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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 19.1901

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Beck, Paul A.: Oberländer Spitzbuben-Chronik, [6]
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Kleinere Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.18109#0039

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31

bei den Klosterfrauen gedient und Blumen- !
arbeit gemacht habe, nunmehr aber in dem
(hochadeligen Stifte Wald O. List.
— Klosterwald) als Bruder bei der Wall-
fahrt das. zum geschossenen Bild genannt,
von der Aebtissin ausgenommen sei, wie
er denn auch eine Halbzengene Bruderkutte
trug. Er blieb in Sch. drei- bis viermal
über Nacht und richtete allerhand Bot-
schaften von Wald hier ans, unter dem
Vorgeben, er werde von der Aebtissin
allenthalben hingeschickt, so nach Kaisers-
heim, Gntenzell, Heggbach, Heiligkreuz-
thal rc.; e. §. hätte er der Frau Aebtissin
bei 100 sl. zugebracht, welche nun ihn des-
wegen angenommen habe, und ernähren
thne. Ich konnte von diesem sauberen
Bruder zu verschiedenenmalen hören, ohne
selben sehen und besprechen zu können,
bis ich endlich in lesko 8. Duurenlii von
Ingoldingen nach Haus gekommen und
ihn wirklich bei Hof antraf und ihn dann
befragte, ob er der Bruder vom Kloster
Wald sei, worauf er dies dann bejahte
und obersagtes Lügenwerk erzählte. Ich
widersetzte ihm aber, es wäre ja schon
ein Bruder bei dieser Wallfahrt, mithin
komme es mir wunderlich vor, daß die
Aebtissin zwei Brüder angenommen haben
solle. Er blieb aber bei seinem Wort und
sagte, der alte seie sein Novizenmeister ec.
Auf meine weitere Frage, wo er den» in-
vestiert worden sei, antwortete er resolut:
zu Konstanz, und habe er da den Namen
Antonius bekommen. Ich setzte meine
Fragen noch näher fort, woraus derselbe
mir aber schlechte Satisfaktiou gegeben
und den Diskurs zu interrompieren und
mir auszuweichen gesucht, wie er dann
mit den Bedienten anfing zu zanken, sie
hätten ihm seinen Hut entwendet, welche
doch sämtlich bezeugt, daß er gar keinen!
mit sich gebracht. Ich erklärte ihm her-
nach seine Sache komme mir verdächtig
vor, er habe gar kein Aussehen eines
Waldbruders, sei ein junger Mensch, auch
sei seine Halbzen gene Kutte verdächtig, nie-
mand werde ihm glauben, daß er ein
Waldbruder sei, sondern ihn viel eher für
einen Jauner und Spitzbuben ansehen,
was dann auch in der Thal also war,
maßen er von unserem k. Bernhard ein
Schreiben nach Weingarten ins Stift
getragen und alldort vorgegeben, daß er

i allhier schon bei vier Jahren als Bruder
aus dem „Oberthor" wohnhaft sei. Wenige
Tage hernach kam mein Bruder nach Sch.
und teilte mir mit, daß alles, was der
Kerl vorgegeben, wie er sei Waldbruder
u. s. w., purer Betrug und lauter Lugen-
werk sei. Daraufhin wurde ich erst von
einer Bötin, das „lahm Bäbele" genannt,
berichtet, daß dieser Bursche ein Erzslegel
und Spitzbube wäre, er heiße mit Namen
Sebastian, sti zu Kaisersheim (d. i.
einem Cistercienserreichsstifte im Nies)
Unterkoch gewesen und wegen seiner Buben-
stücke fortgejagt worden. Hernach sei er
zu einem Grafen gekommen und ob ähn-
licher Flegeleien dimmittiert worden. End-
lich habe er sich eine Livree eines gewissen
Grafen verschafft und habe im Namen
seines Grafen bei einem andern Grafen
in Augsburg eine Kommission abgelegt,
welche darin bestanden, daß man dasjenige,
was man versprochen, durch ihn als Be-
dienten übersenden solle, infolge dessen
dann diesem Generalspitzbuben die znge-
sagten Sachen, so viel 100 fl. Werts be-
troffen, anvertrant worden sein sollen, mit
welchen allen er dann dnrchgegangen ist,
die gleichen Schelmenstücke zu Mittel -
biberach, welches den Freiherrn v. Ulm
gehört, verübt. Ich bin der Meinung
allezeit gewesen und lasse es mir nicht
nehmen, daß eben dieser Flegel auch der
obbeschriebene „Rutenbnb" gewesen.
(Fortsetzung folgt.)

kleinere Mitteilungen.
Der österreichische .Historiograph Franz
Guillimann in Schwaben.
Derselbe (eigentlich Guillimat) in der 2. Hälfte
des 16. Jahrhunderts zu Freiburg in der Schweiz
von dürftigen Eltern geboren, später Professor
der Geschichte an der Hochschule von Freiburg i. B.
! und daselbst schon am 14. Oktober 1612 P (siehe
über denselben bezw. seinen Lebenslaus Schreiber,
Gesch. der Albert-Ludwigs-Universität zu Freiburg
i. B., II. Teil, S. 243—249), unternahm bekanntlich
die Geschichte des Hauses Oesterreich zu
bearbeiten und machte hiesür eine Menge Vor-
arbeiten. Zu diesem Zwecke hielt er sich i. I.
1604 u. a. auch im altberühmten Benediktiner-
kloster Weingarten aus. Aus Befehl des
Kaisers Rudolf II. vorn 17. Dezember wies Erz-
herzog Maximilian unterm 7. Jänner 1605 die
oberösterreichische Kammer an, dem G., welcher
früher Sekretär des spanischen Gesandten bei der
Eidgenossenschaft gewesen und 1598 6s redu-; et
antiguitatibus Uslvetiorum geschrieben, jetzt aber
im bes. Kloster weile und ein Werk über Herkunft
 
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