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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 20.1902

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Beck, Paul A.: Nochmals die Franzosen in Altdorf-Weingarten i. J. 1796
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https://doi.org/10.11588/diglit.18298#0190

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182

Weingartens durch die Franzosen im Herbste
1796 hatte der damalige Landschaftsein-
nehmer Rh o m b erg unmittelbar nachdem
Abzüge der Nenfranken und noch unter
dem frischen Eindruck ihrer Greuelthaten
unter ter Aufschrift: „Kurze Erzählung der
Vorfallenheilen vom 29. September bis
6. Oktober 1796 in und um den Markt-
flecken Altdorf" niedergeschrieben und amt-
lich hinterlegt, welche wir als noch nicht
veröffentlicht zur Vervollständigung des
Materiales H folgen lassen: „Auf der Ne-
tirade der französischen Truppen unter den
Befehlen des Generals Moreau ans
Bayern durch Oberschwaben wurden an die
Landvogtci sehr starke Brotreqnisitionen
gemacht, unter welchen sich jene des fran-
zösischen Kriegskommissärs Brnnck 6. 6.
Waldsee, 28. Sept. anszeichnete. Er be-
gehrte von dem H. Landvogt zu Altdorf
(so war die französische Requisition über-
schrieben) 16 000 Laib Brote ü 3 Pfund,
worauf ihm sogleich durch einen Expreß-
boten die Unmöglichkeit der Brotliefernng

E Dasselbe besteht außer dem im „D.-A." ver-
öffentlichten Kramerschen Tagebuch, in den Schriften
Frz. Sauters über W. (Rav. 1857 bei Karl Maier
:c., S. 73—78.), der i. I. 1878 bei Dorn in
Nav. im Druck erschienenen Chronik der Hecht-
mirth Frz. Jos. Miller'schen Eheleute in Altdors
(68 S.), in der Flugschrift von N. Georg (Ber-
nard ? geb. in Langenargen 1745, ß 1811): „Das
Betragen der Franzosen im Schussenthal" (1797
o. O.) und in der ausführlichen, von uns im
„Jpf" („Hausfreund" Nr. 31—34 von: 19.—29.
'April 1902, S. 123 ff.) veröffentlichten Dar-
stellung Arm b ruft er s und in einer lateinisch
geschriebenen, in der Pfarrregistratur W. auf-
bewahrten Chronik über die Kriegsereignisse in
A. - Weingarten des Exjesuiten Pfarrers Joh.
Dismas Gramm aus Riedlingen, wovon im
„Oberschwäbischen Anzeiger" Nr. 270 vom 8. Ok-
tober 1896 unter der Aufschrift: „Vor 100
Jahren" ein Auszug erschien. Die vorgeil, kleine
(von Armbruster am Schlüsse seines Schriftchens
angezeigte Schrift des N. Georg) o. Angabe des
Vf., Druckortes und Druckers bezw. Verlegers,
angeblich in W. gedruckt, machte wegen ver-
letzender Ausfälle auf das Bürgermeister S ch a f-
h äutl esche Ehepar u. a. Altdorfer Persönlichkeiteil
arg böses Blut und wurde möglichst unterdrückt,
weshalb sie auch heutzutage selten ist. Von
seiten des Reichsstifts wurde nämlich behauptet,
die Landvogtei und die Gemeinde in Altdorf
lade den immer sich steigernden maßlosen
französischen Ansprüchen und Requisitioneil gegen-
über konstant auf das ungleich reichere und
leistungsfähigere Kloster ab, woher sich dann
eine nicht geringe Verstimmung zwischen beiden
Stünden schrieb.

in einer so offenbar überspannten Quan-
tität vorstellig gemacht wurde. Der nach
Waldsee abgeschickte Bote traf daselbst den
Kommissär nicht mehr an und ging nach
Antendorf hinüber, woselbst sich dieser
aufhielt. Er ließ zwar an der Brotfor-
dernng nichts nach, doch verlangte er ans
Abschlag nur 3000 Laibe ans der Stelle
unter Androhung militärischer Exekution.
Am 29. Sept. rückte nachmittags zwischen
1 und 2 Uhr ein Kommando k. k. Truppen
von beiläufig 40 Mann Grenzerhusaren
unter Anführung des Oberleutnants Grafen
v. Bissingen hier ein. Das Volk sam-
melte sich ans den Gassen, bewillkommnete
die Vorboten der Erlösung mit lautem
Jubelgeschrei; andere Bewohner Altdorfs,
die zu Hause blieben, weil sie die Stille
dem Lärmen vorzogen, vergossen Freuden-
thränen, dankten der göttlichen Vorsehung,
lobten die Standhaftigkeit des Kaisers und
den Heldenmut seiner braven Krieger.
Dieses Kommando hielt sich nicht lange
in Altdorf auf, sondern verfügte sich nach
Ravensburg, woselbst es einige Franzosen
zu Kriegsgefangenen machte und von wo
es mit letzteren über Altdorf nach Ber-
ga tr ent e zurückkehrte, woher es gekom-
men war. Von eben diesem Kommando
erfuhr man, daß zu Wolfegg der k. k.
General K l iu gl in mit einem Corps von
3—4000 Mann lagere. Aus Besorgnis,
die angedrohte militärische Aktion könnte
wegen unterlassener Brotliefernng von dem
französischen Kommissär Brnnck wirklich
veranlaßt werden, schickte man an diesen
General nach Wolsegg reitende Boten mit
der Bitte, ein Kommando von 200 Mann
k. k. Truppen zur Bedeckung hierher zu
schicken. Diese brachten die mündliche Ver-
sicherung mit, daß das ganze Corps von Wolf-
egg am 30. aufbreche und nach Altdorf kom-
men werde. — Ungewiß, was in der Nacht
vom 29./30. geschehen möchte, versammelten
sich sämtliche Beamte auf dem Nathause
und blieben die ganze Nacht hindurch bei-
^ sammen. Die Bürgerschaft hingegen hielt
! abwechslungsweise in den Gassen, jedoch
ohne Schießgewehr, Wache. — Die Nacht
lief so ziemlich ruhig ab; die militärische
Exekution, so Brunck angedroht, blieb aus.
Dagegen aber marschierte am 30. früh
morgens 7 Uhr das versprochene Kling-
linsche Corps durch den hiesigen Ort durch
 
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