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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 22.1904

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Zur Geschichte der Schloßkapelle in Warthausen
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https://doi.org/10.11588/diglit.18334#0023

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— u

raphicnS uitd dcS hl. Eustachius.
Im Altar sind eingeschlossen die Reliquie»
der Märtyrer DeodatuS, Justus und
der Candida. Ans Sonntag nach dem
Fest der hl. Anna, Mutler der Jungfrau
Maria, ist ein 40tägiger Ablaß gewährt.

(Original mit des Ausstellers Unter-
schrift und seinem BischosSsieg->l mit dem
eigenen Familienwappen.)

Der in Frage stehende Nauiu befindet
sich an der freien Ecke des Hauptgebäudes.
Er enthält einen hübscheu Hochaltar auS
Stuck (Gipsmarmor), seitlich mit je einem
plastisch dargestellten Engel und einem be-
sonders schönen Broiizekruzisix; ans dem
ersten Stock führt eine Treppe zu einer
Empore, über dem Altar ist ein Fenstercken
in der Decke; auf dem wohlerhaltenen
Plafond sind in eiuem Medaillon die Schutz-
patrone dargestellt, die Wandfresken da-
gegen (Maria uud Martha zu deu Füßeu
Jesu, Christus am Brunnen mit der Sa--
mariterin, der Hauptmann von Kaperuanm
und die Erweckung des Lazarus) sind jetzt
bis ans ein einziges Bild entfernt, da sie
durch Salpeter sehr gelitten hatten; es soll
sich nämlich früher eiu Pferdestall hier befun-
den haben. Neuerdings wnrde viel repariert,
auch wurdeu anstatt der ovalruudeu Ober-
lichter richtige Kirchenfenster eingesetzt und
anderwärts überflüssig gewordene Epitaphe
der Familien Schad uud Warthausen an-
gebracht.

Die josephinische Zeit hatte der Kapelle
einige Gefahr gebracht:

Unter dem 23. März 1789 mahnt näm
lich das K. K. Oberamt der Laudvogtei
Schwaben zu Altdorf gegenüber der gräf-
lich Stadionfchen Oberbeamtuug auf Be-
antwortung des schon am 20. August v. I.
auf hohen Negiminalbefehl gestellten An-
frage , ob die St. Enstachskapelle znr
Abhaltung des vorgeschriebenen Gottes-
dienstes entbehrlich oder unentbehrlich
sei, ob sie mit einer Gemeinde verbunden
oder abseitig angebracht und, wenn gleich-
wohl im Ort stehend, ob nebst ihr noch
eine Kirche im Orte oder gar keiue Kirche
vorhanden und anch ob die Kapelle kon-
sekriert sei?

Eine weitere Zuschrist derselbe» Behörde
vom 28. Mai 1789 teilt mit, daß die
hochlöbliche Regierung und Kammer re-
skribiert habe, daß die St. Enstachskapelle

)

offen und in ihrem bisherigen Stand zu
verbleiben habe, da sie die einzige Kirche
im „Ort Oberwarthausen" nnd zu-
gleich die Schloßkapelle sei (!!).

Ans diesen Schreiben dürfte sich auch
das Schicksal der St. Auuakapelle er-
klären.

Einem der beiden Paramentenschränke
in der jetzigen Kapelle wurde folgender
angeheftete Vermerk entnommen:

»MZSÄrum in Lacello aulico Wartli
6icen6iZium Intentiones: imo?ro Domo
Austriaca sinAulis kcdäomatibus clune.
2clo intentionem tunclatoris smAulis.
Iiebiüm. un!>. ztio ?ro Domino cle
clefuncta sinZuIis mensibus cluae.

Istae ol)liMtioues mcipiunt proxima
c!ic Dominica 14. /Vprilis. Nenstuze
(sic!) vero ssc^uente Nense IVlajo inclro-
antur 1776.«

Zu welcher Zeit der regelmäßige GolteS-
dienst hier aufgehört hat, läßt sich nicht
sicher nachweisen, wohl nicht zu lauge nach-
dem die Herrschaft Warthausen durch die
rheinische BundeSakte unter die Oberhoheit
von Württemberg gekommen war, jeden-
falls vor l. Jannar 1826, als der Sta-
dionische Besitz in denjenigen der Krone
überging. Die gottesdienstlichen Gefäße
nnd Meßgewänder kamen in die Pfarr-
kirche. Mitte der 30er Jahre hat, da das
Kirchlein nie entweiht wurde uud der Altar
mit der Neliqnieu-Tnmba völlig intakt ist,
noch einmal (wohl wegen Reparaturen in
der Pfarrkirche) katholischer Gottesdienst
hier stattgefunden, aber nur ein einziges-
mal, teils wegen des geringen Raums, teils
weil von den nicht Zutritt Fmdenden der
davorliegeude Garten beschädigt wurde.
Seither findet hier nur »och spontan
evangelischer Gottesdienst bei Taufen, Kon-
firmationen, Trannngen oder Begräbnissen
für die GntSherrschaft statt.

Znr Zeit der Grafen Stadion bestand
ein heftiger Streit darüber, ob die noto-
risch sehr alte Kaplanei zu Warthauscu
eine zur Gemeinde gehörige oder eine
Schloßkaplanei sei- Diese Frage hat sich
auf natürlichem Weg längst entschieden,
und nur das Patronat ist beim Nittergnt
verblieben.
 
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