inschrift beglaubigt sind.
Abbildungen der noch gar nicht ausgestellten Bil-
der sind vorderhand nicht zu haben; wegen et-
waiger Publikation steht auch noch nichts fest."
So lautete die kurze Auskunft und ist Näheres
vorerst nicht zu erfahren. Man darf in der Thnt
aus diese angeblichen Malwerke Multschers gespannt
sein, namentlich auch auf die Inschriften (!),
welche -auf Gemälden aus der ersten Hälfte des
15. Jahrhunderts eine wahre Seltenheit
waren, sowie auf die Provenienz wann, von wo
und wie dieselben nach England gelangt sein
sollen re.?! Eine gewisse Unterstützung gewinnt
die Annahme, daß M ultscher M aler gewesen,
immerhin durch die in Sterzinger Aufschrieben
hin und wieder vorkonnnende Bezeichnung: „Mei-
ster Hans der Tafel meister (!)" — Es ist
übrigens im allgemeinen bekannt, das; schon im
14. Jahrhundert in Ulm die Malerei blühte;
leider ist die neuere Kunstforschung den Spuren
zu wenig nachgcgnngen bczw. hat zu wenig da-
rauf geachtet. Als die ältesten Ulmischeu Maler,
die nicht bloß mit dem Vor- sondern auch mit
dem Geschlechtsnamen aufgeführt werden, gelten
B. (?)Wuruß um 1370, welchem alle Gemälde
mit einem im ersten Strich des Buchstabens
LV angehängten II zugeschrieben werden, Rudolph
Schaggan(s) um 1385 und Haus Beham
um 1399. Ohne Geschlechtsnamen werden als
Maler aus dem genannten Jahrhundert erwähnt:
Jakob um 1308(?) bis 1383; Ulrich um 1389;
Martin d. Ae. um 1398; ein n. Jakob uni 1398 ;
Meister Ulrich der Mäuler um 1399. Noch zahl-

reicher sind die Maler aus dem folgenden Jahr-
hundert : Peter, um 1407 ; Ulrich, Meister Ulrich, um
1407, 1417; Meister Lueas der Maler um 1412;
Rappo lNapp?) mir 1417; Martin d. I. um 1414,
1426, 1434; Meister Jakob um 1414, 1416,
1461; Meister Clasuis um 1460, 1481, 1484;
Hans Haller um 1469 (Maler Hans von Hall?);
Maler Hans Degeler um 1443 (s. Jäger,
Ulms rc. Leben in M. A. S. 582-^585; Kunst-
blatt; Weyermann). In der ersten Hälfte des
15. Jahrhunderts und noch etwas darüber hinaus
lebte und wirkte nun auch der aus dem Allgäu
stammende Künstler Hans Alu lisch er, welcher
seit einiger Zeit die Aufmerksamkeit der schwäbi-
schen Kunstgeschichte in hohem Grade auf sich
zieht. Wie übrigens in einen: Artikel der Bes.
Beil. Nr. 1/2 vom 2. Februar d. I. des „Württ.
Staatsanzeiger-": „Zur schwüb. Kunstgeschichte"
gesagt werden kann, die Ausgrabung dieses Mei-
sters scheine selbst in unserer schwäbischen Heimat,
die sie zunächst angehe, noch nicht allgemein be-
kannt zu sein und aus der Litteratur bloß den
Artikel: „Ein neuer Meister der Ulmer Schule
von M. Bach in Lützows „Zeitschrift für bil-
dende Künste" von 1898 dafür anzuführen weiß,
ist nicht recht verständlich, sofern das „Archiv
für christliche Kunst" und das „Dwecsanarchiv
von Schwaben" die ersten waren, welche hierzu-
lande auf diesen Meister wieder hiuwieseu und
seit sieben Jahren sich mit ihn: beschäftigen.
Itecll.
Zwei Aktenstücke aus der Zeit des
Josephinismus.
In: Stadtarchiv Gmünd finden sich folgende
zwei Actenstückc:
„Es ist allerdings ein bekannte Sache, welch
große Mißbräuch und Jnsolenzieu bei) denen die
Äusfuehrung Christi vorstellcudcn Processionen,
die man in ansehnlichen Ortschafften, besonders
aber in Staedten und Märkten an de»: heiligen
Charfreytag abzuhalten pfleget, unterläufst» und
daß bey Gelegenheit solcher Processionen zumal,
wem: inan solche bey der Nacht nnstellet, ver-
schiedene Excesse und Ausschweifsungen begangen
werden. Da man nun von Seiten eines hiesig
hohen Ordinariats derlei) Unanständigkeiten und
Mißbräuche, wordurch das Leiden Christi manch-
mal mehr mißhandelt, als verehret wird, fürohin
nicht wohl gedulden kan, noch wil, so wird dem
Herrn Stiftdecan anmit von bischöflichen Vicariats
wegen eommittiret, seinen unterhabendeu Herrn
Capitularen, wo eii: derley Proeession bischer»
gehalten worden, sogleich zu bedeuten, daß sie
nach vorläufiger Unterredung mit der Ortsober-
keit, welcher die Sache mit allen Umständen auf-
geziemende Art vorzustellen ist, solche Proeession
ab- und statt derselben eine stille Beth- und Butz-
procession und zwar beyn: Tag anstellen sollen,
wie dann der Herr Stiftdecan seines Orts das
Nämliche zu beobachten auch ob und wie solches
in Vollzug gebracht worden, seiner Zeit gehor-
sambsten Bericht zu erstatten. Im äecretum in
reverenclissiino vicariatu ^u^uslae den 22. Febr.
1783. Thomas Jos. de H a i d e u, provicarius."
So wurden damals die althergebrachten Pas-
sionsspiele unterdrückt.
Ein anderes Schriftstück giebt Kunde davon,
 
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