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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 22.1904

DOI Artikel:
Zur Geschichte von Gemeinde und Pfarrei Mühlhausen, OA. Tuttlingen, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18334#0118

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— 110 —

Nachfolger Christinus Braun, der
aber nur 8 Wochen lang hier war; er
starb am II. November 1761; »in brevi
repledit tempora multa«. Nun folgte
1762 Ioh. Baptist Franz, Deputat des
Laudkapiielö Wurmliugeu, llreol. IZaccal.,
eiu gelehrter Priester; erstarb am 14. Jan.
1768. Damals wnrde Pfarrer iu Mühl-
hause», Franz Bernhard Nappold
von Notlweil, geboren den 2V. Angust
1710, ein Wohltäter der St. Anna-
Bruderschast. Er stiftete zu eiuem Jahr-
tag 30 fl. Nach seiuem am 5. Sep-
tember 1776 erfolgten Tod trat an seine
Stelle Johann Michael Frey-
singer, vorher Kanonikus und Koopera-
tor iu seiner Vaterstadt Nottweil. Nach
ca. 3 Mouateu erhielt er aber schon die
Stadlpfarrei in Nottweil, wnrde 1778
Dekan uud starb am 30. Mai 1787.
Sein Nachfolger sollte werden Fidelis
Vitling (?), Pfarrer in Stetten, der
aber schon sechs Tage nach seiner Er-
nennung starb. Der folgende Pfarrer
war nur 4 Jahre laug hier. Es war
Joseph Anton Majer, vorher 1738
bis 1754 Pfarrer in Nendingen, bis
1777 Pfarrer in Griesheim, Diözese
Straßburg, 8 Jahre Definitor und 6 Jahre
lang Kamerer des Kapitels Osfenbnrg;
in seine Heimat zurückgerufen, erhielt er
vom Magistrat die Pfarrei Mühlhansen,
wo er am 7. März 1777 eintraf. Er
stiftete u. a. zum Schulfonds 300 fl. uud
starb 1781 zu Mühlhansen. Wieder ein
Nottweiler Bürgerssohu trat an seine
Stelle, Lukas Sichler, präsentiert am
23. Mai 1781. Die Pfarrei bezog er
am Vigiltag vor Peter und Paul. Er
wird als eifriger Priester und Wohltäter
der Pfarrei charakterisieit. Ein neues
Meßgewand mit Zubehör nud ein nenes
Kleid für das Marienbild stiftete er für
Mühlhansen nnd znr Heiligkreuzkirche in
Nottweil wegen der Nosenkranzbruderschaft
400 fl. (Ruckgaberll, 1 S. 312). Als er am
8. Juni 1788 vor dem letzte» Evangelium der
heiligen Messe seiucn Pfarrkindern den
Segen spenden wollte, wnrde er plötzlich
vom Tod überrascht. Sein Nachfolger
Andreas Taverins Zipheli von
Nottweil, ein eifriger Seelenhirte, starb
68 Jahre alt am 2. Mai 1792. Wenig
Angenehmes erlebte zn Mühlhansen Pfarrer >

Johann Nepomuk Gebel, ebenfalls
von Nottweil. Im Kriegsjahr 1796
wurde er all' seiner Habe beraubt. Sein
Fruchtkasten wurde geleert, weshalb er
von der Gemeinde Schadenersatz verlangte.
Die Gemeinde, selbst arm, mußte eö ab-
schlage», so daß es gegenseitige Zwistig-
keiten gab. Daö bewog den scho» alten
Pfarrer znr Resignation zu Gunsten des
Benefiziaten Franz Taver Zipfeli in
Notlweil mit Bewilligung deö Patrouats-
herrn uns des Bischöflichen Ordinariats
(Frühjahr 1798). Dieser war früher
(1789/93) Vikar in Mühlhansen gewesen
(geboren zu Nottweil 6. Dezember 1753).
Als solchem sagte ihm die Gemeinde Unter-
baldingen (um 1791) die dertige Pfarrei
zu; allein Fürstenberg protestierte dagegen,
weil er kein Landeskind war. So wurde
er der letzte Pfarrer vou Mühlhansen
nnter Kottweils Herrschaft. Er ftaib am
8. April 1807. (Die folgenden Pfarrer
von Mühlhansen s. bei Neher, statistischer
Personalkatalog?c., Gmünd 1878, S.335).

Zum Abschluß unserer Beiträge folgen
hier einige Notizen über die St. Auua-
Bruderschaft daselbst.') Gegrüudet
wurde sie am 26. Juli 1739 nnter
Pfarrer Leepold Gebel (1738—43) uud
au jenem Tage zugleich das erste Bruder^
schaftsfest feierlich begangen. So kam
das alte anö Trossingen stammende St.
Anna-Bild wieder zu Ehren. Zweck
der Bruderschaft ist die Erlanguug eines
gnlen Todes nnd baldige Hilfe für die
verftoibenen Brüder nud Schwestern. Sie
wurde von Papst Klemens VII. gut-
geheißen und mit großen Gnaden begabt,
von der kirchlichen Obrigkeit bestätigt.

') In den Blättern für württembergische
Kirchengeschichte glaubte G. Bossert den St.
Anna-Kult als eine „pathologische Erscheinung
des absterbenden Mittelalters" würdigen zu müssen
(l. 1886 S. 17 ff, 64). Die Gaben der hl. Anna,
ineint er, entsprechen so recht den natürlichen
Trieben des Menschen, der unter dein Schutz
der hl. Anna es bewußt oder unbewußt mit dem
Sprüchlein halten konnte: „Lustig gelebt und
selig gestorben". „Das (d. h. Anna) war die
rechte Heilige für den weltsrendigen, sinnlich ge-
richteten Humanismus" — eine merkwürdige
Auffassung des St. Anna-Kultus! B. führt
I. c, alle ihm bekannten Anna-Altäre, Kapellen,
Kirchen, Bruderschaften !c. in Württemberg ans;
das Verzeichnis weist manche Lücke auf. Neben
andern St. Anna-Bruderschaften fehlt auch die
zu Mühlhausen,
 
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