Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 20.1902

DOI Artikel:
Reiter, Joseph: S. Markus
DOI Artikel:
Kleinere Mitteilungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.18298#0136

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
128

thal, Kreis Zabevn, u»d der Stadt Venedig,
deren Markuskirche zu den schöllsten Werken
byzantinischer Bankunst gehört. „Am Feste
des Heiligen wurde ehemals jährlich ein
Ochs* in seine Kirche geführt und sein
Evangelium, das man dem Ochsen zwischen
die Hörner legte, verlesen. Hielt sich der
Ochs ruhig, so war es ein gutes, wenn
nicht, ein schlimmes Zeichen für die Re-
publik. Auch in Spanien herrschte diese
Sitte, die als skandalös am 10. März
1598 durch eine Bulle Klemens'VIII. ver-
boten wurde."
In Frankreich war nach Cahier
(clraractcristic^ue8 cke.8 3aink8) der Ev.
Markus Patron der Glasarbeiter (vitrier8
et lnnternier3), denn in Venedig (Mu-
rano), dessen Patron S. Markus war,
erlangte schon im frühen Mittelalter die Glas-
industrie eine große Vollendung, und von
dort kam diese Industrie und mit derselben
auch das genannte Patronat nach Frank-
reich.
Interessant dürste noch die Mitteilung
sein, daß das bekannte Znckergebäck Mar-
zipan nach dem hl. Markus benannt
worden ist. Es wird darüber berichtet:
„Im Jahre 1407 war ein so kalter
Sommer, daß fast alle Früchte verdarben
und eine große Hungersnot entstand.
Man backte in der Folge znm Andenken
an jene traurige Zeit am S. Marknstage
kleine Brötchen, die man reich würzte, und
nannte sie Markusbrötchen (Nurci puue3).
Andere meinen, der Marzipan sei zuerst
in Venedig gebacken worden und habe
deshalb seinen Namen nach dem Patron
der Stadt erhalten." (Or. Samson.)
Daß am Marknstag die Bittprozession
stattfindet, ist nach Or. Kellner (Heortologie
S. 173) ein rein zufälliges Zusammen-
treffen, wie schon der Umstand beweist,
daß in den älteren lateinischen Kalenda-
rien am 25. April die likania. major
allein verzeichnet steht, während der Name
des Markus noch fehlte.
In Trier giebt es einen Markusberg.
Der Löwe auf dem Schilde der Wirt-
schaften wird bisweilen auf das Patronat
des hl. Markus zurückznführen seiu.
Die Kirche S. Marco in Rom scheint
ihren Titel von dem hl. Papst Markus be-
kommen zu haben.

S. Petronilla.
Dieselbe wird als „Schülerin" des
hl. Petrus bezeichnet und abgebildet mit
Palme und Buch, mit Lilie und Kreuz.
Bisweilen sieht man sie auch, wie sie
Kranke heilt oder die hl. Kommunion
empfängt. Patronin ist S. Petronilla in
Jlshofen, OA. Hall. Woher stammt
nun dieses Patronat? Etwa direkt von
Nom, wo die Heilige eine Kirche besaß,
welche so berühmt war, daß Papst Gre-
gor III. eine Station daselbst errichtete?
Oder war ehedem in der Nähe von Jls-
hofen eine Petrus- oder Nikomedeskirche
(Nikomedes ein Jünger des hl. Petrus)?
Wenn man bedenkt, daß es gar oft die
Klöster waren, welche die Kirchenpatrone
bestimmten, mag man auch fragen, ob
nicht das Kloster Goldbach, Kreis Thann,
welchem Jlshofen von 1380—1525 in-
korporiert war, die hl. Petronilla der
Kirche zur Patronin gegeben. Die Kloster-
kirche selbst soll freilich dem hl. Laurentius
geweiht gewesen sein.
In Straßburg war eine Kapelle der
hl. Petronilla im Ochsensteinerhof. In
der Diöcese Münster sind ihr nach Or.
Samson die Kirchen zu Handorf und
Wettringen gewidmet, in der Erzdiöcese
Köln trifft man sie als Patronin in der
Kapelle bei Füssenich.
Aachen besaß schon sehr frühe Reliquien
der hl. Petronilla, ebenso Liesborn und das
im Jahre 960 gegründete Kloster Herzebrock,
das die Heilige als Mitpatronin verehrte.

Meinere Mitteilungen.
Schwäbische Künstlernamen aus-
w ärts (zu „Kunstbeziehungen zwischen Schwaben
und Tirol", „D.-A." XX. Nr. 1, 1902). Um
d. I. 1525 wird ein Goldschmied Utz Ravens-
P u r g e r (auch Rasfenspurg!) Bürger zu Wiener-
Neustadt. — In der zweiten Hälfte des >6. Jahr-
hunderts, und noch um 1595, war ein Hans
Leonh. Waldtpurger Hosbildhauer bei Erz-
herzog Ferdinand von Oesterreich. Um die gleiche
Zeit existierte ein Kunsttischler David Rotweiler
in Innsbruck. — Ob diese G esch lechts namen
nicht im Zusammenhang mit den Ortsnamen
Ravensburg, Nottweil und Waldburg stehen?
In der Ravensburger Bürgerliste von 1324 bis
1436 kommt ein Ulrich Walt bürg er vor,
welcher i. I. 1401 in das dortige Bürgerrecht
ausgenommen wurde, wogegen sich der Name
Ravenspurger in keiner der Bürgerlisten
findet. In den noch auf 1436 folgenden Bürger-
listen erscheint der Name Walt'burger nicht
wieder. —clr.

Stuttgart, Buchdruckerei der Akt.-Ges. „Deutsches Volksblatt".
 
Annotationen