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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 22.1904

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Zierler, Peter Bapt.: Das Kapuzinerkloster in Langenargen, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18334#0132

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indem er schreibt: „Wir Kapuziner, die
wir in Langenargen waren, habin in der
Pfarrkirche zn Langenargen vom 1. Janner
bis 1. Jnli Jahrtagsmessen gelesen, von
welchen wir für 6 Monate 13 fl. 13 kr.
zu beziehen haben."

Letzterer Betrag wurde laut Protokoll
Nr. 32 auch ausbezahlt. Es heißt dorr:
„Dieselben haben anch auf ihre noch an-
wesende Dauer zu Langenargen auf
'/-Jahr erhöbe» gemäß der Anlage 13 fl.
13 kr."

Aber unmittelbar darauf heißt es:
„Wie lol. 56 zu ersehen, ist der Ueber-
weis dieser Forderung unter des Pfarr-
amtsforderung sux>. I>I. 28 begriffen,
welcher nnn diese Messen Äppliciert und
für Hinkunft die Gebühr hiefür anspricht."

Anch von der Spitalpflege halten die
Kapuziner 6 fl. 45 kr. zu beziehen, die
laut Jahrtagsverzeichuis vom Jahre 1861
gleichfalls von ihnen auf die Pfarre über-
gingen.

DaS Ende des Klosters schildert Schil-
ling (i. S. 127) mit folgenden Worten:
„Im Jahre 1811, den 6. Jnli, wnrde
das Kloster von König Friedrich aufge-
hoben und die Gebäulichkeiteu mit dem
Klostergarten im Aufstreich verkauft.
Letztere wurden bis anf eiueu Flügel ab-
gebrochen, der zu einer Brauerei emge-
richtet wurde. Mit dem Guardian,
?. Bernardus" (nack seiner Grabschrift
in Wangen hieß er ?. Bernard Werner
von Riedlingkir) „wann es sechs Kloster-
geistliche" (wenigstens drei von ihnen
w.rreu, wie wir wissen, Elsässer), „die j^
mit 125 fl. jährlich pensioniert wurden.
Das Kapuzinerkloster in Wangen wurde
ihnen zum lebenslänglichen Aufenthalts-
orte angewiesen. Aeußerst traurig soll,
wie alle Leute erzählen, der Abschied der
Kapuziner von Langenargen gewesen sein.
Alt und jnng, besonders aber die Orts-
armeu, sollen dcu Leiterwagen, auf dem
man sie fortführte, umringt und die
Scheidenden weineud' bis zur Ortsgrenze
begleitet haben. Die Ortsarmen nament-
lich hatten Ursache, den Verlust des
Klosters zu beklagen; denn sie fanden in
letzterem nicht nnr zu jeder Zeit Hilfe uud
Trost in all' ihren Nöten nnd Anliegen, son-
dern genossen auch eiue ansehnliche tägliche
Unterstützung durch Verabreichung von

Brot uud Speiseu. Die gleiche liebevolle
Unterstützung wurde auch Krauken zu Theil."

Der Guardian, ?. Bernard von Ried-
lingen, starb nach seiner Grabschrift am
17., nach dem Nekrologium vou Jmmen-
stadt scheu am 15. Februar 1824. Er
wnrde 77 Jahre alt. Ein Pater muß jedoä',
wahrscheinlich weil er wegen Krankheit
nicht fortgeliefert werden konnte, noch in
Langenargen geblieben sein, denn das
Nekrologinm von Jmmenstadt erwähnt noch
einen Eustach von Villingen, der erst
am 21. November 1811 in Langenargen
ans dem Leben schied (b. zum 15. Februar
uud 21. November). Er ist somit der
letzte Kapuziner, der sein Grab in Langen-
argen fand.

In der Pfarrchronik (a. z. I. 1811)
findet sich über die ganze Klosteraufhebung
nur folgende kurze Notiz: „Der. 6. Jnli
(1811) ist das allhiesige Kloster der
?.?. Eapuziuer von der Krone Würtem-
berg aufgehoben worden, nachdem eS
117 Jahre allhier gestanden war. Die
vorhanden gewesten Mitglieder 6 au der
Zahl wurden in das Centralkloster Wangen
mit jährlicher Peusiou von 125 fl. über-
setzt."

So war das schöne Kloster gransamer
Anfklärnng zum Opfer gefallen, uud mit
demselben sind anch fast alle Nachrichten
nver die einstige Tätigkeit seiner Bewohner
verschwunden. Lente in Langenargen be-
wahren die Tradition, als habe schon die
österreichische Negiernng Bücher und Doku-
mente des Klosters kassiert und nach
Innsbruck geliefert. Ob diese lleberlieferuug
auf Wahrheit beruht,» wer möchte es
sagen?

Ueber die letzten Jahre des Klosters
belichtet Johann Bapt. (K. S. 2öö):
„Noch jetzt heißen iu einigen Pfarrhöfen
die Stnben, wo die Unfrigen ans den
aufgehobenen Klöstern znr seelsorglicheu
Aushilfe hinkamen, und wohnten, die
„Pater- oder Kaprrziuerzimmer"; es er-
zählte mir der alte Meßner eines Ortes
von ihnen, daß sie speciell von Langen-
argen aus durch Schnee nud Eis stuudeu-
weit, uud zwar in bloße» Saudaleu, ohue
Schuhe oder Strümpfe, hinkamen."

Diese Täligkeit bestätigt in einem Briefe
vom 17. Mai 1812 an das Kapuziuer-
kloster in Bregenz der damalige Distrikts-
 
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