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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 19.1901

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Saupp, ...: Denkwürdiges aus der Geschichte des Klosters Wiblingen, [11]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18109#0028

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Hunderte langes Vesitzrecht der Grafschaft
inkorporiert gewesen sei, aber i. I. 1684
begab sich der Abt mit seinem geschäfts-
gewandten Prior Noman Sstt nach Inns-
bruck, um den sog. Separalionsprozeß zu
beginnen, der gegen 17 Jahre fortgesetzt
wurde und vor alle möglichen Kommissionen
und Gerichtöinstanzen kam. Graf Albert
versuchte die verschiedensten Machinationen
und verdoppelte unterdessen seine Gewalt-
thätigkeiten und Plackereien gegen das Kloster
und dessen Unteriharen, bewirkte aber da-
durch, daß sowohl das Gnbelnium zu Inns-
bruck wie der Hof zu Wien von der Not-
wendigkeit der Trennung überzeugt wurden.
Das Ende des Prozesses erlebte indessen
weder d,r Abt noch Graf Albert, die i. I.
1692 starben, noch der hochverdiente Prior
Noman, der am 12. Januar 1693 sein
Leben beschloß. Aber er wurde unter dem
folgenden Abt Modestus I. Huber von
Oberkirchberg fortgesetzt und zu Ende ge-
führt. Das größte Verdienst an dem für
das Kloster im ganzen günstigen Abschluß
hatte der spätere Prior Meinrad Henchlinger,
Verfasser der Annalen und des Demplum
llonorm, eine wahrhaft bewundernswerte
Arlnitskraft, der keine Reisen und keine
Opfer und Mühen scheute, um die Ange-
legenheit zu Ende zu bringen. Die größten
Schwierigkeiten machte die hohe Gerichts-
barkeit, welche von Kirchberg gar hoch und
teuer airgeschlagen wurde. Endlich kam
unter Kaiser Leopold i. I. 1701 folgender
Neceß zu stände: „die Kastenvogtei der
Grafschaft Kirchberg über das Stift Wib-
lingen hört auf, und selbes wird in den
unmittelbaren Schutz der Negierung in
Innsbruck genommen gegen eine jährliche
an die kaiserliche Kammer zrr bezahlende
Rekognition — sie bestand etwa in 5 fl.
— Die Grenzen der hohen Jurisdiktion
in Wiblingen, Fischerhausen, Donaustetten,
Gögglingen fällt an das Gotteshaus. Die
Wiblingenschen Güter in Unterkirchberg,
Staig und Ammerstetlen kommen dagegen
an Kirchberg."
Dem Abt Maurus widmet der Annalist
noch eine begeisterte Lobrede. Sein Wahl-
sprrich sei gewesen: ,,Di1i§enter ornte,
pntientinm landete uec inimicitia8 contra
Eomitem 8ci1. DlirclrderAeimem, circum-
kerte et viOebitm provicientiam Domini
super von!" Besonders hervorzuheben

ist auch sein Eifer für Wiederbelebung
und Beförderung der Wissenschaften —
nach dem verderblichen 30jährigen Krieg
— und des Jugenduirterrichts nicht nur
irn eigene» Hanse, sondern er gab auch
Beiträge für die damals von der schwä-
bischen Bencdiktiiierkongregation i. I. 1673
übernommene Schnlanstalt in Nottwril.
Abt Modest I., 1692—1729, war ein
kluger Hauöhalrer und brachte ökonemisch
und finanziell das Kloster empor. Zwar
hatte man im spanischen Erbfolgekrieg auch
manches zu leiden, da die Franzosen und
Bayern auch in dieser Gegend plünderten,
weshalb Modest die besten Bücher und
Kostbarkeiten nach Innsbruck in Sicher-
heit bringen ließ und auch manche Mönche
in andere Klöster schickte. Denrr da bald
Freunde und bald Feinde durch Einquar-
tierung und Kontributionen das Kloster be-
lästigten, war die Not drückend geworden.
Nach der Scklacht von Hochstedt über-
nachtete der Kurfürst von Bayern ans
seinem Rückzug irn Kloster zrr Wiblingen.
Indessen wußte der kluge Abt Modest trotz
der KriegSnöten Geld zu ersparen und
kaufte mitten in der Kriegszeit von der
Stadt Biberach die Dörfer Bühl i. I. 1704
und Bronnen i. I. 1710 ab, jerns nur
20 000 fl., dieses nur 25 000 fl., und be-
hauptete diese Besitzungen, obwohl Biberach
nachher Neue verspürte und einen Prozeß
anstrengte, um dieselben wieder zu erlangen.
— Kaiser Leopold ließ nach der erfolgten
Separation von Kirchberg dem Stift die
Wahl irr derr unmittelbaren Neichsprälaten-
stand überzugehen, aber Modest I. zog es
vor, unmittelbar unter Oesterreich zu stehen,
und er that gut hieran. Zwar hatte der
Prozeß manche Kosten verursacht, und
mitunter begannen auch die Abgaben an
Oesterreich drückend zu werden, aber
dennoch war seine Lage viel günstiger,
und das Kloster hatte viel mehr Schutz
als unter den Kirchberger Kastenvögten.
— Modest war es auch, der beim großen
Werk des Klosternenbans den Anfang
machte, indem er ein neues Gasthaus und
den größten Teil der jetzt noch vorhan-
denen Oekonomiegebände erstellen ließ. Aus
seiner Regiernngszeit wird noch angeführt,
daß i. I. 1704 Abt Franz von Ochsen-
Hansen an ihn die Bitte richtete, einige
Fratres, acl prosecguenckum 8kuckium plri-
 
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