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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 20.1902

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Kramer, Joachim: Die Reichsabtei Weingarten O. S. B. im französischen Ueberfall etc., [13]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18298#0063

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55

g?ben, indem dies wider seinen Charakter
sei.
Am 17. Febr. werden H. Frings 2530 fl.
(über 3700 fl. hat er schon) überschickt,
um das erste Drittel an der dreimonat-
lichen Kontribution bezahlen zu können.
H. Zänke in Ulm werden ebenfalls 764 fl.
überschickt; wir sind ihm jetzt noch 400 fl.
im Rest. Zanke giebt den Rat, das hie-
sige Oberamt solle ihm den Auftrag machen,
daß er in Zukunft nicht mehr als 40
Frohner und zwei Wagen stellen solle,
weil man nicht mehr im stände sei, zu
zahlen. Jänke hofft, es mit einigen Bou-
teillen Rheinwein hinauszufechten.
Am 19. Febr. ist eine Konferenz der
zum hiesigen Spital konkurrierenden Stände.
Es wurde an Mathieu Faviers sowohl
als auch an das Konnte eine Vorstellung
wider das Projekt des Komites beschlossen,
die Konknrrentschast wolle bei der bis-
herigen Verfassung bleiben.
Bei dieser Gelegenheit werden die Chirnrgi
äußerst unruhig; sie sind schon längere
Zeit mit ihren Chefs unzufrieden, weil
diese nicht mit ihnen speisen und besseren
Tisch als sie hatten, sie schimpfen über
Quantität und Qualität der Speisen, es
sei immer nur von Ochsen und Kälbern,
was auf den Tisch komme, alles sei un-
reinlich u. s. w. Sie wollten, daß diese ihre
Klagen bei der heutigenKonferenz Vorkommen
und die Sache geändert werde. Man
antwortet ihnen von unserer Seite, daß
dieser Punkt die Konkurrenten nicht be-
treffe, sondern uns, sie hätten den näm-
lichen Wein, das nämliche Brot, vom
nämlichen Fleisch und Gemüse, wie ihre
Chefs, welche sich zufrieden zeigten; man
hätte sie bisher nach den vom Kriegs-
kommissär Picot-Belloc und anderen, die
etwas zu befehlen hätten, gutgeheißenen
Reglements traktiert, wenn sie aber von
einem höheren Orte ein anderes Regle-
ment answirken würden, so werde man
sich genau darnach richten.
Heute und auch schon gestern gingen
mehrere in den Hennengarten und schossen
Wildenten weg; sobald sie sich am zahmen
Geflügel vergreifen sollten, dürste es ernst-
liche Auftritte abgeben.
Nun drohen sie, sie wollen in den Flecken
ziehen, in der Meinung, sie könnten sich
dort auf unfern Konto beliebig bedienen

lassen. Mit dem Flecken lassen wir uns
Hierinfalls in keine Rechnung ein, der
Flecken muß avisiert werden. Die mehr-
sten sind junge Leute, ohne Erziehung,
voll wilden Feuers, fragen ihren Vor-
gesetzten nicht nur nichts nach, sondern
führen selbst gegen dieselben ungegründete
Klagen rc.
Um diese Chirurgos in einige Ordnung
zu zwingen, ließen wir den Platzkomman-
danten von Ravensburg kommen; dieser
verwies ihnen ihren Unfug und drohte mit
Strenge. Es wird sich zeigen, wie lang
es anhält. Der erste Chirurgus kommt
fort und gestern abend spät kam ein an-
derer an, der ihn ablöst.
Am 22. kommt vom Komite ein Schrei-
ben, worin die für dessen Unterhalt be-
stimmten 618 fl. betrieben werden.
Der Magazinverwalrer in Kempten
lärmt und droht, daß Weingarten noch
gar nichts geliefert habe. Man wird ihm ant-
worten, was wir schon seinem Kommissär
in Memmingen geantwortet haben, nämlich
wir hätten uns an Mathieu Faviers ge-
wendet wegen der großen Ueberlieferung
und erwarteten von dorther eine Ent-
scheidung.
Am 23. Febr. schreibt man dem Komite
einen lamentablen und zugleich still beißen-
den Brief, man sei ganz erschöpft und
hätte deshalb die 618 fl. noch nicht ge-
schickt, weil man weder Geld noch Kredit
habe, es sei nicht möglich die Hälfte zu
zahlen, andere Stände, welche eine geringe
Matrikel haben, hätten noch nicht einmal
das bezahlt, was das Komite schon im
verflossenen Sommer ausgeschrieben habe.
Weingarten hingegen habe jene 1100 fl.
auf der Stelle bezahlt. Um aber seine
Werkthätigkeit aufs äußerste zu zeigen,
weisen wir bei H. Frings das Drittel an,
nämlich 206 fl.
Nach Blumenegg wurde ein Bote ge-
schickt, sie sollen ihren Betreff an der
Kontribution bestimmt bis nächsten Montag
hieher bringen; wenn Exekution komme,
schicke man sie nach Blumenegg — wenn
sie uns nur geht, denn die Franzosen
halten sich an den Stand.
Die Hagnauer haben endlich auf ein
scharfes Dekret zwei Drittel mit 1004 fl.
hieher geschickt. Der dortige Ammann
spielt uns recht boshafte und hinterlistige
 
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