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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 18.1900

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Bach, Max: Meister Stephan Lochner aus Meersburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.15870#0121

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— 114

Ratsherrn wählte, was darauf schließen
läßt, daß er eine angesehene Stellung sich
erwarb. Zuletzt sehen wir Stephans Namen
im Jahre 1450 bei dem neuen Turnus in
der Reihe der Ratsherrn rwn Köln ein-
geschrieben; die Natöliste fugt jedoch seinem
Namen ein ch bei, um kund zu geben, daß
er wahrscheinlich im Amte, also während
des Jahres vom Christfest 1 450 bis dahin
1451 gestorben sei» muß.
Allem nach ist der Meister, der im
Jahr 1451 in Köln herrschenden Pest
erlegen; das wird dadurch noch bestätigt,
weil der Pfarrsprengel von St. Alban,
in welchen, Meister Stephan der Kirche
fast gegenüber wohnte, von dem Nebel
anfS schwerste heimgesncht wurde. Der
neben der Kirche gelegene kleine Kirchhof
war dermaßen angefüllt, daß keine Leichen
mehr nntergebracht werden konnten und
Priester und Pfarrgcnossen sich vor großem
Gestaute weder in der Kirche noch ans
dem Kirchhofe anfhalten konnten. Da
wandte sich der Pastor, der Theologie-
Professor Paulus von Gerresheim und
seine vier Kirchenmeistcr am 22. September
1451 an Bürgermeister und Rat der
Stadt und begehrten, daß ihnen gestattet
werde, einen der Kirche gegenüber befind-
lichen freien Platz, zwischen des Kirchcn-
meisterS Heinrich Hardefnyst und Stephan
Locheners des Malers Hause, loschen und
die Leichen darauf begraben lassen zu
dürfen.
Die Sage, welche ein späterer Chronist
mitieilt, Stephan sei in großer Dürftigkeit
im Spital gestorben, kann sich darauf be-
ziehen, daß der Künstler, um der An-
steckung zu entgehen sich in ein öffentliches
PesthanS geflüchtet hat, wo er dann der
Seuche erlegen ist.
Die Schulden, welche ans seinen Häusern
noch lasteten, konnte Stephan nicht mehr
tilgen, so daß seine Gläubiger dieselben
an sich zogen (7. Januar 1452). Von
seiner Frau ist nicht mehr die Rede, viel-
leicht war sie ihm im Tode schon voran-
gegangen. Möglich, daß Krankheit die
Hand des Künstlers gelähmt und so ihn
unverschuldeter Verarmung cntgegengeführt
hat; wenn man übrigens sein herrliches
Werk betrachtet, so ist anS stilistischen und
kostümgeschichtlichen Gründen kaum denkbar,

die Vollendung desselben lange vor die
Zeit seines Todes zu setzen.
Man hat früher, anö verschiedenen
monogrammalischen Zeichen, welche auf
den Außenseiten der Flügel und zwar ans
den Steinplatten des Bodens vom Gemache
der heiligen Jnngfran sich befinden, die
Zahl 1410 heranslesen wollen. Daö sind
aber nichts anderes als Steiinnetzmarken,
! wie solche die alten Maler häufig bei
vorkommenden Bauten ans ihren Gemälden
angebracht haben. — Die vorkommenden
sehr reichen Kostüme weisen für den Kenner
alle ganz entschieden auf die Milte des
15. Jahrhunderts und es geht wohl nicht
i an, das Allarwerk schon bald nach Er-
richtung der Nathanskapelle, was 1426
erfolgte, entstehen zu sehe». — Uns inte-
ressiert aber hauptsächlich die Herkunft des
Meisters. Die Annahme verschiedener
i Forscher, daß er ganz der Kölner Schule
angehöre und ein Schüler Meister Wil-
^ Helms gewesen sein soll, widerlegt sich
sofort, wenn man die geschichtlichen Daten
mit denjenigen Meister Wilhelms vergleicht.
Wilhelm von Herle war schon 1358
in Köln verheiratet und war 1378 nicht
^ mehr unter den Lebenden; Stephan wird
erstmals 1442 erwähnt und muß zu dieser
Zeit noch kein alter Mann gewesen sein.
Ein volles Menschenleben liegt also zwischen
diesen beiden Daten, so daß unmöglich an
irgend ein Schulverhältnis gedacht werden
kann. Stephan kam offenbar schon als
vollendeter Künstler nach Köln und kam
dort bald zu hohem Ansehen. Die Kölner
Schreinsnrknnden nennen ihn wiederholt
als von „Costanö", „CostinS" gebürtig,
sein Name wird teils Loechner, Lochner
oder auch Lochener und Loychener ge-
schrieben; Lochner ist aber die allein rich-
tige Lesart, sie entspricht ganz dem schwä-
bischen Sprachgebrauch der Gegend um
den Bodensee, ich erinnere nur an die
Wöchner und ähnlich klingende Namen
dieser Gegend.
Genauere Aufschlüsse über seine Ab-
stammung erteilt ein Schreiben vom
16. August 1451, welches der Rat von
Köln an Bürgermeister und Rat zu MeerS-
bnrg, seinem Heimatsort, abgehen ließ.
Hierin bittet derselbe ans das Begehren
ihres Bürgers Meister Stephan des
Malers, genannt Lochner, ehelicher Sohn
 
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