Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 18.1900

DOI Artikel:
Reiter, Joseph: Kirchenpatronatsfragen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15870#0160

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
153

A; irche > iMtro » a t -i fr a g en.
Von Pfarrer Reiter.
Die Kataloge nenne» als Kirchcnpatro-
nin von Baisingen die hl. Anastasia,
die OA.-Beschreibung von Horb aber
spricht S. 133 von einer der hl. Anastasia
geweihten Pfarrkirche zur Jungfrau Maria.
Worauf sich dieser letztere Zusatz gründe,
konnte ich bis jetzt nicht ermitteln; sicher
ist, daß die „Kapelle zn Bössingen" ehe-
dem mehrere Patrone hatte. („D.-A." 1895
S. 23.) Statt A nastasia erscheint aber
in einigen alte» Urkunden (z. B. von 1589)
der hl. Anastasius, welchem in unserer
Diöcese die Kapelle zu Ittenhausen,
OA. Niedlingen, geweiht ist. Diese Ver-
wechselung von Anastasia und Anastasius
läßt sich vielleicht daraus erklären, daß
der Genitiv St. Anastasien sowohl als
Genitiv von Anastasia als auch von Ana-
stasius anfgefaßt werden kann »nd auf-
gefaßt worden ist. Die Kirchenpatronats-
frage selbst ist freilich durch die Erklärung
nicht entschieden.
Die Kapelle in Hausen, früher Filial
von Ehingen, seit 1812 Filial von Allmen
dingen, hat oen hl. Cyrnö znm Patron,
dessen Patronat ganz einzig dasteht und
zu ganz besonderen Nachforschungen anregt.
Leider haben dieselben bis sitzt zn keinem
Ergebnis geführt. Folgendes sei jedoch her-
vorgehoben :
Der hl. Cyrnö war nach Guenebanlt
ein Arzt und stammle ans Syrien. Er
wurde mit Geißeln geschlagen, in sieden-
des Oel geworfen und zuletzt enthauptet.
Dargestellt wud er als Märtyrer mit
seinen Marterwerkzeugen. Er gehört zn
den lwAioi IllaumLtui'Aoi alrar§)-roi der
orientalischen Kirebe. (Diese Heiligen ein
Analogon zu den 14 nuxiliatores in der
abendländischen Kirche.) 7Vnar§>mos — ar-
Aento carens, merceclcln non rscipiens,
beirelrcin nitro no spante sine inercerle
conlerens. „Urolessione ineclicus (gurun
esset ^lexrmäriae, sine rilin niercecle
artenr srianr exercenclo simul Oiristi
66em clocuit." Das Fest des Heiligen
wird am 31. Januar gefeiert.^ Ist nun
dieser Heilige wirklich der Heilige in
der Kapelle zu Hausen? Wenn man be-
denkt, daß in Hansen das Patrozinium am
12. September begangen wird und der

Heilige als Bischof abgebildet erscheint,
so wird man auf den hl. Syrns hin-
gewiesen, welcher auch im Kalender am
12. September genannt wird.
Dieser Syrns, nach Gncnebanlt Ironore
am 9. Dezember, war der erste Bischof
von Paoia im 4. Jahrhundert und wird
dargestellt, wie er einem Menschen die
heilige Kommunion reicht, welcher einen
Dämon hinter sich hat und ans dessen
Mund Flammen Hervorkommen. — In
der W. Kirchengeschichte vom Calwcr Ver-
lagsverein heißt es S. 702: „Im Jahre
1150 erscheint Voll als dem Domkapitel
Konstanz zinöpflichtig. W. U. 2. 96.
Dagegen weist der Heilige der Kirche
Syrns ans ein hohes Aller der Pfarrei,
die dann ähnlich wie Lorch von Kanoni-
kern schon früh besorgt worden sein könnte."
Hat Voll wirklich den hl. Syrns als
Kirchenpalron verehrt, so daß Cyriakus,
welcher in den Büchern als Patron ange-
geben ist, zn streichen wäre?
In Bärenbach, Pfarrei Salach, so-
wie in einer Kapelle zu Mietingen sind
die hl. Ottilia und die hl. Lucia gnädig.
Wir haben hier wohl einen Beweis dafür,
daß neben Ottilia auch die hl. Lucia als
Patronin der Angenleidcnden und Blinden
verehrt worden ist, wozu ihr Name An-
laß gegeben hat. (Vergl. „D.-A." Jahrg.
1895, S. 137.)
Die hl. Ottilie wird auf Kircheubildern
dargestellt als Abtissin in schwarzer Ordens-
tracht, in der Hand ein aufgeschlagenes
Buch, ans dessen gegenüberstehenden Blät-
tern zwei Augen angebracht sind. Zu-
weilen ruhen diese Auge» ans einem weißen
Tüchlein, mit welchem die Maler wohl
das Taufiüchlein bezeichnen wollten. (Batist
^ ursprünglich Tanflüchlcin, später Name für
feine Leinwand überhaupt.) Mit diesem
Tüchlein dürfte es in Zusammenhang zn
bringen sein, wenn z. B. in der TheodorichS-
kapelle in der Nähe von Nottenbnrg bei
dem Bild der hl. Ottilia von den Angen-
leidenden Tüchlein anigehängt wurden.
Die frühere Kirche auf dem Bussen
l war dem hl. Leodegar geweiht. Weleber
Heilige ist jetzt Kirchenpatron ans de.»
Bussen? Der Diöcesankatalog vom Jahre
1876 nennt Maria, der von 1889 den
hl. Johannes, meine Zusammenstellung be-
l zeichnet als Patrone iVlnria sub cruce und
 
Annotationen