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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 19.1901

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Saupp, ...: Denkwürdiges aus der Geschichte des Klosters Wiblingen, [12]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18109#0138

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von Boos. Am 20. September 1766 wurde
Storr in Augsburg ordiniert und hiell
in Wiblingen am 29. September feierliche
Primiz, wobei ein ?. Angnstin Schmid,
Professor in Zwiefalten, Festprediger war.
Für 13 Monate habe er Dispens zur
Ordination nötig gehabt. Am 14. November
1766 wurde er mit ?. Cölestin nach
Dillingen gesandt, um juristische Studien
zu machen, im folgenden Jahr nach Ingol-
stadt, um sie fortznsetzen. Später bekleidete
er das Amt des Novizenmeisters, war Or.
der Philosophie und Theologie und beider
Rechte, und bedeutender Altertumsforscher,
auch Hauschronist und Verfasser von Ana-
lekten, endlich auch in Heraldik und Numis-
matik eine Auktorität; er starb nach Auf-
hebung des Klosters als Pfarrer in Unter-
kirchberg am 10. März 1818. — Abt
Modest» II. starb nach sechsjähriger Amts-
führung am 17. Juni 1768 und wurde
am 20. Juni beerdigt. Abt Georg von
Noggenburg hielt die Leichenrede und Abt
Gregor bei den Wengen das Officium
„pontiOcaliter". Als Nachfolger wurde
am 5. Juli Roman Fehr in Gegen-
wart des Bischofs Franz Joseph Karl von
Domitiopolis, Generalvikars in Konstanz,
gewählt. Auch die als Zeugen anwesenden
Aebte und die 23 wählenden Patres sind
namentlich in der Chronik anfgeführt.
Vorher war er Oeconomrm und hatte da
schon seine Vorliebe für Neubauten be-
tätigt, indem er die Mühle neu erbauen
ließ. Er war am 15. Juli 1728 in
Lanpheim geboren, studierte in Ehingen
und Innsbruck, trat 1745 ins Noviziat
ein und wurde 1752 zum Priester geweiht.
Unter ihm erlebte das Stift noch vor
seinem Untergang eine herrliche Blütezeit,
sowohl was Religiosität und Frömmigkeit,
als was Wissenschaft und Bildung anlangt,
und er war zugleich ein wahrer Vater
seiner Unterthanen. Zu seiner Bautätig-
keit veranlasse ihn nicht nur sein Eifer
für Gottes Ehre und sein Kunstsinn,
sondern auch das Streben, dem armen
Volk Gelegenheit zu Verdienst zu geben.
Die Leute waren verarmt, und die Lebens-
mittelpreise sehr hoch gestiegen. Da sei
ein Mann von Donaustetten zu ihm ge-
kommen, habe seine Not geklagt und frei-
mütig erklärt: „Gnädiger Herr, geben Sie
mir etwas zu verdienen oder ich muß

stehlen". Dies veranlaßte ihn sofort i. I.
1772 mit dem großartigen Ban der neuen
Kirche zu beginnen. Außerdem ließ er
den noch rückständigen Teil der Oekonomie-
gebätide, das zweite Beamtenhaus, das nach
Aufhebung des Klosters eine Zeit lang
Pfarrhaus wurde, drei weitere Häuser in
Wiblingen, nahe beim Kloster, wovon
eines als Sckulhans benutzt ward, ferner
die Schul hä ns er in Donaustetten,
Stetten, Steinberg, Dorndorf und Bihla-
fingen ,,mormskerii sumpkidris" erbauen.
Außerdem kaufte er von Kirchberg um
75 000 fl. die hohe Gerichtsbarkeit in
Stetten, Dellmensingen, Hüttisheim, Bihla-
fingen, Dorndorf und Steinberg samt dem
Jagvrecht. Dazu kam, daß um diese Zeit
die Abgaben an Oesterreich sehr schwer
wurden. Er hat nach seiner eigenen Aus-
sage mehr als 100 000 fl. Abgaben an
Oesterreich bezahlt, darunter 1788 fl.
„Türkenstener". Ferner sorgte er als
Knnstmäcen mit fürstlicher Freigebigkeit
für seine studierende Jugend im Kloster
wie auswärts; namentlich ließ er zu Frei-
burg und Salzburg mit großem Aufwand
viele seiner Leute ausbilden. Durch sein
wirtschaftliches Genie wußte er sich solche
Geldmittel zu verschaffen und konnte solches
leisten, so daß er aber doch schließlich
ganz erschöpft war, — auch ein Beispiel
der „toten Hand". Das größte Bauwerk
war die Erbauung der neuen Kirche, wo-
zu unter großer Feierlichkeit am 14. Mai
1772 der erste Stein gelegt wurde. Die
umfangreiche Grundsteinsurknnde ist in
der Psarrchronik abgeschrieben. Hunderte
von Menschen fanden bei dem Bau ein
Jahrzehnt hindurch Beschäftigung und Ver-
dienst. Die alte Kirche war eine Basilika,
im 13. Jahrhundert in romanischem Stil
gebaut, aber im Lauf der Zeit war manches
gotisch verändert worden. Sie wurde wegen
Baufälligkeit abgebrochen. Den Grundriß
zur neuen im Barockstil gebauten Kirche
entwarf Joh. Georg Specht aus Bregenz,
der auch die Maurer- und Steinhauer-
arbeit übernahm. Die Zimmerarbeit be-
sorgte Joh. Georg Stiefenhofer aus
Lindenberg, „der täglich seinen Gulden
hatte", die Stnccalurarbeiten Benedikt
Sporer von Wessobrunn. Die Chor-
stühle stammen von Jos. Aut. Christian
aus Riedlingen, der auch die über den-
 
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