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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 20.1902

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Beck, Paul A.: Nochmals die Franzosen in Altdorf-Weingarten i. J. 1796
DOI Artikel:
Thiersch, Friedrich von: Die Augsburger Fassadenmalereien
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https://doi.org/10.11588/diglit.18298#0193

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185

Vom 30. Sept. bis 5. Ott. waren alle
zurückgebliebenen Einwohner Altdorfs in
den Häusern versteckt; vom Lande konnte
niemand hereinkommen; und man sah
außer französischen Soldaten nicht ein
lebendiges Geschöpf ans den Gassen. In
der Nacht vom 30. Sept. ans 1. Okt.
kam im Doggenried Feuer ans, wodurch
zwei Häuser eingeäscbert wurden; man
hörte zwar eine menschliche Stimme, die
Feuer rief, aber niemand ließ sich bewegen,
ans dem Winkel, in dem man sich versteckt
hielt, hervorzngehen.
Dieses ist nur ein mattes Bild des
Elendes und der schrecklichen Lage, in der
sich die Einwohner Altdorfs 5 Tage lang
befanden; der Himmel schütze sie und alle
benachbarten Ortschaften vor ähnlichen
Heimsilchnngen!"
Dies ist noch eine verhältnismäßig
glimpfliche Schilderung der Aufführung
der Franzosen in Altdorf—Weingarten
und ist der Berichterstatter namentlich
über die geradezu viehischen unsittlichen
Exzesse derselben hinweggegangen. Man
höre aber A r m binster darüber: „Mäd-
chen von 10—12 Jahren" — schreibt
er — „verloren durch die Hand der Bar-
baren Unschuld und Gesundheit. Weder
Alter und Häßlichkeit, noch die ab-
schreckendsten Krankheiten vermochten den
viehischen Lüsten derselben Grenzen zu
setzen, und nicht selten stillten ihrer 10,
oft 12, oft 20 an dem nämlichen Gegen-
stand abwechselnd ihre wollüstige Wut,
während ihre Gehilfen mit bewaffneter
Hand Wache standen, oder den unglück-
lichen Opfern während der Mißhandlung
geladene Gewehre, Säbel und Bajonette
ans die Brust hielten. Selbst in das
Siechenhans bei Weingarten drangen die
Kannibalen und schändeten dort Per-
sonen, die an den ekelhaftesten Krank-
heiten darniederlagen und gewissermaßen
von der Gemeinschaft mit andern Menschen
ausgeschlossen waren. Ekel war über-
haupt die Sache der Franzosen nicht.
Sogar die Leichname einiger totgeschän-
deter Mädchen und mehrere Wöchnerinnen,
die vor wenigen Stunden erst geboren
hatten, mußten den unter die Tierheit
herabgesnnkenen Ungeheuern zur Stillung
ihrer Lust dienen. Mit Todesdrohungen,
Säbelhieben, gespannten Hahnen erzwangen

sie alles, und schrecklich war ihre Rache,
wenn sie Widerstand fanden. Keine Spur
von Sittlichkeit, von Menschengefühl war
überhaupt unter diesen Wilden anzn-
treffen." Und an einer anderen Stelle
heißt es: Die Republikaner betrugen sich
in Ansehung des anderen Geschlecktes, wo
sie nur hinkamen, ans eine so zügellose,
entsetzliche unmenschliche Weise, daß man
nur mit Schaudern bemerkt, wie tief der
Mensch unter das Vieh hinabsinken kann,
und gerne den Vorhang über Grenelscenen
herabzieht, die die Menschheit empören.
Das unreife Mädchen, die abgelebte
Greisin, alles, was Weib hieß, hoch-
schwangere Frauen und Wöchnerinnen
wurden Opfer ihrer mit nichts zu ver-
gleichenden viehischen Lust; ja mancher
Satan unter ihnen stillte noch an den
entseelten Schlachtopfern der Wollust seine
schändliche Brunst. Ein solches entartetes,
geradezu vertiertes Geschlecht war unter
der französischen Revolution und deren
Vorwehen herangewachsen!
Din Amgswirger Fassadenmnlnreien.
Vortrag von Prof. F. v. Thiersch.
Die Fassadenmalerei des alten Augs-
burg gehört iu das große Gebiet der
vielfarbigeu Knust. Im Rahmen
dieser alten Vielfarbigkeit betrachtet, er-
scheint sie uns verständlich und natürlich.
Die Buntheit unserer städtischen und
ländlichen Bauweise ist heute noch der
Gegenstand heftiger Streitigkeiten. Fach-
männische sachliche Forsch ring hat mit
stets wachsender Sicherheit den Beweis
erbracht, daß die Farbe von jeher in un-
zertrennlicher Art mit den Werken
der Baukunst und Bildnerei verbunden
war. Das Verständnis hiefür hat sich
allmählich auch in der modernen Architektnr-
schnle Bahn gebrochen, und mit wechseln-
dem Erfolg sieht man da und dort ge-
malte Fassaden, farbige Architekturen anf-
treten.
Es steht außer Zweifel, daß ein großer
Teil der deutschen mittelalter-
lichen Kirchen und Rathäuser
innen und außen farbig bemalt war, und
daß der Maler ohne Rücksicht auf die
vorhandene Struktur in kräftigen Farben
Putz- und Haustein mit einem festlichen
Gewand überzog. Neuere Versuche,
 
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