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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 19.1901

DOI Artikel:
Beck, Paul A.: Die Geistlichen etc. an der ehemaligen katholischen Hofkapelle zu Stuttgart
DOI Artikel:
Reiter, Joseph: St. Raphael
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https://doi.org/10.11588/diglit.18109#0125

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117

Cr habilitierte sich, bon verschiedenen Seiten
unterstützt, in Jena als Dozent der Philo-
sophie, in welcher er sich zn der Fichtescken
Wendung des Kantianismus bekannte. Noch
i. I. 1802 wurde er daselbst förmlicher
Professor der Philosophie, in welcher er sich
aber später mehr dem Schellinaschen Sy-
steme znwandte. Im Jahre 1804 erhielt
er nicht zn seinem Glücke einen Nns als
ordentlicher Professor der Philosophie an
die russische Universität Charkow, woselbst
er sich nach dem Tode seiner ersten Gattin
znm zweitenmale nicht vorteilhaft verehe-
lichte. 1816 wurde er plötzlich, angeblich
ans Grund anstößiger Stellen in seinen
Schriften, ans Rußland anSgewiesen und
über die Grenze geschafft, ging wieder
nach Jena zurück, woselbst er aber, haupt-
sächlich infolge der in Rußland angenom-
menen üblen Gewohnheit unmäßigen Ge-
nusses geistiger Getränke und auch infolge
materiellen Ruins immer mehr an Leib
und Seele verkam, alles Ansehen verlor
und schließlich fast allgemeiner Mißachtung
und in förmlichen CyniSmns verfiel, bis
ihn der Tod am 14. Januar 1834 von
diesem unwürdigen Dasein erlöste. — Sch.
mag überhaupt von Anfang an keinen rechten
Beruf znm Ordenöstand in sich getragen
haben und seine wahren inneren Gefühle
lange Zeit verhalten zu haben; sein Ein-
tritt ins Kloster scheint mehr der Wunsch
seiner frommen Eltern gewesen zu sein.
Am meisten hat aber den unstreitig begabten
Mann wohl sein geistiger Hochmut zn
Fall gebracht, wobei er auch nicht immer
richtig behandelt worden sein mag. In der
Rivalität mit Placidus Sprenger, dem
litt. Faktotum von Banz, zog er den kür-
zeren; zwischen beiden Mönchen herrschte
eine Art invickiu literariu. Feindselige
Gesinnungen gegen ihn waren aber sicher-
lich nicht maßgebend, als man ihn nicht
nach Stuttgart ziehen lassen wollte. Bischof
wie Abt und Konvent mochten vielmehr
ihre guten Gründe gehabt haben, den
schwachen Mönch nicht dorthin zn lassen,
aus Besorgnis eines Skandals, er möchte
auf diesem gefährlichen Platze, fast von
lauter Akatholiken umgeben, bälder und
leichter straucheln und der Häresie ver-
fallen und in seinem Falle auch noch an-
dere nach sich ziehen. Auch scheinen die
„Fesseln der Klausur", über welche Sch.

sich znm öfteren beklagt, nicht so arge
gewesen zn sein, denn sonst hätte derselbe
nicht schon in und von seinem Stift ans
eine zum Teil klosterfeindliche litt. Tätig-
keit entfallen und eine derartige Korrespon-
denz führen können. Fast in all' seinen
Schriften, von welchen außer den bereits
genannten hier noch seine „Gemeinfaßliche
Darstellung des Fichteschen Systems w."
1800; „Geist der Philosophie unserer
Zeit", 1800; sein „System der Na-
tur- und Transcendental-Philosophie"
1803, angeführt sein sollen, tritt eine
leidenschaftliche Bekämpfung des Katho-
lizismus und insbesondere des Mönchstums
hervor; wir möchten ihn fast für den ärg-
sten Libertiner unter all'den im 18. Jahr-
hundert ansgesprnngenen Möncheil ansehen.
In seinem Lerüchtiglen „Paradies der
Liebe" versteigt er sich bis zur Blasphemie
und erwählt sich als Hanptzielpnnkt seiner
Angriffe, seines Hohnö und Spotts eine
fingierte Persönlichkeit in dein U. VitnluS (!)
aus dem Nuchsstift Ochsenhausen, dem Pro-
fessor der Dogmatik und christlichen Moral
an einer katholischen Universität; stehende
Ausdrücke darin sind frommes Hornvieh
für Mönchtum und frommes Federvieh für
Nonnentnm und in diesen! Tone geht es
durch das ganze Schandwerk fort. (Zn
vergl. über ihn n. a. N. Nökrolog der
Deutschen, XII. 1834; die gegen seine
Autobiographie gerichtete Erklärung des
Klosters Banz in den „Theolog. Nack-
richten", Rinteln 1803, V/VI, S. 57
bis 66.)

Fr. lDiiUiuel.
Von Pfarrer Reiter.
Erst noch einmal der hl. Erzengel
Michael, welchem in Nr. 3 des „D.-A."
einige Sätze gewidmet waren! Unter anderem
wurde bemerkt, daß in Württemberg keine
Gotteshäuser bekannt seien, in welchen
St. Michael auf der Höhe eine Kapelle
gehabt hätte. Dem kann ergänzend nach-
getragen werden, was Paulus bei Be-
schreibung der Baulhätigkeit des Abtes
Wilhelm von Hirsau berichtet, daß näm-
lich über dem berühmten doppeltürmigen
Eingangsthor zur Klosterkirche in Groß-
Comburg eine alte Burgkapelle zu Ehren
des hl. Michael sich befinde, wohl aus der
 
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