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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 18.1900

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Beck, Paul A.: Schwäbische Biographien: Moritz Thoman, Missionär aus Langenargen (1722-1805)
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Nachtrag zum Album Ochsenhusanum
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https://doi.org/10.11588/diglit.15870#0198

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191

arge» am Bodensee, einer damaligen gräflich
Montfortschen Nebenresidenz (nicht zu Lent-
kirch, wie anderwärts zu lesen ist), gestorben
am 19. Dezember 1805 in Bozen, stu-
dierte zu Bozen und Innsbruck die Aruici-
wissenschaft, konnte aber seine Studien
armutshalber nicht ganz vollenden und
wanderte in solcher Not im Winter 1747
als Pilger verkleidet nach Nom, woselbst
er das heilige Geistspital unter dem be-
rühmten Or. Camillo de Camillis besuchte.
Hier erwachte in dem begabten und streb-
samen, aber mittellosen Kandidaten der
Heilkunde die Idee, dem Seelenheile der
Heiden und Wilden seine Kräfte zu widmen.
In Ausführung dieses Entschlusses trat er
zu Nom Ende des Jahres 1750 in die
Gesellschaft Jesu ein, promovierte im Auf-
träge und auf Kosten des Ordens auf der
Hochschule von Macerata znm Doktor der
Medizin und Philosophie, legte zwei Jahre
darauf in Lissabon die feierlichen Ordens-
gelübde ab und erhielt im Herbst 1755 im
Kollegium von Goa in Ostindien die
Priesterweihe. Hier widmete er sich mit
größtem Eifer der Seelsorge, wurde indes
schon bald zu Anfang des Jahres 1757
nach dem portugiesischen Afrika als Mis-
sionär zu den »och in die tiefste Wildheit
versunkenen Völkern an der Osttuste von
Südafrika, der Insel Madagaskar gegen-
über, abbernsen. Auf äußerst schmierigem
Posten wirkte er hier mit größter Auf-
opferung und machte auch seine ärztlichen
Kenntnisse sehr nutzbar, bis er mit andern
OrdenSgenosseu im Herbst 1759 plötzlich
und ganz unerwartet von den Portugiesen
ins Gefängnis und im Sommer 1761 nach
Portugal abgeführt wurde. Alle Jesuiten
wurden nämlich damals in diesem Lande
sowie in dessen Kolonien infolge der be-
kannten Ereignisse daselbst und der durch
den Minister Pombal über den Orden
verhängten Proskription als Staatsgefangene
eiugezogen. Nach einer schrecklichen See-
reise wurde Th. nebst einem Teile seiner
Leidensgefährten, darunter zwölf deutschen
Jesuiten, in der auf dem rechten Ufer deö
Tajoflnsses gelegenen bekannten Festung
S. Jnliao, da wo derselbe sich in das
Atlantische Meer ergießt, drei Stunden
westlich von Lissabon, in einem unter-
irdischen, dunkeln Gelasse 16 Jahre ohne
Verhör, Untersuchung und Urteil und ohne

allen Verkehr mit der Welt unschuldig
eingekerkert. Im feuchten und brüchigen
Gemäuer blieb jeder Fingerdruck sichtbar;
das modernde Holzwerk hielt kaum mehr
zusammen und die dumpfe, mephitische Lust
erschwerte das Atemholen. Sein starker
Geist, sein gutes Gewissen und Gottver-
tranen sowie seine feste Gesundheit über-
wanden jedoch alle diese unsäglichen körper-
lichen und seelischen Qnalen. Endlich im
Jahre 1777, nach dem Ableben deö Königs
Joseph Emannel von Portugal, schlug ihm
die Befreiungsstunde und am 18. Juli deS
genannten Jahres verließ er dieses Land.
Seine Landesherrin, die Kaiserin Maria
Theresia von Oesterreich, warf ihm einen
anständigen Ruhegehalt aus, den er in
der Stadt Bozen, welcher er von seiner
Studienzeit her immer eine große Anhäng-
lichkeit bewahrte, in stiller Zufriedenheit
und wegen seiner hohen Tugenden allgemein
verehrt, mit einem hohen Alter begnadet,
genoß. Seine merkwürdigen Lebensschicksale
hat er in einer auch ethnographisch inte-
ressanten Autobiographie: „Manriz Tho-
mans, ehemaligen Jesuiten und Missionars
in Asien und Afrika Neise- und Lebens-
beschreibung. Von ihm selbst versaßet.
Augsburg bei Matthäus Niegers sel. Söhnen.
1788" ausgezeichnet, welche in der Folge
in zwei Ausgaben (nur mit modernisierter
Sprache) neu aufgelegt wurde: 1. Ein
Exjesuit. Selbstbiographie des re. dien
heranSgegeben von I. B. Kemps. NegenS-
bnrg 1867; 2. M. Thomans Neise n. s. w.
Neu HeranSgegeben und mit erläuternden
Anmerkungen von einem Priester der Diöcese
Notteubnrg. Lindau 1869.
Vergl. die biogr. Skizze in Stafflers
„Tirol n. Vorarlberg" II, 881—883 und
des JesnitenlaienbruderS und Apothekers
Jak. Müller Erlebnisse und Leiden in der
Mission Goa in der Monatsschrift „Die
Missionen", Jahrg. 1891, Nr. 7—12.
Freibnrg bei Herder.

Machtr.irl H zum Alluim Oodsen-
llUSÄIIUM.
Zu den Mönchen des Stiftes Ochsen-
hnusen gehören noch
N. Joseph Jsenhofer (319) 1530
„ Christian Link (320) 12. Sept. 1536
0 Diese Nachträge sind einem Codex der
Staatsbibliothek zu Stuttgart mit der Signatur:
 
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