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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 20.1902

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Kramer, Joachim: Die Reichsabtei Weingarten O. S. B. im französischen Ueberfall etc., [13]
DOI Artikel:
Reiter, Joseph: S. Cosmas und Damian
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https://doi.org/10.11588/diglit.18298#0065

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57

Pajol ins Kloster. Der Offizier kam
mit 3 Husaren sogleich in die Kanzlei
und fragte dem Procureur nach. Da ich
zugegen war, kündigt man mir und H.
Oberamtsrat Sterk Arrest an, ohne uns
eine Ordre zu weisen oder zu sagen, warum?
Wir sehen natürlich die Sache als Prel-
lerei an. Ich suchte den k. Küchenmeister
für mich zu substituieren, der auch ganz
willig dazu war, indem ich wegen meiner
gar nicht festen Gesundheit es nicht lange
aushalten würde, wenn man mich als
Geißel sortnehmen wollte. Im Grunde
aber hatte ich die Absicht, dem Aufsehen
der Franzosen zu entgehen, indem niemand
gewußt hätte, wo und wie er Geld her-
schaffen könnte. Da das Spital alles
einnimmt, so entfernten sich die Husaren
außer 9 Mann und die 2 dem k. Küchen-
meister und Oberamtsrat zugegebenen
Wachen. Sogleich wird das Klosterthor
besetzt, kein Pferd, kein Vieh, niemand von
uns wird hinausgelassen; einige Husaren
gehen in die Ställe rc., wo sie alles auf-
schreiben und unter der Hand erfahren
wir, daß gleich morgen alles verkauft
werden soll, wenn wir nicht bezahlen
würden. Und doch sagte man uns nicht,
was man von uns wolle, bis endlich nach-
mittags der Oberst Pajol im Flecken an-
kommt. Der Oberamtsrat geht zu ihm
und erfährt die Proposition, Weingarten
sei den 4. und 5. Monat der Kontribution
noch schuldig, Pajol hätte den Auftrag,
selbe mit Exekution eiuzutreibeu uud zwar
seien für uns 100 Mann bestimmt, denen
man am ersten Tag einen kleinen, am
zweiten Tag einen großen Thaler und
am dritten Tag 1 Louisdor so zu bezahlen
hätte, daß noch an jedem Tag die Mann-
schaft verdoppelt werde. Ordre zeigte der
Oberst keine, wir waren also sehr miß-
trauisch und besürcbteten, es möchte uns
ergehen wie im Mai, wo Vandamme und
Molitor uns um 12 000 sl. prellten. Zum
Glück kam abends der Kriegskommissär
Nicolan von Lindau hier au, wir baten
ihn, er solle die Sache untersuchen. Er
schien sich für uns zu interessieren, ob-
wohl wir auch auf ihn kein Vertrauen
setzten. Er besichtigt die Ordre des
Obersten und meldet uns, wir könnten
uns kaum hinauswinden, indem derselbe
Wirklich eine ganz richtige Ordre habe.

Von Traktaten auf eine lcidentliche Aver-
salsumme wollte der Oberst gar nichts
hören, sondern man müsse heute noch die
ganze Summe mit 26 802 Frcs. entrichten
oder er brauche Gewalt. Da wir in dieser
Verlegenheit miteinander delibriereu, kommt
H. Oberamtmann von Augsburg zurück,
mit der Nachricht, daß die nämliche
Komödie wirklich mit allen Ständen ge-
spielt werde, ohne daß man beim Komite
an anderes als an eine Prellerei glauben
wolle. Da ich überzeugt war, daß er
absolut bezahlt sein müsse, wenn wir uns
nicht alle Pferde, Vieh, Früchte, Wein rc.
wollen nehmen und um einen Spottpreis
verkaufen lassen, erklärte ich meinen ge-
ängstigten Confratribus und den Beamte-
ten, sie sollten sich ruhig schlafen legen,
ich wolle bis morgen 8 Uhr alles richtig
machen; sie staunten mich an, als hörten
sie einen Engel reden, welcher sie aus den
Klauen des Würgers rettet.
(Fortsetzung folgt.)
S. LosmaF und Damian.
Von Pfarrer Reiter.
Cosmas uud Damian waren Brüder,
stammten aus Arabien und verstanden sich
besonders auf die Heilkunde, welche sie in
Aegäa, einer Seestadt Ciliciens, unent-
geltlich übten, weswegen sie bei den Grie-
chen Anargyroi hießen, „die Herren Nichts-
fürgeld". Sie wurden unter Kaiser Dio-
kletian im Jahre 303 gemartert. In der
kirchlichen Liturgie nehmen die beiden Brü-
der insofern eine hervorragende Stellung
ein, als sie in der Allerheiligenlitanei, im
Canon der hl. Messe uud im Meßsormü-
lar der leriu cxuintL post Oominicum III.
<Ju3ärL§esimLe angerusen werden. Sie
gelten als Patrone der Apotheker und
Aerzte. Die Angabe, daß sich zur Zeit
der Kreuzzüge ein nach ihnen benannter
Ritterorden bildete, dessen Aufgabe es war,
Gefangene zu erlösen und Kranke lz"
pflegen, ist nach dem Kirchenlexikou un-
richtig. Heiligtümer haben S. Cosmas
und Damian, soweit unser Forschungs-
bereich in Frage kommt, in folgenden Ge-
meinden gefunden:
Cannstatt (Kirche 1471—1506 erbaut),
Dellmensingen, Dürbheim (Kapelle),
Ennabeuren, Gutenzell, Jesingen, OA.
 
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