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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 19.1901

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Vor 100 Jahren - Aus einem alten Neresheimer Klostertagebuch, [12]
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64 Briefkasten
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https://doi.org/10.11588/diglit.18109#0072

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Augsburg cmgekvmmeu sei, so gab mir der
Abt deu Auftrag, heute noch nach Augs-
burg abzureisen, um mit dem Obergeueral
wegeu dem Schicksale uuseres Klosters
mündlich zu sprechen und dasselbe seinem
Schutze und seiner Fürsprache bei der
französischen Negierung neuerdings zu
empfehlen. Ich kam heute nur bis nach
Dillingeu.
Am 21. Febr. Als ich nach Augsburg
kam, erfuhr ich, daß Moreau schon gestern
morgens nach Ulm abgereist sei. Eine
unangenehme Nachricht für mich! Desto
angenehmer war es für mich, in der
Sitzung des Komites, der ich auf Ein-
ladung des H. Kanzler v. Schott bei-
wohnte, zuverlässig zu erfahren, daß der
Friede zwischen dem Kaiser und dem Rüche
und Frankreich zu Luueville den 9. Febr.
wirklich abgeschlossen worden sei. Da ich
den Obergeneral nicht mehr in AugSbnrg
fand, so entschloß ich mich, ihm ein
Schreiben nach Straßburg nachzuschicken,
in welchem ich ihm schriftlich vortrng, was
ich ihm mündlich gern gesagt hätte.
Um die nämliche Zeit schrieb ich auch
au den General Desolle nach Paris und
an den General Deöprnslys nach Straß-
burg; beide Briefe hatten die nämliche
Absicht und den nämlichen Inhalt, wie
obiger au deu General Moreau. Ich gab
alle drei Briese auf die französische Post
in Auge bürg und reiste den 22. Februar
wieder nach Haus zurück.
Den 24. und 25. Februar. Schon vor
zwei Jahren, als man laut von Säkulari-
sierung geistlicher Stiftungen und Klöster
sprach, dachte man auch hier darauf einige
Berfüguugeu zum besten der Religiösen,
der Beamten, der Dienerschaft und der
Uuterthauen zu treffen. Es war darüber
ein eigener Plan aufgesetzt, aus deu Fall,
daß unser Kloster säkularisiert, und
einem weltlichen Fürsten zur Entschädigung
hiugegeben werden sollte. Ich vermochte
den gnädigen Herrn dazu, diesen Plan
aufs neue in Ueberlegung zu nehmen und
ins Neiue zu bringen, indem ja jetzt die
Gefahr der Säkularisation größer sei, als
sie je war. Der gnädige Herr, ich, der
k. Subprior Ulrich und der ?. Großkeller
Karl kamen also am 24. und 25. d. M.
in der Abtei zusammen, beratschlagten uns j

über jeden Punkt des besagten Planes,
machten darin einige Zusätze, Modifikationen
und Abänderungen. So sollte er abge-
schrieben, mit Handschrift und Jnsiegel
vom gnädigen Herrn und von mir ver-
sehen, und bis zu seiner Zeit als Geheim-
nis aufbewahrt werden.
Den 26. Febr. bekamen wir Schreiben
sowohl vom Komite, als vom Kriegs-
kommissär Elrek ckedien von Augsburg,
in welchen wir, unter Androhung mili-
tärischer Exekution, aufgetordert wurden,
unsere Rückstände an Kontributionen und
Requisitionen zu berichtigen. Dieses
äußerst unangenehme Geschäft fiel Wieder-
aus mich. Bevor ich aber nach Augsburg
abreiste, hielt ich auf Befehl des gnädigen
Herrn noch Kapitel, in welchem dem Herrn
Schröcker ans seine eingereichte Bitte der
titulus iVlermne erteilt wurde. Ich kam
heute nur bis nach Dillingeu, wo ich über-
nachtete.
Am 28. Febr. war mein erstes Geschäft
in Augsburg, bei dem Herrn Kanzler von
Schott die noch rückständige zweimonatliche
Geldkoutribution zu bezahlen.
(Fortsetzung folgt.)
Briefkasten.
Nach R. — Der erst seit einigen Jahren in
der Kunstgeschichte aufgetauchte „altdeutsche"
Maler Konrad Witz stammte nicht aus
Rottweil, wie sich teilweise irrtümlich an-
gegeben findet, sondern aus dem Elsaß; er
lebte nur einige Zeit in Rottweil und muß
hier (vielleicht auch für benachbarte Klöster, wie
Rottenmünster, Alpirsbach, St. Georgen w.)
einige Aufträge gehabt haben, ohne daß sich bis
jetzt hätte etwas über diese seine Rottweiler
Thätigkeit erheben lassen. Die alte Frei- m>d
Reichs-Stadt Ro ttw eil hatte, was zu beachten,
schon damals, bevor sie förmlich zugewandter
Ort der Eidgenossenschaft wurde, manche Be-
ziehungen zur nahen Schweiz Sein Hauptwirken
fällt nach Basel, wo er i. I. 1434 Bürger und
in die Malerzunft ausgenommen wurde und wo
er auch vor Oktober 1447 (nicht erst 1454) ge-
storben ist, woselbst auch noch neun Gemälde von
ihn: erhalten sind. Vier Tafeln von ihm sind
in Genf, je eine im Straßburger Museum
und zu Neapel; manche Bilder von seinem
Pinsel werden wohl verschwunden sein. Ende
Juni d. I. ist eine größere Monographie über
Witz aus der Feder des Professor Or. Daniel
Burk hart in Basel zu erwarten. Auf keinen
Fall geht es an, diesen bedeutenden Meister der
altschwäbischen Schule zuzurechnen, wie auch nicht
ein Malwerk von ihm in Schwaben mehr bekannt
ist, bezw. sich erhalten hat. Heclr.

Stuttgart, Buchdrnckere' der Akt.-Bes. „Deutsches Volksblatt".
 
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