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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 21.1903

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Vor 100 Jahren - aus einem alten Neresheimer Klostertagebuch etc., [15]
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Kleinere Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.18333#0040

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rin bilde zu machen, schrieb ich den bei-
den Studenten selbst solche Attestate, wie
ich fand, daß sie cS verdient hatten. Mit
diesem Verfahren, welches ich als Schnl-
präfelt befolgte, waren der ?. Moderator,
der ?. Professor und die Studenten zu-
frieden.
(Fortsetzung folgt.)
Illenivre Mirtinlumu'ii.
IWI<. Nochmals die hl. Petronell» (zu
D.-A. Nr. 8, v. 1902, S. 128). lieber dieselbe geben
auch zwei im wesentlichen gleichlautende N-rssia-
»es der Ln<>. Ijernii. Nr. 47 und 598 Aufschluß,
von denen jener im 9., dieser im 12. Jahrhun-
dert geschrieben worden ist. Es findet sich dort
zum Eingang die Notiz, daß die folgende Vita
der Heiligen auf Wunsch des Nereus und Achil-
leus von Marcellus verfaßt morden sei. Sie
war eine Tochter des Apostels Petrus und zeit-
lebens krank, nämlich paralytisch gewesen. Obwohl
ihr Vater alle anderen Kranken heilte, versagte er
gerade ihr die Heilung: „sie expeclir ei", ant-
wortete er einfach auf die befremdete Frage,
warum er es nicht thue, lakonisch und inhalts-
reich. Doch, um nicht den Schein zu erregen,
als erweise sich gerade in diesem schweren Falle
seine Kunst als unzureichend, rief er ihr einmal
bei einein Mahle zu: „Ei, stehe auf, meine Pe-
tronell», und bediene uns!" und siehe, sie stand
auf und bediente sie als eine Gesundete. Doch
gleich darauf wurde sie von dein Vater wieder
in ihren alten Zustand versetzt und krank auf
ihr Lager zurückgelegt. Nachdem jedoch die Zeit
erfüllt war und sie sich in der Furcht Gottes
vervollkommnet hatte, wurde nicht bloß sie allein
gerettet, sondern sie verschaffte auch einer großen
Zahl von Kranken durch ihre Fürbitte die er-
sehnte Gesundheit. Da sie sehr schön war, so
kam eines Tages ein vornehmer Freier, um sie
zum Weibe zu begehren, der Graf Falcus oder
Falco mit einem großen Gefolge. Sie verlangt
drei Tage Bedenkzeit, erhalt inzwischen von dem
schleunigst herbeigerufenen Presbyter Nicomedes
das Abendmahl und wie nach Ablauf der ge-
nannten Frist die vom Grafen abgeschickten
Brautmütter anlangen, feiern sie statt der Hoch-
zeit die Exequien der inzwischen der Erde ent-
rückten Petronslla. Der Petronellenkultus
findet sich vorwiegend im Hochgebirge, so sehr
stark in Tirol, im Wallis, namentlich bei Berg-
pässen, weiter in Grindelwnld im Berner Ober-
land, wo eine (Kapelle zur hl. Petronell» mit
einer ca. H Zentner schweren Patronellenglocke
steht. Letztere trägt eine Inschrift: „» sunctu
Lsterevela ora pro uobis!"; eine weitere In-
schrift: ttlo ist nicht zu entziffern; und stammt
aus dem 14. oder 15. Jahrhundert. Ob in
Grindelwald ein ganz bestimmter Anlaß die Ein- l
führung des Petronellenkultus veranlahte oder
ob die Auswahl dieser Heiligen als ein Werk des
Zufalls anzusehen sei, darüber liegen keine Nach- j

! richten vor. Dagegen dürste sich au? den An-
! gaben der Passion im allgemeinen schließen las
s sc», daß cs eben die gefeierte Heilkraft der
Tochter des hl. Petrus war, welches die Stif-
tung einer ihrem Namen geweihten Kapelle bczw.
Glöckleins verursachte. Nach Fr. Arnold Nü-
, scheler in Zürich ward die Heilige als Schntz-
patronin gegen das Fieber verehrt. Es liegt
nahe, in dieser Petroncllcnglocke eine Not- bezw.
! Krankcnglocke zu erblicken, dergleichen in jenen
Schründen und Schlünden — man denke sich
eben uni ein halbes Jahrtausend zurück — mehr
als irgendwo anders vonnöten war. Daß die
hl. Petronella übrigens auch im Flachland ver-
ehrt wurde, zeigt die Glocke in Beuten im Kan-
ton Baselland mit der Inschrift: O rex gloriu
veni Lbrisle cum pace 8. Uetron. Bekannt ist
der an der Stelle des von Attila zerstörten Car-
nutum erbaute Marktflecken Petronell in
Niederösterreich mit der sehr alten Pfarrkirche
zur hl. Petronella. — Das Stadlersche Hei-
ligenlexikon verzeichnet übrigens zwei weibliche
Heilige dieses Namens (welche es Petronilla —
! nicht Petronella schreibt) mit Gedächtnistag am
21. Mai und 13. Juli (uli-rs 6. Juni und 3. Okt.)
und außerdem fünf Selige dieses Namens sonne
drei selige Petronella mit Gedenktag am 15. April
und 15. Juni.
IZeclc. Nochmals — der Kun st drechslcr
Oswald Nördlinger aus Ravensburg (zu
D.-A. XVI, 1898, S. 64). Nach Zeilers Lenk. I,
Lpist. 75, p. 84, hat der Künstler in der Thnt
1500 elfenbeinerne Becherchen gedreht, die man
in ein Pfefferkorn stecken konnte. Derselbe trieb
es (nach H. Frnncisci Ost- und Westindischer
Stnatsgarten, 2. Teil, S. 1349) so weit in der
Kunst, kleine Becher zu drehen, daß er deren 1600
in einem Pfefferkorn hatte, in welchem wohl
noch 400 derselben Platz finden konnten. Der-
selbe künstelte auch einen kleinen Pokal aus einem
Pfefferkorne, geziert mit Fuß und Deckel von rei-
nem Golde, und darin andere kleine Becher oder
Kelchlein, die mit dem Dreheisen aus reinem
Gold poliert, jedoch deren nur 300, weil das
Gold sich nicht so subtil als Elfenbein nusgraben
laßt. Ich habe diesen Künstler, welcher auch in
( keinem der von Ravensburg handelnden Ge-
schichtswerke erwähnt wird, bloß in einem
Künstlerlexikon bei Füßli, Zusätze zum Künst-
lerlex., S. 958, gefunden, wo er aber Nerlinger,
Nehring heißt. Wahrscheinlich befinden sich von
diesem großen Meister in den Kleinkunstsamm-
lungen noch manche Arbeiten, deren Urheber man
heutzutage nicht mehr kennt; möchten daher die
Konservatoren und Kustoden solcher Sammlungen
auf die Sache ein Augenmerk haben!

Gesu ch t:
„Besondere Beilage" des mürttembergischcn
„Staatsanzeig ers"
1867:
Nr. sieben und elf.
1889:
Nr. zwei. Necl:.

Stuttgart, Vuchdruckerei der Akt.-Ges. „Deutsches Volksblatt".
 
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