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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 21.1903

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Brinzinger, Adolf: Die Erbauung der katholischen St. Eberhardskirche in Stuttgart
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Giefel, Joseph Anton: Zur Baugeschichte der Burg Thannenburg, OA. Ellwangen
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https://doi.org/10.11588/diglit.18333#0031

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stand mit einer aus dem Dach heraus-
gehenden Fahne in Verbindnng und hatte
an der Stange ein Getriebe, wodurch der
Zeiger vermittels eines Kammrads in Be-
wegung gesetzt ward. Die dritte Maschine
war versteckter, nämlich oben ein (von
Leutmann abgebildeter) vertikaler Wind-
faug, unter dessen Basis, vermittels einiger
verborgener Näder, ein zur Seite abge-
leitetes Seil bis an die Zeigerwelle der
Unteruhr mit der Axe des Windfanges in
Verbindung stand. ... Bei näherer Be-
trachtung all' dieser Kunstwerke, die beim
ersten Anblick zum Teil als kindische
Spielereien erscheinen, gerät man in die
höchste Bewunderung, wenn man bemerkt,
wie die Künstler jede Vertiefung und
Schattierung, jeden Answuchs der Gesteine
und Muscheln klüglich zu benützen wußten.
So stellen z. B. in der Gruppe: Ding-
lingers Kinder, im sechsten Zimmer,
welche aus Perlmutter und Perlen zusam-
mengesetzt ist, die Vertiefungen und Schat-
tierungen der Perlmutter Muskeln, Nabel
und andere menschliche Glieder aufs ähn-
lichste dar.
Leider hat sich über I. M. Dinglingers
Jugend und Bilduugslaufbahu, wo er ge-
lernt und sich ausgebildet hat u. s. w.,
immer noch nichts Näheres erheben lassen;
ich möchte fast vermute», daß er in seinen
jungen Jahren, vielleicht von England ans,
in Orient bezw. nach Indien gekommen ist,
so genaue Detailkenntnisse hat er in seinem
Kapitalwerk: „Der Thron und Hofhalt des
Großmoguls zu Delhi" an den Tag ge-
legt. Ans die ursprüngliche Herstammung
der Familie (vor ihrer Ansässigmachung
in Tuttlingen) von dem jetzt badischen
Orte Dinglingen in der Gegend von
Lahr dürfte der Name Hinweisen. Nach-
zntragen ist noch, daß der Großvater des
Künstlers, Messerschmied Hans Dinglinger
aus Tuttlingen, am 15. Mai 1595 sich
mit einer Biberacher Metzgerstochter, Bar-
bara, geb. Zell, verehelichte, mit der Zeit
(wann?) nach Biberach übersiedelte und
daselbst i. I. 1692 laut einer im Monat
August des gen. Jahres gefertigten Grund-
reißung sein eigenes Haus in der Nähe
deö Bürgerturms — Eckhaus au der (jetzige» >
Ulmerstr. und Bachgasse, zurzeit im Be-
sitze des UhrenmacherS Jos. Bendel — be-
wohnte. Inzwischen hat auch der Alter-

tumsverein zu Biberach, angeregt durch
meine Dinglingerarbeit, in anerkennenswerter
Weise die Anbringung einer Gedenktafel
an Ds. Geburtshause ernstlich ins Auge
gefaßt.

- Luv Bamieschichte der Vurg
MPllmieninlrN, GA. GMumuieu.
Von Hofrat O,-. Giesel.
Gar selten sind Urkunden und sonstige
schriftliche Aufzeichnungen, die über das
Bauwesen von weltlichen Gebäuden, ins-
besondere aber von Burgen des Mittel-
alters auf uns gekommen sind. Doppelt
willkommen dürfte daher die Kunde sein
über ein solches an der noch heute wohl-
erhaltenen und weithin sichtbaren 1 l<ir>
südöstlich von Bühlerthann gelegenen Burg
Thannenburg, OA. Ellwangen (vergl. Ober-
amtsbeschreibnug Ellwangen 544 ff.) und
die dabei beteiligte Maurer- (Baumeister-)
Familie Müller der Reichsstadt Giengen
a. d. Brenz.
Am Sabbath vor dem Sonntag Oculi,
der da ward Gertrudistag (9. März) 1398,
schloß Kraft von Killingeu, langjähriger
Pfleger der Abtei Ellwangen, in deren
Besitz die Burg Thannenburg von unvor-
denklichen Zeiten an war, in Anwesenheit
des Ritters Konrad von Pfalheim, Clans
Harrer, Schultheiß, und Hanns Bieder-
mann, Amtmann zu Ellwangen, mit Konrad
Müller und dessen Söhnen Peter und
Georg, Maurern von Giengen, einen Bau-
vertrag ab. Danach hatten die letzteren
die Mauern an der Veste Thannenburg
nach der alten Mauerdicke und Pfeiler auf
ihre Kosten aufzurichten, wofür ihnen Ell-
wangen die Steine, Kalk, Sand, Wasser,
Nüstholz und Bretter, ausgenommen Schell-
hämmer, Kellen und Blei, zu liefern hatte.
Die Müller dagegen hatten vertragsmäßig
die „Knechte" auf ihre Kosten zu stellen
und daS ganze Werk nach der Weisung
des Abtes von Deggingen H und Komturs
von Kopfenburg anSzusühren. Als Lohn
erhalten sie je von einer Nute 3 rheinische
Gulden und für einen Pfeiler 5 rheinische
Gulden, 6 Scheffel Dinkel, Bühlcrthanner
Meß, ein Barchenttuch und einen „Bachen"?)
') Deggingen, bayer. A.G. Närdlingen.
-) Der Bachen — die geräucherte oder ;ur
Räucherung bestimmte Speckseite eines Schweines.
 
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