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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 19.1901

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Kramer, Joachim: Die Reichsabtei Weingarten O. S. B. im französischen Ueberfall etc., [10]
DOI Artikel:
Beck, Paul A.: Oberländer Spitzbuben-Chronik, [7]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18109#0100
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Kriegskommissär fordert entsetzlich diel
Wagen, um Munition von Lindau nach
Ulm zu führen. Weingarten soll ans der
Stelle 26 stellen.
Nachmittag kommen nnangesagt in den
Flecken 2, ins Gottshaus 1 Eskadron
Dragoner von beiläufig 80 Mann. Die
Leute waren grob und ungestüm, ich selbst
bekam, da ich Brot, Bier und Wein aus-
teilen ließ, um die Mannsckaft zu ge-
schweigen, bis das Esfeu gekocht werde,
außerordentlich grobe Reden, Sottisen und
endlich durch eine feste Faust eineu tüch-
tigen Rippenstoß. Der Spitaldirektor wollte
es nicht leiden, daß im Spital ein Quartier
sein solle, allein er richtete nichts aus; er
ging nach Ravensburg zum Platzkommau-
dLNteu und expostulierte. Dieser versprach,
in Zukunft niemand ins Kloster zu weisen,
er hätte nicht gewußt, daß ein Spital hier
sei (er war erst kürzlich nach Ravensburg
gekommen).
Im Amt Schlier sind immer noch über
50 Pferde, zu Oppoltshofeu und Albe-
ratöhofen bei 40, im GOnkraut-Wolmars-
hofer Amt noch mehr.
Das Fuhrwerk ist entsetzlich stark und
noch dazu ladeu uns die Sekretäre des
Platzkommandanten zu Ravensburg weit
mehr auf als notwendig zu sein scheint.
Warum? Sie haben schon seit einigen
Wochen von hier kein ckouceur mehr be-
kommen. Morgen wird Herr Oberamts-
rat diesen Herren es handgreiflich be-
weisen, daß sie minder anfladen sollen.
19. November. Es kommen allem An-
sehen nach viele Kranke aus den vorwärts-
liegenden Spitälern zurück, wenigstens wird
Memmingen geleert und vermutlich auch
Augsburg, um dort Blessierte unterbringen
zu können, wenn der Krieg wirklich an-
sängt. Unsere Spitalherren treiben uns
daher sehr in die Enge, sie machen sogar
schon die Proposition, daß wir ihnen unsere
Zimmer, nämlich Großkellerei, Kastnerei
und Hausmeisterei abtreten sollen. Wir
weichen also ans dem Tafelzimmer, ob
wir gleich nicht wissen wohin, sobald unr-
ein einziger Offizier kommt, und diese
wollen mit den Chyrurgis nicht speisen.
Am 20. November kommt eine neue
Requisition von 2500 Ochsen, jeder in der
Haut per 5 Zentner, für den schwäbischen
Kreis. Weingarten soll nach Augsburg

liefern 205 Zentner, und zwar das erste
Drittel schon morgen, die übrigen zwei
Drittel im nächsten Monat Brumair,
welcher morgen anfängt.
Herr Sekretär Fezer reist nach Lindau,
um die Korn- und Noggenlieferung zu
besorgen.
Herr Frings insinuiert, daß jemand den
Zentner Fleisch um 22 fl. einliefern wolle;
wir hätten wahrlich höhere Preise erwartet
— allein mancher Landmann fürchtet, die
Seuche möchte ihm sein Schlachtvieh weg-
raffen, vielen mangelt das Futter und alle
brauchen das bare Geld, daher verkauft
jeder entweder gerne oder aus Not. Herr
Frings bekommt daher den Auftrag, er
möchte für Weingarten um den möglichst
wohlfeilsten Preis das erste Drittel ein-
liefern lassen. (Fortsetzung folgt.)
Ollerlsinder Hpitzllullen-Ohromir.
Von Amtsrichter a. D. Beck.
(Fortsetzung.)
Am 8. Oktober, als an der Nachkirch-
weihe zu Muttensweiler, einem teils
Biberach, teils Sch. gehörigen Dorfe ging
zwischen 4 Sch.'scheu Kontingentssoldaten
und den meisterlosen Muttensweiler Buben
nächst dem Dorf, als unsere Soldaten nach
Haus gehen wollten, wegen von diesen Buben
ausgestoßener Schmachreden ein blutiges
Scharmützel los, wobei unsere guten
Soldätle anfangs brav Schläg bekommen
und einer nach dem andern mit Trommeln
in die Ohnmacht niedergeschlagen worden
sind. Nachdem sie sich aber wiederum er-
holt, haben sie die Bauernbuben dermaßen
zusammen gehauen, daß die Fetzen davon
geflogen, und zwei oder drei derselben
haben providiert werden müssen. Es wur-
den ungefähr 20 solcher Buben in die
Flucht gejagt, die sich dann in die Häuser
verkrochen. Lächerlich ist, was unser von
Steinhaufen gebürtiger Korporal Schmidt,
welcher auch von weitem dieser Schlacht
zngesehen, darüber deponiert hat, nämlich
er sei schon bei 20 Jahre Soldat und
hätte doch ein dergleichen entsetzliches Schar-
mützel und Massacre niematen erlebt noch
gesehen (sc. hinter dem Ofen). Bei dieser
Asfaice wollten nun beide Teile Recht und
Satisfaktion haben; Biberach wollte sich
als Territorialherr der Sache annehmen.
Man korrespondierte deswegen auch hin
 
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