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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 18.1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.15870#0103

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wie inan damals teilweise für Erhaltung der
Gotteshäuser sorgte. Am 12. Mai 1779 berichtet
Joseph .Haegele, Bauersmann von.Neichcnbach,
der Pfarrei Dewangen, OA. Aalen :
„1. in seinem Ort Reichenbach seyen 2 Ca-
pellen, ') worin man Nies; lese. Der Kirchensntz
gehoere nach Schmaebisch Ginnend. Weil aber
im Ort elwangisch und schmaebisch Gmünder llnter-
thanen seien, so wären auch 2 Heiligcnpfleger
non beiderlei Herschaften. Die Oberpflege aber
sei beim schwaebisch-Gmünder Hospitalamt, von
ivo anS
2. Herr Hospitalmeister, ein sehr eigcnmächtig-
und gewnltthätiger Mann über 28 Jahr her keine
Rechnung mehr über gemeldete Capellen gestellt hat.
3. Mehr gesagte Capellen seien allerdings
sehr zum Einfallen ruinös und so übel bestellt,
daß es vor benachbarten Lutheranern ein Schand
wäre. Jedennoch lasse Herr Spitalmeister ledig-
lich nichts repariren.
4. Ohnerachtet die Capellen gute Einkünfte zu
Fall- und Bestnndfeldgüter, jaehrlichcn Gülten,
auch zu Zins ausstehenden Cnpitalien hätten,
8. bekomme er Unterpfleger von Allem keinen
Kreuzer zu Händen.
6. Ueberdies wolle Herr Hospitalmeister auch
die sonst herkömmliche, jährliche Gottesdienst,
Jahrtag und Kirchenfest nicht mehr bezahlen.
Die Capellen sind dergestalt ruinös und bau-
fällig, daß es ein Spott und Aergerniß ist und
letzhin der Opferstock ausgeplündert worden, das
Altartuch gestohlen und die Blumenstock ruinirt
worden. Und dennoch will er (der Hospital-
meister) nichts repariren lassen, sondern die Ge-
meinde soll es thun. Die Thurmfenster und
Mauern sind ebenfalls ganz baufällig, so wie
auch in der Pfarrkirche zu Dewangen, allwo die
Fahnen zu den Kreuz- und Wallgaengen der-
gestalten zerrissen, daß es ein Spott ist vor ehr-
lichen Augen. Ich habe zwar 2 davon voriges
Jahr durch den Heiligenpflegcr allster (d. h. Ds-
wangenst dahin (nach Gmünd) zur Neparirung
gcfuehrk. Aber er hat selbe eben so zurueck-
geschickt und vermeldet: er bedarf keiner Fahnen,
die Bauern sollen sie machen lassen. Und den-
noch hat das Spital in Zeit von 11 Jahren aus
den Hciligenguetern nahezu 3000 fl., ohne Gülten
und Zehnten zu rechnen."
Beide Schriftstücks sind ein weiterer Beleg
für die feindliche Stimmung gegen die Prozes-
sionen, welche damals in den sogenannten „auf-
geklärten" Negierungskreisen herrschten. Wie'
man die Passionsspiele und -umzöge verbot, so
wollte man die für alle Prozessionen nötigen
Fahnen nicht einmal reparieren lassen.
Th. S ch ö n.
Ein zeitgenössis ch er Beri ch 1 ü öer
Ehingens trauriges Schicksal im
Jahre 10 8 8.
Die neue Oberamtsbeschreibung Ehingen,
Seite 269, giebt einen Auszug aus der Ehinger
Franziskancrchronik über den Einfall der Fran-

H Die OA.-Beschreibung Aalen, S. 220 kennt
nur die Kapelle zu St. Othinar.

zosen in Ehingen am 13. Dezember 1688. - Wei-
tere Daten hierüber giebt der Neutlinger deutsche
Schulmeister Lorenz Hofstätter (geb. 5. August
1629. in Rcgensbnrg, -j- 14. Februar 1692) in
seiner Neuttlinger Chronic (histor. Handschr. d.
k. ösf. Bibl. in Stuttg. Folio 2 > ' Seite 920:
„Es wurd diesen Mittwoch (12. December) aber-
mahls ein groß Schrecken vom Land herein in
die Statt gebracht; von Ehingen, einer öster-
reichischen Statt, 8 Weil von hier oder 10 Stund,
von 4<>0 Burgern ist zu melden, daß die Fran-
zosen auch ,8000 fl. an sie begehrt haben Brand-
schatzung, welches der Statt und Burgerschasst
aber unmöglich gefallen aufzubringen, dahero sie
hin und wider sich umb Gelt, solches,zu entlehnen
beworben. Sie kundten aber keins bekommen,
weil» die, Lenthe das Geld geflehnet (geflüchtet)
oder sonsten auf die Seiten geraumet. Doch
nach langem Bcmuehen haben sie es endlich äuf-
und zusammengebracht, dahero die Statt 2 aus
ihre Bürgern abgeschickt, dis Franzosen zu suchen
und ihnen anzuzeigcn, daß sie nunmehr das
Gelt zusammen gebracht; sollen nur sage», wohin
inan es ihnen liefern solle. Als nun dise 2
Bürger 3 Stund weit von Ehingen warn/kamen
ihnen die Franzosen entgegen, denen sagten sie
solches. Die aber zu den Zweyn gesagt: sollen
nur mit ihnen umbkehr». Sie wcrn eben auf
dem Weg, daß sie es selber holen walten. Als
nun die Franzosen in die Statt kommen, sich
selbsten einlogirt und das Gelt zu ihrn Händen
(S. 921) gezogen, hat man ihnen Speis; und
Tränck, nach Genüge verschaffen müssen. Des;
andern Tags (13. 'December) früe nach 7 Uhr
versambleten sie sich also, das; die Bürgerschafft
nicht anderst mepnten,' als daß die Franzosen
wider fort marschirn woltsn. Sie aber fiengen
an zu plündern, hernach die Häuser in den Brandt
zu' stecken und wollen den Schultheißen mit
Briglen zwinge», er solle selbsten das Nathhauß
anzunden. Der aber sagte: er wolle eh sein
Leben vcrliehrn, ehe er solches thun wolle. ES
were wider sein Pflicht und Epd, worauf die
Franzosen, das Closter und andere Häuser an-
gezündet und nicht nachgelassen, bis; 36. Hauser
von Oben biß auf den Boden verbrunncn sind.
Des; Herrn Zwifaktischen Hoffmeister Bernhard
Knittels junger Sohn Franz Christoph war
damnls auch in der Simst Ehingen, sähe die
Brunst zu. Hernach gieng er hieher, umb solches,
seinen Eltern anzuzeigen. Indem reifete die
Frau Hoffmeisterin mit dem Sapler Heinrich
Eiselohr von hier auch ab, vorfehleten aber
einander unterwegs, also daß sie einander nicht
antraffen. Ich habe selbsten mit einem Botten,
der ein Burger zu Ehingen war, im Hoff allster
den 8. December geredet. Der sagte: als er den
3/13 December, Montag zu Ehingen were aus-
gangen, seye noch kein einziger. Franzos alda
gewest und habe die Statt noch nichts von diesem
Nnglük gewust. Abends aber selbigen Montags
weru die Franzosen zu Ehingen ankommen und
dises Unalük angerichtet. Die Hoffmeisterin ist
Sontag wider hieher kommen, bloß ehe die
Thor von den Franzosen besetzt worden allster."
'Th. Schon.

Stuttgart, Buchdrnclerei der Akt.-Ges. ..Deutsches Valksblntt".
 
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