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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 22.1904

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Brehm, Karl: Ein Haller Adventsprediger von 1409
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Beck, Paul A.: Ein alter schwäbischer Steinmetz im Norden etc.
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https://doi.org/10.11588/diglit.18334#0139

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Engel, der Natur und des Teufels auf
die Mcusck'eiiseele. Als Vorspruch dient
für alle Joh. 12, 15: eece rex tuus
venit! Im Gegensatz zur zweite» Gruppe
weist de erste ein ganz regelmäßig auf'
gebautes Exordinm auf: Bei dem und
dem Vorgang in der Natur geschieht das und
das, daher sagt der und der Kirchenvater
oder Schriftsteller das und das. Dasselbe
sagt auch unser Vorspruch u. s. w. Ein
weiteres Abweichen besteht darin, daß die
Reihenfolge unterbrochen wird durch eben-
falls dreiteilige, aber durchaus einheitliche
SonntagSpredigten bezw. Homilien über
das betreffende Sonntagsevangelium. Zu-
nächst erzählt Bömlin die biblische Be-
gebenheit (evan^elium), gibt die not-
wendige Erklärung (sensus) und baut
darauf seine Nutzanwendnng auf (cloctrins).
Er beweist damit, daß er gar wohl im
stände war, in ganz entsprechender Weise
das Predigtcnnt zu verwalten, wenn er
nur darauf verzichtete, sich durch Eigen-
heiten hervorzntun.

Trotz dieser Verschiedenheiten und trotz
des Mangels einer eigenen Unterschrift
dürste neben bedeutenden sachlichen und
formellen Parallelen die fatale Dreiteilung
uns zwingen, in Bömlin auch den Ver-
fasser der ersten Predigtgrnppe zu suchen.
Ueber Ort und Zeit ihrer Entstehung
fehlen alle Anhaltspunkte, während die
zweite Gruppe 1409 zu Schwäbisch Hall
gehalten wurde. Daraus erklärt es sick ganz
leicht, warnm er als Beispiel der deati
lu^entes den deatus noster SÄNLtus
kranciscus, Lene6ictus et ceteri nament-
lich anführt: Hall besaß ein Franziskanei-
klosier und in nächster Nähe lag die
Benediktinerabtei Comb n r g.

Als Znhörer der selbstverständlich in
demscher Sprache gehaltenen, nur als
Entwurf in Latein abgefaßten Predigten
wnd man sich neben den theologisch ge-
bildeten Mitbrüdern Bömlins anch gewöhn-
liches Volk zn denken haben. Bei beiden
Klassen von Zuhörern düiste indes der
praktische Erfolg trotz fleißiger Benützung
von Schrift und Vätern, zu denen sich
nicht selten anch klassische Autoren gesellen,
aus bereits geltend gemachten Gründe»
nicht gerade ei» großer gewesen sein, selbst
wenn die Vortragsweise und die Persön-
lichkeit des Predigers das eine oder andere

daran aufwog. Deu» der vielfach über-
trockeue Stoff ist nur selten in motorische
Form gekleidet, anßer man wolle eine
solche etwa finden in folgender Ansmalnng
des : „Oixir Äutem Naria" bei Lnk. 1, 38 :
ipsa in terra Aeiius ilexit, terram oscu-
lata luit, oculos acl celum levavit, manus
et draclim ac! celum extenclit et sie
cum msZnc> Aauclic» clixit: ecce ....
Bilder nnv Gleichnisse finden sich sehr
selten nnd die wenigen vorhandenen muß
man dem Geschmack der Zeit zu gute
halten. So meint Bömlin einmal: Oeus
nc>n est porcus ut ir> luto aut in lacino
daditet peccatorum, sondern er sei wie
taxius cliliZens munäitigm, der seine
Höhle verlasse, <^UÄn6c> venit, vulpes et
stercorri^t in koveam oder rion est
Oeus ut c^uiclzm rusticus in clra^is
(Krug) se6ens universunr or6in!»ns et
in6ieÄNs. Ebenso finden sich zeit- und
kulturgeschichtlich interessante Notizen sehr
selten: Ein Baner, der einmal in der
Woche Weißbrot ans seinem Tische sehe,
könne sich mehr freuen als der Böhmen-
könig an reichbesetzer Tafel. Anderseils
hält es Bömlin für miseralzile, daß ein
Wahrheitssucher wie Leneca verloren sein
soll, während ein Baner, so »nr an sZrum
et tlroresm denkt, selig werde. Auch auf
die Gebrechen des Ordenslebens seiner
Zeit kommt er zu sprechen und meint:
Habsucht, Simonie, Neid, Ueppigkeit,
Trunksucht und Hochmut omni mc>6o
reZNÄNt inter reli^iosos. Viele seien
zwar durch Gelübde zur Armut verpachtet,
aber keineswegs deati pauperes' denn
multi religiös! volentes ire viam vir-
tutum impe6iuntur propter occupati-
onem terrenorum nec velociter ire
possunt, (zriia mulium onerÄti. Die
Obfervanten drangen später mit aller
Macht auf die Beobachtung des Gelübdes
der Armut und doch war der Prediger
vou 1409 später ihr erbitterter Gegner.

Soviel zur Geschichte eines der beden- -
tenderen Eßlinqer Franziskaner (siehe
auch „D.-A." XIX, 1901,' S. 127/128).

Leelc. Ein alter schwäbischer Stein-
metz im Norden?c.

Der Aufsatz von B. Pfeiffer über „ein-
heimische Baumeister :c." in Nr. 1 d. Bl.
läßt (S. 3) tie Liste der Ueberlinger
 
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