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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 20.1902

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Beck, Paul A.: Die weiland "Truchsessengalerie" zu Wurzach und die Multscherbilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.18298#0121

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Organ für Geschichte, MtertumDunde,
Kunst und Kultur der Diücese Gotteudnrg und der angrenzenden Gebiete.
kjerausgeqeben »nd redigiert von Amtsrichter a. D. Becir in Kaven^burg.
Beiträge, Korrespondenzen rc., Rezensions-Exemplare, Tauschzeitschriften rc. wollen
stets direkt an Amtsrichter a. D. Beck in Ravensburg, B e ste l l nng e n nnd Reklamationen an
die Expedition des „Deutschen Vvlksblatts" in Stilttgart, Urbanstraße 94, gerichtet werden.

Nr. S.
4S02.

Erscheint monatlich einmal nnd ist halbjährlich d nrch die Post znin Preis von
M. 1,90 ohne Bestellgebühr; durch alle Buchhandlungen sowie gegen Einsen-
dung des Betrages direkt von der Expedition um M, 2,10 (außerhalb des
dentsch-österr, Postgebietes M, 2,20) zu beziehen; einzelne Nummern 40 Pf. An-
der Expedition entgegengenommen nnd pro Petitzeile oder deren Raum mit 15 Pf,,
bnchhündlerische Beilagen, Prospekte rc, nach Uebereinkunst berechnet.


6ec1<. Die Weiland ,,sGruchseffeu-
galerie" zu Durzach und die
Multscherbilder.
Ein altdeutscher Gemäldefund von weit-
tragender Bedeutung aus den letzten
Jahren hat die Aufmerksamkeit wieder auf
die unter diesem Namen laufende, dem
Gedächtnis der Nachwelt fast vollständig
entschwundene, leider längst zerstreute,
großartige Gemäldesammlung von univer-
sellem Charakter gelenkt. Dieselbe winde
seiner Zeit von dem am 29. Nov. 1748
zu Wurz ach geborenen Grafen Joseph
Franz Anton Wunibald Andr. Satnrniu
von Truchseß-Zeil-Wurzach, dem 4. Sohne
des Erblruchsessen Reichsgrafen v. Zeil-
Wurzach und dessen Gemahlin Eleonore
Maria, geb. Reichsgräfin v. Königsegg-
Nothenfels, in der zweiten Hälfte des
18. Jahrhunderts, hauptsächlich während
seines Aufenthaltes in Köln als Dom-
herr und Oiaconus masor und Dechant
zu St. Gereon — nebenbei war er auch
Mitglied des Domkapitels von Straß-
bnrg — nach nnd nach gesammelt und
angelegt Der Graf war ein leidenschaft-
licher Liebhaber der Malerei und hatte
sich allmählich eine ziemliche Kennerschaft
ungeeignet; in Köln und in den (Holland
benachbarten) Rheinlanden, wo sich eine
Menge von Gemälden nnd damals sozu-
sagen der Mittelpunkt des Gemäldehandels
befand, war es ihm möglich, seiner Lieb-
haberei nachzugehen und vieles noch zu
günstiger Zeit zu erwerben; daher erklärt sich
auch das starke Ueberwiegen der „Niederlän-
der" in seiner Sammlung. Der Graf hegte
ursprünglich die Absicht, seine Galerie als
einen Fideikommißbestandteil an sein Haus
nach Wurzach zu schenken und ließ die-

selbe noch vor dem Jahre 1790 unter Vor-
behalt seines Eigentumsrechtes von Köln
nach Wurzach abgehen und im dortigen
Schlosse unterbringen. In Verbindung
damit trug er sich mit dem seinem Sinn
für Kunst und Wissenschaft alle Ehre
machenden Gedanken, in Wurzach eine
förmliche Akademie der schönen Künste zu
gründen; der Entwurf einer Eingabe an
den deutschen Kaiser in Wien um Er-
langung eines solchen Privilegiums liegt
noch in Wurzach vor.
Leider sollten diese schönen, gutgemein-
ten Gedanken infolge des Ausbruchs der
französischen Revolution rc. nicht zur
Ausführung gelangen und sah sich der
um seine kostbaren Bilderschätze sehr be-
sorgte Graf veranlaßt, im Juli 1796
dieselben vor den Franzosen, die bald
darauf so übel in Oberschwaben hausten,
nach Wien zu flüchten, wo sie in den
ehemaligen Gschwindischen und Wind-
hagischen 7 Bibliotheksälen einige Jahre
ansgestellt waren. Hier wird es auch
gewesen sein, wo sie, speziell die Mnltscher-
bilder, der bekannte Kunstfreund Graf
Franz von Sternberg, der nachmalige
Besitzer der Herrschaften Skbnssenried und
Weissenau (in Prag geb. 1763, ch 1830)
besichtigt hat?) In der Litteratur, wie in

') Wo sich diese Nachricht Sternbergs, auf
welche und ebenso auf die in Khamms „diernrclm
enthaltene Angabe über den Pal ni-
eset ich im „D.-A." Nr. 7 von 1893 erstmals
wieder aufmerksam machte, ursprünglich
findet, hat sich bis jetzt nicht erheben lassen. Wir
können übrigens betreffs der Fertigung der
jetzt in Wettenhausen aufbewahrten Augsburger
Palmeselsigur noch eine weit ältere, ein-
gehendere und zugleich vielsagende, bisher nicht
beachtete Nachricht, als die von K Hamm a. a. O.
 
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