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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 19.1901

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Schwäbisches aus Heiligenberger Rechnungsbüchern, [2]
DOI Artikel:
Beck, Paul A.: Oberländer Spitzbuben-Chronik, [6]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18109#0036

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außerdem im Mai von 6 Bildern für
Graf Egon 4 fl. 8 batzeu. Einem Münch-
ner Christeph von P . . . werden wegen
eines übersendeten Knnstbnches 10 Neichs-
thaler — 12 fl. 10 bähen verehrt.
Oster lauder Lpitzstusten-Lstron ist.
Von Amtsrichter a. D. Beck.
(Fortsetzung.)
TerAventnrier kam dann nach Soreth i
und suchte allda Ingreß zu finden, allein i
es hätte wenig gefehlt, Ilev. ?. Geoßkeller
Gottfried Sarlvri halte ihnmitdem „Hagen- !
sisel" vvir der Kellerei hernntergepeitscht. ^
Er machte sich also ans dem Staube und trat i
seine Knnstreise nach dem NeichSstift Sal-
rnanöweil O. Eist. an. Weil er aber
wohl vorsah, daß er solus und unicus
ein schlechtes Ansehen hätte, so nahm er
unterwegs einen Bedienten ans, mit welchem
er in Salem eintraf. Hier fand er durch
seine angeborene Beredsamkeit bei Seiner
Exzellenz, hochwürdigen und gnädigen da-
selbstigen Prälaten Anselm II Schwab so
guten erwünschteil Ingreß, daß er ihn
nicht nur zur Hoftafel gezogen, sondern ihn
anch seine ganze Abtei und die darin be-
findlichen Kostbarkeiten, als Pektorale,
Juwelen, das Münzkabinett n. s. w. in
allem Ve> trauen sehen ließ. Zn diesen
Raritäten bckam gedachter Künstler so
großen Appetit, daß er zur Nachtzeit seine
verborgeilen Kunstgriffe gemacht und, wie
man sich erzählt, bei 30 000 fl. Geld und
Geldeswert davon erkünstelt oder ans gut
und ehrlich deutsch gestohlen hat, worunter
eilt kostbares Pektoral allein über 12 000 sl.
geschätzt gewesen sein soll. Mit diesem
Raub machte er sich in der Nacht noch
unsichtbar und ließ seinen Bedienten statt
des Gestohlenen zurück und als letzterer
deshalb angehalten und über diese Dieb-
stähle konstituiert wurde, entschuldigte er sich
mit dem, er kenne seinen Herrn nicht, wer
und woher er sei, seilt Herr habe ihn erst
vor acht oder zehn Tagen zu seiner Be-
dienung gedungen und könne er mithin über
ihn kein weiteres Zeugnis erteilen u. s. w.
Also erzählten uns unsere drei Schaffner
in Meersbnrg, Hangen (— Hagnau a. B.)
und Markdors (an welchen drei Olten Sch.
Weingüter besaß), welche alle cberwähntes
Vorkommnis für gewiß bekräftigten und
noch beifügten, der Kerl wäre zu Meers-

bnrg durch und man habe von Salem un-
gesäumt allerorten Reitende mit Steckbriefen
samt Sortenzettel des entwendeten Geldes
ansgeschickk. lM. Glaub' der Herr nit
alles! Seine Exzellenz Hochwürden und
Gnaden als ein sonst so hochvernünftiger
Herr, hätten sich nicht so weit verlieren
und mit einem solchen unbekannten Land-
fahrer zu familiär machen sollen. — Nota:
diesen hohen Titel: „Exzellenz" hat er-
meldter H. Prälat zu Salem vor wenig
Jahren von dem Kaiser erhalten, vermutlich
darum, damit er als Wirtlicher Gcheimer
Rat bei allenfalls entstehendem Türken-
keieg mit Rat und That oder etwa anch mit
Geld und Volk an die Hand gehen möchte.
Die übrigen Herren Neichsprälaten lächelten
ganz anmutig und denken ihren Teil dazu;
Herr Landkomtnr von Altshansen formierte
hierüber folgendes Epiphomena: „Vor
Zeiten sind die Exzellenzen und Grafen
ans Demut Mönche geworden, nunc vice
versa wollen die Mönche ans Hoffart
Grafen werden!" Leck absit ckictis
suspicio! Der boshafte Chronist setzte
noch die Randnotiz bei: „Exzellenz,
das klöpst!" Das „königliche exeinte und
konsistorialfreie NeichSstift und Münster zu
Salem Cistercienserordens", dessen Neble
meistens die Würde der Generalvikare dieses
Ordens in Oberdentschland bekleideten, war
aber anch eines der stolzesten und vor-
nehmsten Klöster in Süddentschland. Nach
solcher Ehrung fühlte sich naimllch Seine
Exzellenz Hochwürden Neichsprälat „kais.
Wirklich Geheimer Rat und Hoskaplan"
Anselm Schwab noch weit mehr und glaubte
er sich gehörig da und dort repräsentieren
zu sollen. So trat er namentlich bei der
Kaiserwahl und Krönung Joseph II. im
Jahre 1764 zu Frankfurt a. M. mit
großer Distinktion und Selbstbewusstsein
ans und wußte sich dem jungen Kaiser,
oft mehr als demselben lieb war, als
exaktester und ernditester Kenner des ganzen
Hof- und Staatszeremoniells sowie des
Staatsrechtö zu insinuieren. Joseph II.
fand sich mit Humor in den etwas spassigen
Prälaten, „dem die Perücke immer- schief
steht, was ihm ein unsäglich komisches Aus-
sehen giebt", während der allmächtige Fürst
Kaunitz sich nicht wenig über den „sich vor-
drängenden hochfahrenden Pfaffen" ärgerte
und ihm aus Malice einmal seinen Wagen
 
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