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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 19.1901

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Vor 100 Jahren - Aus einem alten Neresheimer Klostertagebuch, [11]
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Kleinere Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.18109#0054

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valleiisten vom Kloster abziehen ließ und '
an den General Glerard Diwieip, der in
seiner Abwesenheit seine Brigade komman-
dierte, die Weisung ergehen ließ, unser
Kloster und die demselben unterthänigen
Ortschaften von Einquartierung frei zu
lassen. Diese Weisung ward auch befolgt.
Außer dieser Geldforderung hatten wir
Ursache, nnt dem Betragen des Generals
während seines hiesigen Aufenthalts zu-
frieden zu sein. Er machte keine über-
triebene Forderungen, sondern war mit
allem zufrieden, was mau ihm zu essen
und zu trinken gab und speiste des Tagö
nur einmal. Er genierte keinen Mensche»,
sondern arbeitete vom frühen Morgen bis
in die spate Nacht hinein in feinem Zimmer. >
In seinem Geschäfte war er sehr genau
und unter seinen Leuten hielt er strenge
Manneszucht. Dem ungeachtet machte sein
Aufenthalt dem Kloster viele Kosten, wo- ;
für wir indessen den großen Vorteil hatten, !
daß unsere ganze Herrschaft von aller Ein- !
qnariierung frei blieb und daß wir jenen I
Chicanen nicht ausgesetzt waren, welche
uns unsere Nachbarn und in der Nachbar-
schaft kautonierenden geringeren Offiziere zu
machen nicht ermangelt haben würden, wenn
wir nicht einen Offizier vom Range und An-
sehen im Quartier gehabt hätten. Wir machten
hievon bei den hervorgeheuden Waffen-
stillständen die Erfahrung, wo die Beamten
von Dischingen, Katzenstein, Neresheim,
Aalen ec. Quartiere zuschoben und auf alle
mögliche Weise uns und unsere Unter-
thauen chicanierten. Vor seiner Abreise
stellte uns DeöbruslyS noch ein IZonä 6e
8ud8i8kunce aus, für seine Person, seinen
Adjutanten, seine Bedienten, Wachen,
Ordonnanzen und Pferde. Von wem wir
diese versprochene Entschädigung erhalten
werden, weiß zwar der Himmel. Mit
dem General reisten zugleich sein Adjutant,
einer seiner Sekretäre und zwei Bedienten
ab; und hier blieben noch der Grenadier-
Kapitän Dubuorquois, der Sekretär Debose,
drei Bediente und zehn Pferde. Die Ab-
reise des Generals befreite mich von einer
großen Last. Solange er nämlich hier
war, kamen beständig von allen Seiten
her Reklamationen, Klagen und Bitten
an ihn, in welchen man sich immer zuerst
an mich wandte, um den Dolmetscher lind
Vorbitter zu machen.

Am 12. Februar. Der Student Hammel
gab mir heute Anlaß als Schulpräfekt,
einen unangenehmen Jnrisdiktiousakt au
ihm auszuüben. Er war überwiesen, seinem
?. Moderator die Sacknhr und dem ?.
Küchenmeister, dem er ministrierte, das
Kelchlöffelchen am Altäre weggestohlen zu
haben. Ich nahm ihn, im Beisein des
?. Moderators und seines Professors I'.
Norbert, ms Verhör. Er gestand den
Diebstahl der Sacknhr, leugnete aber jenen
des Kelchlösfelchens und anderer Sachen,
wegen welcher er sich gleichfalls verdächtig
gemacht hatte. Ich ließ ihm zuerst durch
den Nachtwächter einen Schilling geben
und exkludierle ihn dann feierlich in Gegen-
wart seines Moderators und Professors
und aller Studenten, an die ich bei dieser
Gelegenheit eine nachdrückliche Anrede
hielt. Den Exkludierten ließ ich durch
einen Begleiter zu seinen Eltern nach
Hoppingen führen. (Fortsetzung folgt.)

Weineve Mitteilungen.
Beschreibung des Oberamts Not-
tenburg a. N., herausgegeben von
dem K. statistischen Landesamt. Zwei
Bände, mit Titelbild, Karte, Bildern ec.,
558 und 577 SS. Stuttgart 1899 1900.
Kommissionsverlag von W. Kohlhammer.
Preis der 2 Bde., brosch., zus. M. 5.
Von den beiden Bänden des im Verhältnis
znr ersten i. I. 1823 erschienenen Anstage fast
ganz neuen Werkes giebt der erste die allgemeine
Bezirksbeschreibnng, der zweite die Ortsbeschrei-
bungen. In der allgemeinen Beschreibung werden
zuerst nach der Einleitung die natürlichen Ver-
hältnisse, Lage, Klima, Bodenbeschaffenheit, die
geognostischen Verhältnisse, Pflanzen- und Tierreich,
landschaftlicher Charakter und Naturschönheiten
dam: die Bevölkerung nach ihrer Abstammung und
Körperbeschaffenheit, Kulturgeschichtliches, nämlich:
Mundart, Charakter, Lebensweise, Sitten und Ge-
bräuche, Volkstum in Glaube und Sage gebracht.
Hierauf folgen die Erwerbs- und Wirtschaftsver-
hältnisse, Land- und Forstwirtschaft, Jagd und
Fischerei, Gewerbe und Handel. Tann kommen
die öffentlichen Verhältnisse an die Reihe, Rechts-
pflege, Verwaltung, kirchliche Einrichtungen, Unter-
richtswesen,Fürsorge für Kranke und Unterstützungs-
bedürftige, Verkehr, Ortsarmenpflege, Kirchen-
gemeinden, Vereinswesen w. Der fünfte und sechste
Abschnitt behandeln die bedeutsame Geschichte und
die Altertümer, an welch' letzteren die Gegend,
die Oberamtsstadt, das alte Sumelocenna, „der
älteste, sicher benannte Ort aus der Kelten- und
Nömerzeit," voran, ja besonders reich ist. Die
Ortsbeschreibungen beginnen mit dem Hauptort
Rotten bürg a. N., welcher ans seinen frühen
 
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