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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 18.1900

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Mone, Fridegar: Kritik der Wappen der Minnesinger aus Schwaben, [33]
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Geschichtskalender der Reichsstadt Rottweil mit Neujahrswunsch des Gerichtsprokurators Bonaventura Schlech
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https://doi.org/10.11588/diglit.15870#0149

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142

Beweis erbracht. Wer »ach eingehendem
Studium der Heraldik die Wappen des
Mauesse-Codex prüft, wird gerade die ent-
gegengesetzte Ansicht von Zangemeister ge-
winnen. Zur Begründung meiner Be-
hauptung führe ick das Helmkleinod des
Herzogs Johann I. von Brabant an, der
als Minnesinger und als Sieger über
den Erzbischof von Köln in der Schlacht
bei Wöringen 1288 (5. Juni) bekannt
ist. Ob Heinrich von Klingenberg, Bischof
. von Konstanz und Kanzler König Rudolfs !
von Habsbnrg, mit Johann I. von Brabant
persönlich bekannt geworden ist, oder ans
welchem Liederbnche er das Wappen des
letzteren und seine Lieder in sein Sammel
werk ausgenommen habe, dafür ergeben sich
vielleicht aus folgenden historisch festge-
stellten Thatsachen einige Anhaltspunkte.
Am 29. April 1290 schrieb König Rudolf
von Erfurt ans, wo er vom 14. Dezember
1289 bis 9. November 1290 sich anfhielt
und wohin er auch am Ende Juni oder
l. bis 3. Juli 1290 seinen Kanzler,
späteren Bischof Heinrich von Konstanz,
kommen ließ, dem Herzog Johann von
Brabant. Er teilt mit, daß er letzteren
in Schutz und Schirm nehme, und ihm
sein Geleit znsage. Mit anderen Worten,
er hat dem genannten Herzog einen könig-
lichen Reisepaß (Geleitsbrief) für den Fall,
daß er nach Erfurt reise, gesendet. Dieser
Brief (Böhmer, re§estn imperii), 29. April
1290, beweist, daß damals Johann von
Brabant in jene Stadt zu reisen beab-
sichtigte und seinen Weg über Köln und
durch das Gebiet seiner Feinde nehmen
wollte. Wann er nach Erfurt kam, ist
nicht bekannt. Am 4. Juli war der spätere
Bischof von Konstanz in der genannten
Stadt bei der Hochzeit der Nichte des
Königs zugegen. Bei dieser Gelegenheit
oder um diese Zeit konnte eine persönliche
Begegnung des Herzogs Johann von
Brabant und des Dichters Heinrich von
Klingenberg stattgefnnden haben.
Nr. 9 Tafel 5. Herzog Iohann I.
von Brabant. Eigentlich sollte der
Name dieses Dichters im Manesse-Codex,
an der siebten Stelle, nicht an der nennten
anfgeführt sein, denn im Range folgen die
Markgrafen nach den Herzogen. Man
erwartete also diese Reihenfolge: 5. Herzog
Heinrich von Breslau. — 6. Herzog von

Anhalt. — 7. Herzog Johann I. von Bra-
bant. — 8. Markgraf Otto von Branden-
burg mit dem Pfeile. Ans welchen Gründen
die Reihenfolge nach dem Range hier ver-
ändert wurde, wird an einem anderen Orte
zu erörtern sein.
Bekanntlich hat man diesen Herzog von
Brabant auch als den Erfinder des Bier-
branens erklärt, indem man behauptete,
aus )emr ()nn) primus (Johann I.) sei
das Wort önmbrmus entstanden.
Auf dem goldenen Helme ist als Zier ein
feuerspeiender Lintwnrm (Lind-
wurm), dessen Schwanzspitze in einem
Lindenblatte endet, angebracht. Man er-
wartet aber als Helmkleinod den goldenen
Löwen (ganz oder wachsend), wie er im
schwarzen Sckilde von Brabant geführt
wird. Um jene Helmzier zu erklären, darf
man vielleicht an die Legende der hl. Ger-
trud, der Tochter Pipins, Herzogs von
Brabant, um 650 denken. Der Schlüssel
zur Erklärung des feuerspeienden Drachens
scheint aber am nächsten in folgendem zu
liegen. Die Stelle bei Chrysostomus
(Iromil. 6i ad T^ntioclreirum popnlum)
schildert, wie der Christ nach Empfang des
hl. Abendmahles beschaffen sei: tanquam
lecmes i^ilm i'^nem spirantes ab illa
mensn recedamus facto diabolo terri-
bile3. Diese Stelle steht im Brevier bei
der Fronleichnams-Oktave. Bekanntlich ist
dieses Kirchenfest in Lüttich in Brabant
vor 1264 zum erstenmale gefeiert worden,
also zur Zeit als Herzog Johann dort
regierte.
(Fortsetzung folgt.)
Lcll. GeschjchtMalinider der (reichS-
stadt Kottweil mit MelljahrAmmsch
deF Gerichchprolrurator^ Wcmadeu-
turu Schuch.
In der Knpferstichsammlung des N.
Forrer in Straßburg befindet sich ein
41 cm hohes und 30 cm breites in Holz-
schnitt ansgeführtes Rvttweiler Kalender-
blatt für das Jahr 1600 in Folio und
Bordüre, welches aus Figuren- und Wappen-
bildern zusammengesetzt und dessen Mittel-
raum durch ornamentale Borden in drei
Teile zerlegt ist. Oben steht in einer Kar-
tusche: „Ich winsch euch ein gut glückhafft
new Jar"; rechts und links davon para-
dieren in Mantel und Harnisch die Kaiser
 
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