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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 19.1901

DOI Artikel:
Mone, Fridegar: Kritik der Wappen der Minnesinger aus Schwaben, [35]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18109#0030

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22

der Konstanzer Domdekan W a lko in Be-
tracht, welcher 1275—77 als einer der
zwei vom Papste ausgestellten Kollektoren
für die Zehntsteuer der Pfründeninhaber
in dem über decimutionm vom Bistum
Kcnstanz 1275 oft genannt wird. Siehe
„Freiburger Diöcesanarchiv" Bo. 1, S. 5,
17, 294. Das persönliche Verhältnis
dieses Domdekanö Walko zu Heinrich von
Klingenberg, der 1293 Bischof von Kon-
stanz wurde, wo er 1306 starb und welcher
als Sammler von Liederbüchern und Ver-
anstalter der Sammlung des Manesse-
CoRx bekannt ist, hat mich veranlaßt, in
dem Pseudo-Wolfram von Eschilbach eben
jenen Domdekau Walko zu vermuten.
Heinrich von Klingenberg war nämlich seit
1255 Propst von St. Stephan in Kon-
stanz und wurde 1275 vom Papste neben
Walko als Kollektor für die Pfründebe-
steuerung (decimutio) aufgestellt.
Daß sich bei dem gemeinschaftlich vor-
genommenen Geschäfte einer Steuerkontrolle
dieser beiden Kollektoren Walko und Hein-
rich von Klingenberg und bei ihrer Be-
reisung des bischöflichen Sprengels eine
nähere Bekanntschaft und Freundschaft
ansbildete, ist selbstverständlich. Es liegt
deshalb nahe, daß diese Kollegen, die beide
in Konstanz wohnten, sich gegenseitig
Uebernamen gaben, wie das damals Sitte
war. So mögen die Namen Wolfram
von Eschenbach und Klingsor für den
engereri Fr-undschaftsverkehr entstanden sein.
Offiziell nennen sie sich selbst: no8 collec-
toreg decimurum reddituum eccIe8lL3ti-
corum n, 3ede upoZtoIicu con8tituti.
S. 152 a. a. O. heißt es: rro8 XVuIllo,
decnurm ecclemue Eou8tuirtierr8i8, col-
lector.
Die Frage, ob der Pseudo-Eschenbach
und der Domdekan Walko identisch sind, wäre
leicht entschieden, wenn man das Wappen
des letzteren hätte. Die in Konstanz auf-
gestellte Wappentafel der Domherrn (in
der St. MorizkapeUe) beginnt aber erst
mit dem Jahre 1401.
Der genannte^Doindekan Walko bezog
auch nebenbei den Pfründeertrag der Stadt
Oberndorf am Neckar, welcher mit
20 Mark Silber (686 Mark Reichswähr.)
berechnet ist. Dieses war sein Einkommen
neben der Domdekanspfründe. Wer ihn
auf die Pfarrei in Oberndorf präsentiert

habe, konnte ich nicht finden. Sein
Wappen im Manesse-Codex, die zwei weißen
Walkerschlägel sind ein sogen, sprechendes
Wappen. Ob die Familie der Walk oder
Walch von Nieder-Hechingen dasselbe
Wappen hatte, weiß ich nicht.
Ein Konrad Walch war Kirchherr (Psarr-
Nektor) in Zell 1313 und kommt 1318
bis 1322 als Dekan vom Kapitel Ofter-
dingen vor. Auch als Uullo, Walko,
Walker oder Walkmüller erscheint der
Namen dieser Familie urkundlich. Ihr
sprechendes Wappen wären zwei Walker-
Schlägel.
Das ist dasselbe Wappen, welches der
Manesse-Codex dem Wolfram von Eschil-
bach (Nr. 47) beilegt. Im Freiburger
Münster befindet sich eine Inschrift, welche
auf dieselbe Familie bezogen werden darf.
Sie lautet: nnuo domi izz6 in die
, 83ncti Aeorii Xsonrad) dictu3 Wulll,
cupellunuZ u1kuri3 3. Nicolai. Daß das
K als Konrad zu lesen ist, steht nicht irr
Frage. Aber es ist keine Sepulcral- sondern
eine Stifterinschrift.
Nach allein, was bezüglich des falschen
Wappens von Wolfram von Eschenbach
im Manesse-Codex geschrieben wurde,
gelangte ich zu dem Schlüsse, daß nur
Konrad Walko, der Domdekan von Konstanz
und Kollege des Heinrich von Klingenberg,
der fingierte Wolfrain von Eschenbach sein
' könne. Nicht nur die Wappenfigur zwei
Walker-Schlägel, sondern auch die Farben
des Wappens führten aus diese Vermutung.
Denn im Gebiete der Grafen von Hohen-
berg haben fast alle Adelsgeschlechter rot
und weiß als Wappenfarben.
Die Schriften über die Dichtung „Der
Sängerkrieg auf der Wartburg" von Kober-
steiu „das wahrscheinliche Alter des Ge-
dichtes vom Sängerkrieg" 1823 und die
Ausgabe von Ettmüller 1830 und die von
Simrock 1858 sowie Strack: „Zur Ge-
schichte des Gedichtes vom Wartburgkrieg"
1883 nahmen auf vorstehende Untersuch-
ungen keine Rücksicht.
Die Frage, weshalb der Dichterling
Rudolf v o rr Offeuburg (von Basel)
nicht im Manesse-Codex steht, obschon sein
Name in der Pfälzer Liederhandschrist,
die älter als der Manesse - Codex ist,
verkommt, haben die Forscher auf dem Ge-
biete der deutschen Litteraturgeschichte da-
 
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