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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 22.1904

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Zur Geschichte von Gemeinde und Pfarrei Mühlhausen, OA. Tuttlingen, [2]
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Kleinere Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.18334#0088

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— 80 —

Lebensmittel in die Stadt Villingen führe»..
I» den ersten Monaten des Jahres 1634
häufte sich immer mehr Kriegsvolk in der
Gegend an zur dritten Belagerung Vil-
lingens (sogenannte Wasserbelagerung).
Nach der Schlacht von Nördlingen wurde
zwar die Belagerung Villingens aufge-
hoben, aber Einquartierungen, Trnppen-
dnrchmärsche und Kontributionen horten
nicht sogleich auf. Das Jahr darauf
grassierte iu unserem Ort die Pest und
brachte neneö Elend. Im Sommer 1639
verübten Truppe», die vor die Festung
Hohentwiel rückten, zu Mühlhausen rohe
Exzesse, indem sie die Häuser auf alle
Weise ruinierten, ausplünderten, das Vieh
wegtrieben, die eingeheimsten Früchte so-
wie die ans den Feldern liegenden ver-
nichteten, die Einwohi er verjagten (Nuck-
gaber II, 2 S. 268). Durch die drei
rasch auseinander folgenden Belagerungen
Nottiveils 1643 hatte auch die Landschaft
schwer gelitte». Fast alle Dörfer lagen
in Schutt und Asche, viele Menschen
waren umgekommen, die Schulden ange-
wachsen. Das Jahr 1644 brachte neue
Einquartierungen und Proviantlieferunge».
Von 4000 steuerbaren Köpfen, welche die
Bürger- nnd Bauernschaft des Nottweiler
Gebiets ehemals zählte, waren nach dem
30jährigcn Kriege noch 625 übrig ge-
blieben. Schwert, Hunger nnd Seuche»
halfen zusammen, den Wohlstand deSVolkcs
zu ruiniere».

Es ist klar, daß n»ter solchen Verhält-
nissen einer Gemeinde auch das kirch-
liche Leben zu leiden hatte. Die da-
maligen Pfarrer vo»Mühlhause» empfanden
dies bitter. Ehe wir jedoch hierüber be-
richten, seien die Namen der Geistlichen
genannt, dic unmittelbar vor den schlimmsten
Zeiten die Seelsorge in Mühlhausen aus-
übten.

Auf Nikolaus Uhl war 1610 Christoph
Mai er gefolgt. Dieser geriet jedoch bald
mit der Gemeinde iu Slieit — warum,
ist unbekannt — und zog schon 1613 mit
Erlaubnis seiner Obere» aus die Pfarrei
Herrenzimmern, die er gegen Mühlhaufeu
eintauschte. Kirche und Pfarrhaus hinter-
ließ er iu einem sehr verwahrlosten Zu-
stand. Nuu folgte Pfarrer Johannes
Scknnid, bisher in Herrenzimmern, der
in Kirche und Pfarrhaus alles in summo

cletecw antraf. Er licß alles mit großem
Auswaud an Geld und Mühe Herrichten
und restaurieren — freilich nnr für knrze
Zeit, denn es nahte ein Zerstörer, der
Krieg. Sein unmittelbarer Nachfolger,
Laurentins Sichler (offenbar von
Rottweil, wo er Helfer und Kaplan ge-
wesen war und wo er auch einen Jahrlag
hatte) verwaltete die Pfarrei mitten in
der Schreckenözeit. Er war ein äußerst
seeleneisrigcr Priester nnd zeichnete sich
zur Zeit der Pest anno 1635 durch große
Mildtätigkeit aus. Allein er wurde am
5. November genannten Jahres selbst ein
Opfer der Pest. Im Gegensatz zu seiueu
hier verstorbenen Vorgängern wollte er
nicht in der Kirche, sondern als echter
Seelenhirt bei seinen Pfarrkindern ans
dem Kirchhof begraben werden. Im fol-
genden Jahre, am 12. Februar 1636,
wurde Martin Bick, ein gebürtiger
Villinger, Pfarrer von Mühlhansen, zu-
gleich Pfarrer von Weigheim, was für
jene Zeit nicht ausfällt. Aus Mangel an
Priestern versah er auch eiu Jahr laug
die benachbarte Pfarrei Dauchingen.
Auch ihm brachte der Krieg schwere Leide».
Er geriet in die Gefangenschaft des Feindes
und wurde uach Balingen weggeführt.
Später kam er zu Nottweil iu die Hände
der Württemberger, wurde aber wieder
freigelassul. Endlich resignierte er Alters
halber 1661 und zog in seine Vaterstadt
Villingen, wo er 1662 starb nnd wo er
auch begraben liegt. Er war Senior des
Landkapitels Wurmlingen und Deputat.
Die Jungfrau Anna Bregeiizeri», welche
ihm den Haushalt geführt hatte, starb
1660 zu Mühlhausen und stiftete zu einem
Jahrtag der dortigen Pfarrkirche 100 fl.;
dabei soll auch des Pfarrers Bick gedacht
werden, der neben anderen jener Kirche
einen vergoldeten Kelch hinterlassen hatte.

(Fortsetzung folgt.)

Alemere Mitteilungen.

Zu,, D.-A."XIX,,1901, F ranziskanerkloster
in Waldsee! Im ?erctinicnäeurn zu Innsbruck
erliegt ein handschriftliches 1'rolocoUum s> cdro-
nicon conventus ?. minor, relorm, Z. I^ran-
cisci prov. I^rolis 8, I^eopolcl! in civitüts
VValÄsee 1650—1749, kol. Den Kapuziners
klöstern (S. 169/160 a. a, O.) wären noch anzureihen:
Die Kapuzinerhospize in Pfedelbach, B a r-
tenstein nnd H a l t e nb e r g ste t ten im Fran-
kenland. -ck.

Stuttgart, Buchdruckers! der Akt>-Gel- „Deutsches VolkSblatt",
 
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