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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 19.1901

DOI Artikel:
Beck, Paul A.: Oberländer Spitzbuben-Chronik, [8]
DOI Artikel:
Schilling, A.: Aus einer Ulmer Chronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.18109#0134

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126

-«.

Magd erzählt worden, traktieren nnd bin-
den wollen, und dahero sie ex mero pü-
riere sich denselben mit allen Kräften
widersetzt und lieber sterben als ans eine
so unmenschliche viehische Weise ihren Leib
mißhandeln, ich will sagen, sich die Füße,
gleich wie der Magd geschehen, ober dem
Kopf zusammenbinden lassen wollen. Da-
hero dann die Mörder, um solches au
ihr zu erzwingen, alle Gewalt angelegt
und folglich bei so entsetzlichem Würgen
und Drücken das Halsbein notwendig
brachen und sie das Leben lassen mußte,
welches glaublich damals geschehen, als sie
mit lauter Stimme Jesum und Mariam
angerufen, welches nach dem Zeugnis des
Sohnes, welcher oberhalb alles gehört, ihre
letzten Worte gewesen. Auf Vernehmen
dieser entsetzlichen Mordthat und Besteh-
luug dieser guten Leute entstand im ganzen
Revier ein großer Lärmen und Aufregung
und allgemeiner Haß und Verbitterung
über die grausamen schelmischen Juden,
auch von seiten allhiesiger Herrschaft mit
Sondieren, Schreiben, Nachfragen und
Korrespondieren überallhin das Möglichste
aufgeboten, um die Uebelthäter aufzutreiben
und handfest zu machen. Mau hat auch
gleich in Erfahrung gebracht, daß diese
Mörder nach verübter That, weil deren
viele über 20 waren, sich auf unterschied-
liche Straßen verteilt und einige ihren
Weg durch Grodt — ein gräflich Königs-
ecksches, au der Straße von Sch. nach
Biberach gelegenes Dörfchen —, andere
über Mu n d e r kiu ge n, die meisten aber
über Buchau und Riedlingen, allwo
Markt war, den Reißaus genommen haben.
(Schluß folgt.)

AuF einer Mmer Dhroiull?)
i.
Den 10. April 1666 ist durch E. E. Rats
Befehl auf dem Land, Ulmischer Herrschaft, eine
Visitation zu halten angestellet worden, und waren
dabei Herr von Baldinger, Ratsälterer, wie auch
sämtliche Hüttenherrn und Herr Doktor Veiel?)
Sie sein in der ganzen Herrschaft herum ge-
fahren, und waren die erste Dörfer gewesen Lehr,
Mähringen, Jungingen. Als sie nun zuletzt nacher

H Ulmische Chronika von Braun. (Manuskript.)
2) Elias Veiel, geborner Uliner, wurde 1662
Prediger am Münster und Professor der Theologie
in Ulm, und veranstaltete 1665 und 1666 Kirchen-
visitationen. Wehermann, I. 510.

Reuthi H über der Donau kommen, so dem katho-
lischen Rothen gehöret, so hat bemeldter Roth
die Visitationsherrn nicht in Reuthi einlassen
wollen, und hat der Graf Fugger von Oberkirch-
berg dem Rothen anerboten, ihme beizustehen.
Es wäre bald großer Lärmen entstanden, wann sie
die Herren nicht hätten hineingelassen, es sein
schon alle Anstalten gemacht worden, daß man
dein Rothen und Fugger die Haut gegerbt, es
wäre ihr verdienter Lohn gewesen.
II.
Den 3. Juni 1682 kam allhier eine solche
Seuche unter das Hornvieh, erstlich bekamen die
Kühe Blattern auf der Zungen, und wann man
nicht fleißig acht gäbe, so faulste die Zunge gar
ab und das Vieh darauf ging. Diese Seuche
soll von zwei Jesuiten und einem Kapuziner aus
Verhängnus Gottes angestellt worden sein, von
welch' säubern Teufels-Gesellen sich selber einer
in das Wasser gestürzt und ertrunken, der andere
zu Pulver und Aschen verbrannt und der dritte
lebendig vermauert worden. So ist man auf
alle Art bedacht gewesen, dem Nebel abzuhelfen,
so hat man dem, der vermauert war, versprochen,
das Leben zu schenken, wenn er ein Mittel wisse,
daß dem Vieh wiederum geholfen wurde, so hat
er gesagt, wann man ein französisches Sechs-
kreuzerstück nehme, und mache dasselbe etwas
spitzig und solches an ein lang Eisen gethan und
dein Vieh in den Schlund gelanget und die auf-
fahrenden Blattern damit ausgestochen, so werde
den: Vieh wiederum geholfen, hernach müsse man
solches mit Hönig und Salz fleißig reiben. Auf
solches ist durch das Mittel dem Vieh geholfen
worden und nun dem Liebhaber das Leben ge-
schenkt.
III.
Den 13. März 1736 sein Jhro Hochfürstl.
Durchl. Herzog Alexander von Württemberg eines
schnellen Tods aus dem Schwanen-SeeZ ver-
blichen. Sie waren in kaiserl. Diensten als
General gestanden, und die evangelische Religion
verlassen und die katholische angenommen, her-
nach sein Sie durch Absterben Herzog Eberhards
zu einen: regierenden Herzog erwählt worden,
aber nur vier Jahr regiert. Bei dessen Lebzeiten
haben Sie das Herzogtum reformieren und an:
25. März, als an Maria Verkündigung, hat das
Meßopfer wieder eingeführt werden sollen in:
ganzen Land und am heiligen Ostertag hat die
erste Meß zu Ulm in: Münster gehalten sollen
werden, aber nach göttlicher Vorsehung sein Jhro
Durchlaucht schnellen Tods verblichen, das übrige,
wer solches angesponnen, wollen wir nicht melden,
sondern Gott befehlen, sie sein alle voi: Gott
gestraft worden.

H Schloß und Dorf Reuthi gehörte der katho-
lischen Linie der Herren von Roth, welche 1800
ausstarb.
2) Jhro Durchlaucht waren den: Ansehen nach
frisch und gesund, und wurden über der Tafel
zu Ludwigsburg in den: Schloß von einen: hef-
tigen Schlag gerührt, daß dieselbe in etliche,:
Stunden daraus ihr ruhmvolles Leben beschließen
müssen. Steinhoser, l. 928.
 
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