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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 19.1901

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Vor 100 Jahren – Aus einem alten Neresheimer Klostertagebuch, [14]
DOI Artikel:
Beck, Paul A.: Oberländer Spitzbuben-Chronik, [8]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.18109#0129

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Freisingen, Landshut w. hinansgetrieben
hatte, sich mit dem Corps des Prinzen
Ferdinand, welches bei ihm war, auf der
Straße von Landshnt nach München auf-
stellen sollen, um der fränkischen Haupt-
armee in der Flanke zu bleiben. Diese
Stellung hätte den General Moreau not-
wendig veranlassen müssen, nach München
sich znrückzuziehen, um eine neue Stellung
zu nehmen. 2. Weil die Kavallerie und
Artillerie die Hanptstärke der französischen
Armee ansmachen, so hätte der Prinz
Johann nie die Gegend von Haag und
Hohenlinden zu einer Hauptschlacht wählen
sollen, wo eS seiner Kavallerie und Ar-
tillerie so schwer war, zu agieren, wo hin-
gegen die französische Infanterie sich in
ihrer ganzen Stärke zeigen konnte. 3. Hät-
ten die Oesterreicher einen unverzeihlichen
Fehler dadurch gemacht, daß sie das Tressen
vorher ansingen, ehe sie ihre linke Flanke
hinlänglich gedeckt halten. Diesen Fehler
benützte Moreau, indem er über diese
Flanke hinaus die Division Nichepanoe
schickte, um ihnen in den Rücken zu kom-
men, welches Manöver das meiste zum
unglücklichen Ansgange der Schlacht für
die Oesterreicher beigetragen hätte n. s. w.
Den 9. April: Das Resultat der gestrigen
Konferenz in Dillingen setzte uns in keine
geringe Verlegenheit. In unserer ganzen
Herrschaft befinden sich nicht 80 brauch-
bare Pferde, — und wir sollten 12 vier-
spännige Wägen, 2 Reitpferde und 2
Chaisen, also 52 Pferde nach Dillingen
liefern. In dieser Verlegenheit mußte ich
abermals nach Dillingen reisen, um die
Gerechtigkeit des französischen Platzkoni-
mandanten gegen die Ungerechtigkeit unserer
deutschen Nachbarn anznrufen. Es ge-
lang mir, den Platzkommandanten von der
Ungerechtigkeit und Unmöglichkeit des Be-
gehrens von 52 Pferden von hiesigem
Kloster gänzlich zu überzeugen. Er fragte
mich, wie viele wir denn liefern wollten
und könnten? Ich versprach ihm vier-
vierspännige Wägen. Er war mit diesem
Antrag zufrieden und gab mir sein Ehren-
wort, daß wir wegen der von Herrn von
Günter angedrohten Exekution so wenig
als vom Manne im Mond zu fürchten
hätten. Ich reiste heute noch von Dil-
lingen nach Neresheim zurück. Am 9. d. M.
kam der Fürst Taxis von Günzenhausen

wieder in seine Residenz zurück nach Schloß
Trugmhofen. Am nämlichen Tage nahm
anch der französische General Grandjean
mit seiner Frau in diesem Schlosse auf
einige Tage Quartier. Der gnädige Herr
schickte mich dahin ab, um den Fürsten
nnd den General in seinem Namen zu
bewillkommnen. Der Fürst zeigte die leb-
hafteste Freude, da er mich wieder sah,
nnd ich war innigst gerührt, den lieben
guten Fürsten meinerseits wieder zn sehen
nnd das Vergnügen mit ihm zn teilen,
das er nun wieder nach einer fast jahre-
langen Abwesenheit nnd unangenehmem
Aufenthalt in Günzenhausen in seinem
geliebten Schlosse Trngenhofen fand.
(Fortsetzung folgt.)
OlloNKuder Spitzstubcn-Shrouill.
Von Amtsrichter a. D. Beck.
(Fortsetzung.)
Nachdem also der Waghals eingestiegen,
die Hanöthüre eröffnet nnd die Schelmen
eingelassen hatte, brachen sie zuerst in der
Küche den Kerzenkasten ans nnd zündeten
Lichter an. Darauf schlichen sie durch
obersagte Nebenkammer an die Thüre, so
in des Wirts Kammer ging, in welcher
der Wirt immeäints gelegen. Beide Wirts-
lente überfielen sie urplötzlich im Bett und
zwar erstlich den Wirt nackend, legten ihn
aus den Bauch und banden ihn an Hän-
den und Füßen fest, brandmarkten ihn als-
dann mit brennenden Wachskerzen ans den:
Rücken und ließen das flammende Wachs
in drei Linien von oben bis zn Ende des
Rückgrates abtriesen, um durch diese Tortur
die Angabe ans ihm zn erpressen, wo er-
setzt Geld habe, indem er sagte, daß er
erst seine Wirtschaft neu repariert nnd
mehr denn 1000 fl. ausgegeben habe, so
hätte er nicht mehr bei Händen, als was
in dem Kasten liege, was etwa 80 fl. aus-
machte. Weil sie also von ihm (Wirt)
mehr nicht haben herausbringen, er auch
in der That nicht mehr Geld mit Wahr-
scheinlichkeit hat angeben können, so ließen
sie von weiteren Torturen ab, ließen mit-
hin ihn im Bette liegen nnd deckten etliche
Betten ans ihn. Es stand anch beständig
einer bei ihm, um ihn unter den Betten
zu verwahren; weil er aber darunter hätte
notwendig ersticken müssen, bohrte er mit
dem Kopf auf der Seite unter den Betten
 
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