Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 19.1901

DOI Artikel:
Reiter, Joseph: St. Raphael
DOI Artikel:
Vor 100 Jahren – Aus einem alten Neresheimer Klostertagebuch, [14]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.18109#0126

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
118

Zeit vor dem Jahre 1081 stammend
(Schwarzwaldkreis w. S. 51).
Sodann sei noch hingewiesen ans den
sogen. Oelberg bei der Nikolauskirche zu
Jsny. In den „Württemb. kirchlichen
Knnstaltertümern" ist darüber zu lesen:
„Kleines gotisches Kirchlein mit etwas er-
höhtem Chor, innen in zwei Stockwerke
abgeteilt; der untere kryptenähnliche Raum
wohl Schädelkapelle; der obere Teil des
Chörchens, mit schönem Kreuzgewölbe, war
nach drei Seiten offen und enthielt den
Oelberg; jetzt vermauert."
Hier kann man fragen, ob nicht der
hl. Michael, welcher nach vielfacher An-
nahme (die Tradition nennt Chamuel) den
Herrn in seiner Todesangst gestärkt haben
soll, mitbestimmend gewesen sei dafür, daß
auch eine obere Kapelle gebaut wurde.
Der hl. Erzengel Raphael besitzt, soviel
uns bekannt ist, keine ihm geweihte Kirche
mehr; ehedem besaß er zwei solche und
zwar in Cleebronn und B ote nh e im,
Oberamts Brackenheim. Was hier für die
Wahl des Patrons ausschlaggebend ge-
wesen ist, kann nicht mit Sicherheit an-
gegeben werden. Möglicherweise haben
persönliche Verhältnisse der Erbauer oder
Stifter der genannten Kirchen eine Rolle
gespielt. Eine Möglichkeit muß jedoch beim
Nichtvorhandensein einschlägiger Dokumente
noch besonders hervorgehoben werden. Man
hat schon die Beobachtung gemacht, daß
Heilige, welche in ihren Lebensumständen
und in ihrem glorreichen Tode oder in
ihren Beziehungen znm göttlichen Heiland
Aehnlichkeit mit einander haben, vielfach
auch nebeneinander als Kirchenpatrone er-
scheinen. So trifft man öfters Cyriaks-
kirchen neben Lorenzkirchen (z. B. Straß-
dorf-Waldstetten), ebenso Magdalenenkirchen
neben sochen, welche dem hl. Johannes
dem Evangelisten geweiht sind. („Beide
sind biblische Heilige, beide standen dem
Herrn während seines Erdenlebens in be-
sonderer Weise nahe; beide waren nächste
Zeugen seines Todes und seiner Aufer-
stehung, und wie Johannes das Vorbild
der reinen Liebe, so ist Maria Magdalena
für alle Zeiten das Muster der büßenden
Liebe geworden.")
Aehnlich nun wie es bei den Heiligen-
patronaten gewesen ist, mag es auch bei
den Patronaten der hl. Erzengel gewesen

sein. Es ist in unserem Fall der Gedanke
nicht abzuweisen, daß das Patronat des
hl. Erzengels Michael auf dem Michaels-
berg oder Michelsberg t793 Nunigenburc)
das Patronat des hl. Erzengels Raphael
in den genannten Pfarrgemeinden begrün-
det habe — vielleicht unter dem Einfluß
der Herreu vou Magenheim, welche in
Cleebronn und Botenheim Besitzungen
hatten.
Vor iOO Jahren. — AuF einem alten
KereMenner Viloftertagevuch ^c.
(Fortsetzung.)
Den 14. März. Nach dem Rate des
Obergeneral Moreau schrieb heute der Abt
au den Grafen Koblenzl nach Paris, um
unser Kloster dem Schutze des Kaisers und
jenem des Ministers selbst zu empfehleck.
Hiemit hatten wir uns an alle jene
Stellen gewandt, welche, wie wir glaubten,
bei der Entscheidung des Schicksales unseres
Klosters Mitwirken würden und welche zur
Rettung desselben beitragen könnten, so
daß man uns gewiß weder jetzt noch in
der Zukunft einen Vorwurf wird machen
können, in diesem Betrachte etwas versäumt
zu haben. Doch wenn der Herr das
Haus nicht baut, bauen die Bauleute
umsonst!
Vom 15.—30. März. Jeder dieser
Tage hatte, wie die vorhergehenden, seine
eigene Plage. Es fingen die Durchzüge
der französischen Truppen an in unserer
Gegend. Täglich kamen von allen Enden
und Orten her, besonders von Nördlingen,
Dillingen, Günzburg und Ulm, Requi-
sitionen von Wägen, Pferden u. s. w. au
uns. Wenn wir auch alle Pferde im
Kloster und in der Herrschaft hätten ver-
zehnfachen können, so wären wir doch nicht
im stände gewesen, allen diesen Forde-
rungen genug zu thun. Ich führte eine
große mühesame Korrespondenz mit den
französischen Kommandanten und deutschen
Marschkommissären gedachter Plätze, Hinter-
trieb dadurch die immer angedrohten mili-
tärischen Exekutionen, gewann Aufschub
der Stellung der Wägen und Pferde und
den Vorteil, daß wir nur dem Platzko.n-
mandanten Laporte nach Dillingen, wohin
wir auch von dem Konnte angewiesen
waren, Wägen stellten. Den 18. und
23. mußten wir zur Verpflegung der
 
Annotationen