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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 21.1903

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Vor 100 Jahren - aus einem alten Neresheimer Klostertagebuch etc., [16]
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Der Empfang des Kaisers Friedrich III. zu Ulm im Sommer 1473
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https://doi.org/10.11588/diglit.18333#0070

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auch wirklich uud Halle nicht »ur ihren
Bruder und ihre Schwester, sondern auch
die Frau von Linden, die Fräulein von
Zenner und von Veltheim, den Baron von
Schmalensee und den Baron von Bern-
hansen in ihrem Gefolge. Die Tafel be-
stand also nur in Fremden ans 21 Per-
sonen, wovon sieben fürstliche waren.
Alles war dabei sehr zufrieden und ver-
gnügt. Der Koch machte seiner Kunst
Ehre, und die Musik mit blasenden Instru-
menten, welche dabei gemacht wurde, erhielt
Beifall. Nach der Tafel ging fast die
ganze Gesellschaft in die Kirche. Nur die
Frau Erbprinzessin blieb bei der Fürstin
von Oetlingen im Zimmer, weil sie noch
etwas a» Zahnschmerzen litt. Man blieb
lange in der Kirche, und bevor man sie
verließ, sagte mir die Prinzessin von
Solms: „Es kostet mich Ueberwindnng,
mich von dieser schönen Kirche loszn-
reißen." Die Prinzessin wollte auch meine
Wohnung sehen, und ich führte sie in das
Priorat. Nach der Abreise der Frau
Erbprinzessin unterhielt uns die Fräulein
von Schacht mit ihrem lieblichen Spielen
ans der Harfe. Nach der Abendtafel sang
?. Johannes seine lustigen Lieder. — Den
2I.Okt. Die Frau Fürstin von Dettingen
wollte mit ihren Prinzen und Suite die
Eisenwerke in Königsbronn sehen. Dieses
wußte ich schon aus den Briefen, welche
mir die Prinzessin Johanna und der Herr
Obervogt Kolb geschrieben hatten. Der
heutige Tag wurde zu dieser Reise bestimmt.
Wir speisten deswegen früher, nämlich schon
um 10 Uhr, zu Mittag.
(Fortsetzung folgt.)

Der ElM'fanrl des Kaisers Fried-
rich I». zu Mm im Sommer 147z,
während seiner Reise nach dem Rhein,
wird von einem Begleiter, der über die-
selbe ein Tagebuch führte,') als besonders
prunkvoll geschildert. Seine im Nahmen
der ganzen Reisebeschreibnng knapp ge-
haltenen Mitteilungen lassen sich ergänzen
ans einer Ulmer und einer Dillinger
Quelle. In den in der Ulmer Stadt-
bibliothek handschriftlich anfbewahrten Col-

') K. Schellhatz, eine Kaiserrcise im Jahre 1473,
im „Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst"
IV (1893) 174.

lectanea vieler denk- und metkwürdiger
Sachen des Johann Adam Amman,
blök. Lass, puUI. (1724—42) lesen wir
(IV. Band S. 371 f.):
Anno 1473 den 15. Juni ist Kaiser-
Friedrich zu Ulm eingeritten und hat im
Deutschen Hans logiert und ist acht Tage
allhier geblieben. Qnartinmeister waren
Hans Neidhart und Endres Weckerlen, die die
Lvsamenter bestellten und visitierten. Znm
Anfwarten waren verordnet Georg Siber und
Joß Würtcmberger, Herr Ulrich Ehinger,
Altbürgcrmeister, und Marlin Greckh ab-
wechslnngsweise. So ging die Priester-
schaft, in geistlichen Zierden angelhan, auch
alle Zünsle mit Prozeß, auch der Schul-
meistermit seinen Knaben, allein ihre Chor-
hemden gekleidet, der Kaiserlichen Majestät
entgegen in die Kirche. Da schlug man
die Orgel und wurde das De Oeum
Onucknmus gesungen. So ist mit der
Prozession zu gehen verordnet worden:
der Herr Leonhart Besserer, HanS Not n. s. w.
(folgen die Namen).
Eine kurze Schilderung dieser Prozession
findet sich in der Papierhandschrift 69
der königlichen Bibliothek zu Dillingen
snec. XV. ex., einem mäßigen Folioband,
der eine reichhaltige Sammlung kirchlicher
Hymnen mit Angabe der Singweise und
litnrgisch-ascetischer Auslegungen in latei-
nischer Sprache enthält. Der gleichzeitig
angefertigte Holzlederband mit Buckeln und
Schließe» hat ans der Vorderseite in
schwarzer Nandpressung: Olossn orclmnri.a
)mmc>rum unn cum kextu, ans der Rück-
seite : iHiAutn in 6^s1inAen per me
Uiclrendactr. Der Besitzer des Buches,
damals lateinischer Schulmeister (pnecin-
AoZus) zu Ulm, gehöite offenbar znm
Sängerchor, welcher den Kaiser begrüßte,
und war später in ähnlicher Stellung
thätig zu Geislingen; dort hat er seinen
Hymnenschatz einbinden lassen und ans die
Innenseite der Deckel die Notizen ge-
schrieben über das Zeremoniell beim Em-
pfang des päpstlichen Legaten zu Geislingen
1474 (Vorderkeckel) und des Kaisers zu
Ulm 1473 (Hinterdeckel). Letzterer Eintrag
lautet:
wnno ad incarinUione domini NLLL(II.XXIII
in Nie 8ancN Viti') intravit serenisaimus iin-

') 15. Juni.
 
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