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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 18.1900

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Zeidler, Jakob: Aus dem Schul- und Theaterleben in Ottenbeuren
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https://doi.org/10.11588/diglit.15870#0141

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134

lienischen, jetzt französischen Chören oder
Arien wechselten, war sehr groß." Da der
Kurfürst durch Depeschen plötzlich nach
München abberufen wurde, kam es nicht
zur Aufführung und wurde dem hohen
Gaste vom Verfasser im Druck überreicht.
Unter Abt Rupert II. wurde auch ein
ordentliches Theater im Stift eingerichtet.
Spiegler malte für 300 fl. den Plafond
des Komödiensaales, und 1726 wurde „das
neue Theater nach dem Salzbnrgischen mit
zwölf vollständigen Veränderungen, die durch
zwei angebrachte Wellbänme schnell her-
vorgebracht wurden, verfertigt. Der hiesige
Arbogast Thalheimer samt drei Gehilfen
malle dasselbe. Die vier Maler erhielten
neben der Kost alltäglich 1 fl. 56 kr., drei
Schi einer 44 kr. Das Stück Leinwand
zu 60 Ellen wurde mit 11 fl. bezahlt.
Der Statuar Volpini lieferte für 450 st.
8 Statuen auf die Gesimse des Saals." H
Schon 1734 wird wieder erwähnt, daß
der Maler Sichelbein für Arbeiten im
Refektorium »nd im Theatersaal 1100 fl.
erhielt, jedoch die Gesellen selbst zahlen
sowie „Farbe und Gold" selbst schaffen
mußte. Schon 1719 malte der Venetianer
Signore Amiconi vor der roten Abtei,
wo die Vorstellungen stattfanden, eine
„»chtholvgische Vorstellung einer nach Gott
strebenden Seele, welcher Herkules mit der
Keule zur Seite geht und sie von den
Laster» hinweg gerade zu Jupiter führt."
Der Stoff dieses Gemäldes begegnet auch
in dramatischen Darstellungen der Zeit.
Volpini erhielt 75 fl. für seine Arbeit.
Damals malte Zobel von Memmingen
die Plafonds des Refektoriums für 200 st.,
jene der Bibliothek für 300 fl. Der Nach-
folger Ruperts II., Abt Anselm Erb
(1740 bis 1767), leitete das Hauswesen
im glänzenden Stil seines Vorgängers
weiter.
Bei der Jubelfeier des Snbpriors Kon -
sta ntin Storff 1748 wurde in Gegen-
wart des Weihbischofs von Wien Franz
Anton Marxer und zahlreicher Gäste
während des Mittagmahles ein Festspiel
in melvdramatischerForm gegeben: „)ubi-
lusexuIknirtisOttenbur ne super
L m pl i ss i m n irr ^rntiLM, cxun il-
') Bergt. I. Zeidler, Bll. d. Ver. s Landk.
v. N.-Oe. 1893 S. 22 ff.

lustrissiurus .... O. O. Uraucis-
cus T^irtoirius iVlnrxer Oci et
T^postolicae seckis Zr-rtin epis-
copus cIrr)-sc>po1itLirus elec-
tus ste. etc. etc. iir so 1 eirriri pri-
mitiLrulrrjubiloLIrirr.rsverelrcki
.... U. Consta nti ui 5torlf ....
publica, e eatlreckra ckicere 6i§-
»ratus est. Ottenburae 7O 1748.^
Aehnliche Festspiele wurden 1757 und
1762 bei Gelegenheit von Jubelfeiern des
Abtes Anselm aufgeführt. Das eine trägt
die chronologische Aufschrift: „INaZo
Profession e aL saLerOotlo
IVblOael T^bbatls."
Das Jahr 1766 brachte mit der Feier
des tausendjährigen Bestandes eine ganze
Festwoche in Ottenbenren, welche die ge-
samte schwäbische Klosterwelt in dem ur-
alten Stifte versammelte. Neben den kirch-
lichen Feierlichkeiten gab es zahlreiche Kon-
zerte, Deklamationen, Theateranfführungen
und Schmausereien, bei denen Tausende von
Menschen mit Speise und Trank gelabt
wurden. Die Chronik bemerkt: „Die ganze
Feierlichkeit, wie sie veranstaltet und ans-
geführt wurde, kostete den Auszügen der
Oekonomierechnnngen gemäß 45 378 fl.
45 kr., wonach sich die spaten Nachkömm-
linge nach andern tausend Jahren gefälligst
benehmen mochten." Den Höhepunkt der
weltlichen Festlichkeit bildete die Aufführung
der Oper: „Fleeste Ubaebi et Xmoris
Leneücio Ueckiviva", Text von k. Au-
gustin Bayrhamer, Musik von Benedikt
Kraus, der ehemals Kapellmeister in
Triest gewesen war. Die Oper wurde
während der Festoktav viermal unter immer
steigendem Beifall wiederholt. Sie begann
um 5 Uhr abends und endete nach zwei
Stunden. „Das Stück fiel ausnehmend
gut aus; das Schattenspiel, welches die
Annäherung der unterirdischen Schatten und
besonders jene der wieder zurückkommenden
Alzeste schön vorstellte, das von einem In-
genieur ans München künstlich geleitete
Feuerwerk, welches mit aller Kraft los-
brach, als die Riesen es wogten, des Ju-
piters Himmelsburg auf mehreren über-
einander getürmten Bergen zu bestürmen,
und endlich die von unserm damaligen Ton-
künstlcr, Herrn Benedikt Kraus, trefflich
gesetzte Musik, wovon auf Höchstes Be-
gehren manche Stücke und Arien wieder-
 
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