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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 22.1904

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Pfeiffer, Bertold: Welsche Baumeister in Oberschwaben im 17. und 18. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.18334#0105

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Organ für Geschichte, AltertumDunde,

Aunst und Ltultur der Diözese Kotteudurg und der angrenzenden Gebiete.

Herausgegeben und redigiert von Amtsrichter a, ?, Becsi in Kabensburg.
Beiträge, Korrespondenzen ?c>, Rezen s i o n s-Exeinp lare, Tauschzeitschristen ?c. wolle»
stets direkt an Amtsrichter a. D. B e ck in Ravensburg, Bestellnngen und Reklamationen an
die Expedition des „Deutschen Bolksblntts" in Stuttgart, Urbanstraße 94, gerichtet werden.

1904.

Erscheint monatlich einmal nnd ist halbjährlich durch die Post znm Preis von
M. 1.90 ohne Bestellgebühr; durch alle Bnchhandlnngen sowie gegen Einsen-
dung des Betrages direkt von der Expedition um M. 2.10 (außerhalb des
deutsch-österr. Postgebietes M. 2.20) zu beziehen; einzelne Nummern 40 Ps. An-
noncen zc., welche der Richtung dieser Zeitschrist nicht zuwiderlausen, werden von
der Expedition entgegengenommen und pro Petitzeile oder deren Raum mit 15 Ps.,
biichhändleri'sche Beilagen, Prospekte zc. nach Uebereinknnst berechnet.

Ml

Welsche Baumeister in Overschwaveu
im 17. und 18. Jahrhundert.

Von Professor vr. Bertold Pfeiffer in
Stuttgart.

Später nnd nicht so durchgreifend als
in Oesterreich nnd teilweise auch in Bayern
hat sich die italienische Baukunst in Schwaben
geltend gemacht. Denn ihre ganz besonders
frühzeitige Verpflanzung nach Augsburg
dnrch das Hans Fuzger blieb vereinzelt.

Die ersten Welschen, welche wirklich bei
nns Wurzel faßten, kamen aus Gran-
bnuden. Die Gegend, ans welcher sie
stammten, habe ich vor Jahren ermittelt.
Es ist eines der vier italienischen Täler
jenes Kantons, Val Mesocco oder Misox,
welches oberhalb Bellinzoua nach dem
Tess!» ausmündet. Der Hanpiort No-
veredo wurde einst nach dem Volkö-
mund Nosfle geschrieben. Leider sind laut
einer frenndlichen Mitteilung des Herrn
Pfarrers Perathoner die alten Kirchen-
bücher jener Gemeinde, welche über die
folgenden Meister manchen Aufschluß geben
könnten, verschollen.

Der älteste dieser Welschgraubündner ist
Hans Albertal, genannt „der welsche
Hans", Maurermeister in Dillingen,
dann auch fürstbischöflich Eichstättischer
und AngSbnrgischer Baumeister. Er
arbeitet iu Dillingen zunächst 1603 ff.
nnd besonders 1607 am Seminar der
Jesuiten ; daö Ganze war ihm nm 39W fl.
verdingt. Hierauf errichtet er mit seinem
Bruder Albert nach einem Accmd vom
6. April ILIO bis 1617 die Je s n i te n-
kirche zu Dillingen, einen stattlichen
Ban, doch ohne Turm, den ei» Dachreiter
ersetzt, und ohne Qnerschiff; Galerien nur

im Chor, der innen halbrnnd schließend
Polygon ummantelt ist. Eine getreue,
nur verkleinerte Nachbildung bietet die
Jefnitenkirche zu Miudelheim von 1622
(S. 11). Im Jahre 1619 wird Albertal nach
Neuburg berufen zur Abänderung des
Turms der dortigen Jesnitenkirche. In
Dilliugeu selbst führt er 1617 bis
1625 auch die Pfarrkirche auf, die jedoch
schon 1643 banfällig wird, worauf man
Albertals Güter daselbst einzieht. Vor
dieser Erschütterung seines Rufes hatte er
1627 daö Hohenzollernfchloß in Sig-
m a >. iuge n vervollständigt. Von ihm rührt
„der Aufbau über dem Portal bis an den
Hauptturm uud der Bau an der Südseite
des TurmS" her.

Es folgt nun die Familie Balbierer
(Barbiero) aus Roveredo. Martiu
Barbier er, Werk- und Maurermeister,
der schon 1617 die Pfarrkirche zu Fr oh li-
stet ten in Hohenzollern aufgeführt hatte,
baut 1628—1631 den Chor derPrä-
monstratenserkirche in Weißenau
neu, wobei sein Bruder Albrecht als
Stellvertreter erscheint. Von Martins
1668 genannlem Sohn, Ginlio Barbiero,
ist mchtS weiter bekannt. Dagegen er-
richtet Albrechts Sohn, In lins Bal-
bierer, mit seinen Brüdern Dominikus
uud Petrus 1660—1666 für das Bene-
di k ti n erkl osterJsny eine neueKi r ch e,
einen schlichten Barockhallenban, ohne Ga-
lerien, Qnerschiff und Choranlage; die
Abseiten siud dnrch schlanke quadratische
Freipfeiler vom Hauptschiff gesondert.
Julius, welcher noch 1674 nnd 1676 in
Jsny vorkommt, hat vom Kloster n. a.
den hübschen Erker an der Prälatur gebaut.
 
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