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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 22.1904

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Lupberger: Zur Geschichte der Stadtpfarrei Wangen i.A.
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Die Franzosen in Waldsee und Umgegend im Jahre 1796
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https://doi.org/10.11588/diglit.18334#0066

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„In vicirro pledanus 6e VVsnAcn cum
populo suo" und dieser Leutpnester
wird weiter unten speziell genannt: x>Ie-
danus Walterus Wanden. So hat
sich Hirt und Herde durch einen Akt
christlicher Liebe in die Geschichte einge-
führt, würdig ihreö ruhmreichen Patrons
nnd Vorbildes christlicher Nächstenliebe
s. iVl^rtini.

-e- Die Franzosen in Waldsee und
Nmgegend im Jahre 1796.

Noch ehe die Heereömacht der fränkischen
Republik Schwaben überschwemmte, ängstete
und verheerte, konnten die Bewohner der
vorderösterreichischen Sladt Waldsee ans
dem Benehmen der Kriegsgefangenen,
welche vom 21. Dezember 1795 bis 6. Juli
1796 abwechselnd dort einquartiert wareu,
auf den Charakter der republikanischen
Truppen überhaupt mit vieler Nichtigkeit
schließen. Daher bangte man auch dort
mehr als an anderen Orten der Ankunft
des zügellosen Heeres entgeg°n. Nicht wie
Kriegsgefangene, sondern wie hochgebietende
Sieger betrüge» sich jeue gegen die öster-
reichischen Kommandos wie gegen die ruhigen
Bürger, uud ihr Stolz, ihre Ausgelassen-
heit kannte gar keine Grenzen mehr, als
sie von dem Uebergang ihrer Landsleute
über den Rhein Knude erhalten halten.
Auf die roheste Weise höhnten und be-
handelten sie die Einwohner, lohnten die
Wohltaten, die mau ihnen envies, mit
Uudank und Beleidigungen, erlanbten sich
gegen das Eigentum der Bürger alle
Arten von diebischen Eingriffen, beraubten
die Gärten, fischten nach Willkür, ohne
auf Verbote zu achten, in dem nahen See
nnd in den Teichen, verwüsteten die Korn-
felder, versuchten Weiber nnd Mädchen
gewaltsam zu schänden nnd benntzteu die
großmütige, schonende Art, mit welcher sie
von den österreichischen Kommandanten
behandelt wurden, zu tau^eud Aus-
schweifungen. Mehrere der gefangenen
Offiziere täuschten die Wachsamkeit ihrer
Wirte und der Besatzung, machten Streif-
züge in die umliegenden Reichsstädte
Ravensburg, Biberach, Memmingen, Leut-
kirch, Kempten, Kaufbeureu, nahmen die
Gegenden auf uud fanden nndeutfche
Männer genng, welche aus Eigennutz oder
persönlicher Anhänglichkeit an die Missio-

näre der Freiheit und Gleichheit sich herbei-
ließen, die landesverräterische Korrespon-
denz derselben nach Frankreich zu besorgen.
War's dann ein Wunder, daß die An-
führer des Rhein- nnd Moselheeres eine
so genaue, umständliche Knnde jener Be-
zirke mit sich brachten?

Am 28. Jnli verließ der k. k. Feld-
marschall ° Leninant v. Fröhlich mit
seinem Korps die Stadt Waldsee, wo
er zwei Tage vorher angekommen war,
und zog sich, zu schwach an Zahl, um der
Uebermacht der Franzosen unter F er i n 0 s
Führung mit Erfolg zu widerstehen, über
Würz ach gegen die Donau hin. Die
Legionen der Ausgewanderten,
9—10 000 Mann stark, bezw. ein Teil
derselben, besetzten am 2. Angust deu
Haid gauer Berg, vorwärts der Stadt,
die Vo> posteu des Ferinoschen Korps aber
stellten sich eine halbe Stunde rückwärts
derselben. Schon in den ersten Tagen des
Juli hatte eine unerklärbare allgemeine
«sage, „e'.n Teil der Eondeeschen
Legionen turchstreise Schwaben, plün-
dere mit Wut, zünde Schlösser uud Dörfer
an und übe die namenlosesten Greuel",
die Gegenden um Waldsee, freilich ver-
geblich, geängstet. Aber uueudlich größer
war jetzt die Äugst vor deu republikani-
schen Truppen. Schon kannte man, zum
Teil durch Angenzengen, die Barbarei,
mit welcher sie auf ihrem Zuge beinahe
überall Personen und Eigentum verletzt
hatten. Alles war also zu fürchten uud
sehr wenig zn hoffen. — Am 3. August
erschien daö erste französische Streifkorps
in der Stadt. Der verdienstvolle Bürger-
meister H u u d uud der Magistrat warteteu
sogleich dem kommandierenden Ossizier auf.
Allein während ihnen dieser mit vieler Be-
redsamkeit unverletzliche Sicherheit des
Eigentums und der Personen gelobte, be-
stürmten seine Begleiter die Kaufläden und
stahlen gewaltsam, was ihnen behagte.
Freilich befahl der Offizier zum Schein
die augenblickliche Rückgabe des Geraubten
uud tiug die Vollziehung einem Unter-
offizier auf, aber nur einige unbedeutende
Dinge wurden zurückgebracht, uud noch
iu der Stadt teilte ebeu dieser Unter-
offizier das übrige des Raubes Pflicht-
mäßig unter seinen Gefährten aus, ohne
sich selbst dabei zu vergessen. Taumelnd
 
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