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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 19.1901

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Mayer, Franz Xaver: Lehen des Ritterstifts Komburg im 16. Jahrhundert
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Vor 100 Jahren - Aus einem alten Neresheimer Klostertagebuch, [12]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18109#0071

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Lehensachen. Kasten 57, Fach I, Lage 2,
Nr. 10.)

Var loo Jahren. — Ausi einem alten
Merechheimer Alostertagebuch ;c.
(Fortsetzung.)
Den 14. Februar. Da der Abt heute
den Repartitionsetat der neuen monat-
lichen Geldkontribution von Augsburg
vom Konnte erhielt, und darin ersah,
daß mehrere Stände Nachlaß, Neres-
heim aber keine erhalten hätte, sondern
seine 2707 Franken monatlich voll be-
zahlen müßte, so machte er mir den
Antrag, nach Salzburg in das Haupt-
quartier des Obergeuerals Moreau zu
reiseu, um auch einen Nachlaß für uns
zu bewirken. Ich stellte ihm gegen diese
Sendung, welche mir übrigens sehr an-
genehm gewesen wäre, weil sie mir Ge-
legenheit verschafft hätte, Salzburg und
meinen Freund Peter Sonntag und meine
Freunde in München wieder zu sehen,
wenn ich nicht mein Vergnügen dem Wohle
tind Nutzen meines Klosters nachgesetzt
hätte, folgende Gründe vor: 1. Unser An-
teil an der monatlichen Geldkontribution
sei wegen unserer leichten Matrikel, in
Verbindung gegen jenen ariderer Stände
und Klöster, ohnehin nicht beträchtlich und
Moreau würde es uns übel nehmen, wenn
wir um einen Nachlaß anhielten. Er
habe uns sonst, wo er nur konnte, ge-
schont und wisse wohl, daß wir weniger,
als die meisten anderen Stände Schwabens,
gelitten hätten. 2. Moreau habe dem
Konnte ausdrücklich erklärt: „daß an dieser
letzten Forderung und Repartition schlechter-
dings keine Minderung und Abänderung
mehr stattfinden werde, und daß er daher
alle ferneren Vorstellungen dagegen, und
Bitten um Nachlaß, sowohl vom Konnte,
als von einzelnen Ständen zurückweisen
würde" —, daß also auch wir keineu
Nachlaß zu hoffen hätten. 3. Im Falle
wir aber doch so glücklich wären, einigen
Nachlaß zu bekommen, so würde er viel-
leicht die Kosten um nicht viel überwiegen,
die man aus eine Reise nach Salzburg
verwenden müßte. 4. Endlich müsse uns
an den guten Gesinnungen des Obergene-
rals für unser Kloster und an seinem
ferneren Schutze (den ich erst in meinem
letzten Briefe vom 24. Januar zur Er-

haltung desselben angefleht hatte) zu viel
gelegen sein, als daß wir ihn durch eine
unangenehme Reklamation behelligen und
vielleicht gegen uns in Mißmut setzen sollten.
In dieser Rücksicht schien es mir allerdings
besser zu sein, da wir doch noch Mittel
halten, unsere rückständigen Kontributionen
und Requisitionen vollends in Nichligkeit
zu bringen, teils um unfern guten Willen
zu zeigen, teils auch anderen unangenehmen
Folgen vorznbengen. Diese Gründe be-
wogen den Abt von seinem Vorhaben, mich
nach Salzburg zu schicken, abzustehen. Aber
er bestand ans einer schriftlichen Vorstel-
lung und Bitte um Nachlaß bei dem
General eu Elrek; auch diese mißriet ich
aus den nämlichen Gründen; allein ich
mußte schreiben! Dieses Schreiben schickte
der Abt dem?. Peier nach Salzburg, um
es dem General Moreau zu übergebeu.
Allein Moreau war schon von Salzburg
nach Straßburg abgereist, als das Schreiben
dahin kam. ?. Peter mußte sich an den
General Ualrorie pur interim Orek des
Generalstabs wenden; allein dieser ließ ihn
nicht einmal vor sich, sondern bloß durch
einen Sekretär ihm sagen, daß die ganze
Kontribution schlechterdings müsse bezahlt
werden. Es geschah also, was ich' vor-
aussah; — daß ich gut vorausgesehen
hatte, beweist noch folgende Thatsache, die
ich ans dem Munde des Herrn Kanzlers
Schesfer von Kaisersheim selbst habe. —
Dieser war nämlich auch zum General
Moreau nach Salzburg geschickt, um einen
Nachlaß an der monatlichen Geldkomri-
bntion für Kaisersheim zu bewirken. Er
begegnete dem General in München und
sprach- ihn, aber dieser wies ihn mit seinem
Gesuche mit Unwillen zurück, mit der
Drohung, „daß er jene Stände von
Schwaben, die ihre Kontribution ans die
bestimmte Zeit nicht würden bezahlt haben,
dazu mit militärischer Exekution ans eine
Art zwingen würde, daß sie es auf ein
halbes Jahrhundert empfinden würden".
— Eine ganz ungewöhnliche Sprache von
Moreau!
Deu 19. Febr. hielt der Abt Eapitrllum
cutparum. ?. Benedikt war bei dieser
Gelegenheit als Oirector Umtrum cleri-
corum aufgestellt. Da wir erfahren
hatten, daß General Moreau auf seiner
Reise von Salzburg nach Straßburg in
 
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