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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 21.1903

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Beck, Paul A.: Der Esel in der Symbolik etc., insbesondere vom "Palmesel"
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https://doi.org/10.11588/diglit.18333#0009

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Grnan für Geschichte, NltertniiiDmide,
Kunst und Kultur der Diücese Gutteudurg und der aiuireuzciideu Gebiete.
käoransgegebei, und redigiert von Amtsrichter a. D. Merk i» rkavenAünrg.
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stets direkt an Amtsrichter a. D. Beck in Navensbnrg, B e ste l lnng en und Neklamationen a»
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Leck. Der Gsrl ÜI drr Suiudalili :c.,
insbesondere dom „Guliursel".
Die paar Notizen über die Ul in er
und Augsburger Palmeselfigur
in der Abhandlung über die Mnltscher-
Bilder rc. im „D.-A." XX (l 902) Nr, 8,
S. 113/114 und 123, haben die Auf-
merksamkeit mehrerer Leser und Kunst-
freunde erregt nnd Nachfragen nach dem
Entstehen und noch Vorkommen solcher
Holzbildwerke veranlaßt. Diese „Palm-
e sel" sind bekanntlich in Holz geschnitzte,
meist bemalte, transportable Darstellungen
des auf dem Esel in Jerusalem am
Sonntag vor Passah einreitenden, mit der
Rechten segnenden göttlichen Herrn, welche
auf Rollen gesetzt bei der feierlichen Pro-
zession am Palmsonntag gebraucht
bezw. auf niederen Wagengestellen mit-
herumgeführt wurden. Bevor wir nun in
Einzelheiten dieses Umzuges nnd in das,
was von diesem Kult und diesen Gebilden
heutzutage noch übrig geblieben ist, An-
gehen, dürfte eö einmal angezeigt sein,
etwas weiter auszuholen und sich zunächst
mit dem einen Bestandteil dieser Prozes-
sion, dem Esel, wie dieser zu solcher Ehre
gekommen u. s. w., etwas einläßlicher wie
bisher zu beschäftigen, wogegen wir den
andern Bestandteil, die Palme/) als
Symbol des Sieges und Friedens, als
mehr bekannt, hier übergehen zu dürfen
glauben. Dieses sonst nicht mit Recht so
') S, darüber, msbes, die zahlreichen sich daran
knüpfenden Sagen E, Meier, „die Sagen, Sit-
ten und Gebrauche aus Schwaben", 2 Bände,
S. 385 ff. A. Birlinger, „Volkstümliches
ans Schwaben", II, S, 72—77, „Aus Schwaben"
kl, S, 65—71.

geringgeschätzte, wo nicht geradezu ver-
achtete Tier nimmt in der Tiersymbolik
und Tiersage, in Legende und Mythologie ec.
keineswegs eine so untergeordnete Stelle
ein. Größtenteils geht die Symbolik auf
das Buch der Bücher, die hl. Schrift,
zurück, aus welcher die meisten Sinn-
bilder gezogen sind. Zum.Reichtum der
Erzväter gehörig (Genesis XII. 16,
XXX. 43 ; Hiob 42, 12), von Fürsten
(Genes. XX. XVI. 24; Buch der Rickter
X. 4, XII. 1 ; I. Paralipomenon XXVII.
30) und Volk (4. Buch der Könige IV.
24) geritten, sinnbildert der hauptsächlich
nn Morgenland einheimische Esel das
Lasttier des Herrn und ist gleich dem
Ochsen ein Diener des Herrn. Nicht nur
umstand er, quasi als Tierzeuge, mit dem
Ochsen schon das Jesuskind bei der Ge-
burt und erkannten beide auserwählten
Tiere nach dem Propheten Jesaias 1, 3
an der Krippe ihren Herrn, sondern er
durfte auch, von Joseph geleitet, die
Muttergotteö und das göttliche Kind ans
ihrer Flucht nach Aegypten tragen und
so dieselben in Sicherheit bringen helfen.
Zum Andenken an diese Flucht wurde am
14. Januar, dem Tage des hl. Felix, zu
Beauvais in Frankreich folgendes merk-
würdige Fest gefeiert. Man wählte die
schönste Jungfrau der Stadt, gab ihr ein
Kind auf den Schoß, setzte sie geputzt auf
einen geschmückten Esel und führte sie
unter Begleitung der Geistlichkeit und des
Volkes aus der Kathedralkircke zur Pfarr-
kirche zu St. Stephan. Ein feierlicher
Zug begleitete die Schöne, und diese ritt
in die Kirche. Nebst dem Esel wurde
sie an den Altar gestellt. Ein feierliches
 
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