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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 22.1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.18334#0176

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— 168 —

1902). Verlaq von W. Kohlhainmei.
8°, VU. 387 CS. 7 M. breschiev!.

Das von Kaiser Ferdinand II. 1629 erlassene
Nestitutionsedikt, ivodurch alle Kirchengüter,
darnnter etliche 70 Klöster, wie Alpirsbach,
Anhausen a. d> Br,, Blaubeuren, Hirsau, Murr»
Hardt, Reicheubach im Murgtal (sog. Kloster-
reichenbach), St. Georgen L>, 8. IZene-l., Beben-
Hausen, Herrenalb, Maulbronn, Königsbronn
O. Lisi., Adelberg o. I'rÄemc>iist7., Denkendorf,
Herbrechtingen, Tübingen 8. August. ^ dann eine
ganze Reihe von ineist kleineren Frauenklöstern,
als Pfullingen 0, 8. LI-u-,, Kirchheini u. T,,
Gnadenzell, A!aria Renthin bei Wildberg, Weiler
bei Eßlingen L>. 3. I>c>m,, Lichtenstern, Stein-
heiiila, d.Bt., Rechentshofen L>. List,, Lausfena.N.
O. I'raemonstr.; Tertiarinnen zu Markgröningeii,
Ebingen, Weiler bei Blaubeuren und noch an
vielen andern Orte» — endlich eine Anzahl
Propsteien nnd Stifte, wie Backnang, Stuttgart,
Sindelfingen, Tübingen, Herreuberg, Urach,
Göppingen, Brenz, Oberstenfeld, Einsiedel
u. s. w. nicht zu vergessen, die nach dein
Passauer Vertrag (1532) von den Prote-
stanten eingezogen worden waren, den Katholiken
zurückgegebeil werden mußten, war namentlich
für Ältwürtteinberg von einschneidender Be-
deutung, kostete doch den Herzog von Württem-
berg die katholische Restauration ein Drittel
seines Territoriums mit mehr als 60N 000 fl.
Jahreseinkünfteii. Verfasser hat nun mit seiner
eingehenden, auf sorgfaltigem Aktenstudium (haupt-
sächlich in den Archiven von Stuttgart und Wien)
beruhenden, verdienstvollen Darstellnng dieser
großen, namentlich für Altwürttemberg folgen-
schweren Bewegung eine bisherige Lücke in der
württembergischen Geschichtsschreibung ausgefüllt,
damit aber auch der allgemeinen Geschichte einen
guten Dienst geleistet. Iii zehn Abschnitten wickelt
er (1) den Nestitutionsgedanken und die württem-
bergischen Sonderverhältnisse, (2) die Abwehr-
versnche Württembergs nnd Löfflers erste
Mission an den Kniserhof, (3) das Edikt nnd
seine nächsten Wirkungen, die Universitäts-
gutachten über das Interim, (4) die Krise: die
Agitation der katholischeil Klosterprätendenten
und Löfflers zweite Mission an den Kaiserhof;
die Kommissäre in Waldsee und St, Georgen,

(5) die Zeit des Hangens und Bangens, den
Knrfürstentag in Negensbnrg und den Umschlag,

(6) denStreit um dieKlöster i m katho-
lischen Lager selbst, (1) die katholische Re-
stanration, (8) die katholische Invasion nnd pro-
testantische Reaktion (1631—1634), (g) die
zweite katholische Restauration nnd die Jesuiten
im Land, sowie Christoph Besold,- (10) die
zweite protestantische Reaktion nnd den westfäli-
schen Frieden ab. Die ungemein zahlreiche»,
durchweg günstigen Rezensionen dieses uns spät
zugegangenen und deshalb erst jetzt zur Be-
sprechung gelangenden Werkes, vor allem in den
„Göttinger gel. Anzeigen" (Berlin bei Weidmann)
von 1902, Nr. 10, S. 831—837 von Loserth, in
de» „Mitteilungen des Instituts für österreichische
Geschichtsforschung", Wien, XXV. Bd., S. 868
bis 370, von Hirn, in den „Mitteilungen aus
der historischen Literatur", XXX. Bd., S. 433

bis 4M, iil der Beilage zur (Berliner) „Ger-
mania" vom 3. Jnli 1902, Nr. 27, S. 214.215,
im „Archiv für katholisches Kirchenrecht" von
1903, 83. Bd., 3, Heft, S. 565—568, in Zarnckes
„lit. Zentralblatt" vom 25, Oktober 1902, Nr. 43,
S, 1421, im „Historischen Jahrbuch" von 1S02,
3. Heft, S. 635/V36, in der Beilage zur „Augs
burger Postzeitung", Nr, 16 vom 24. März 1902,
S. 124/125, in der „Deutschen Literatnrzeitung",
Nr, 25 vom 21. Juui 19»2, S, 15861587 u, s. w.
bis zum „Schwarzwalder Boten" (Unterhaltungs-
blatt von 1902, Nr. 234—244) entheben uns,
so manches nur zu wiederholen, was an diesen
Stellen schon gesagt worden; selten hat sich i»
verhältnismäßig kurzer Zeit über eiu doch nur
mehr prvvinzialgeschicytliches Werk eine ganze
Literatur angesammelt, wie hier. Alle Stimmen
rühmen mehr oder weniger die große Unpartei-
lichkeit nnd Objektivität, welche der Verfasser
(Katholik), sichtlich bemüht, nirgends anzustoßen,
allerdings bis zum Aeußersten getrieben hat. Ob
er u. a. nicht etwas zu weit geht, wenn er dem
altivürttenibergischen Agenten Pistorius am Äaiser-
hos in allem Glauben schenkt, aus der audern Seite
dagegen Klosterberichte über aitwürttembergische
Quälereien bei der Reoeeupatiou als „Parteiquel-
len" (S. 256) bezeichuet :e. ?! Was wir hier, nach-
dem einmal der Schleier über dieses heikle Thema
gelüftet, hervorheben möchten, ist der im 6. Kap.
(S. 143—183) behandelte, unergnickliche Streit
um die Klöster im kathol ischen Lager selbst
zwischen den alten Orden, welche in der Dar-
stellung am wenigsten gnt wegkommen, einer- nnd
den Jesuiten anderseits (auf deren Seite auch
die Bischöfe standen, während der Kaiser mehr
für die ersteren war), und die darüber ansge-
brochene jahrelange, hartnäckige, literarische
Fehde, deren Wirkungen nnd Nachwehe» sich
»och tief bis i»s 18. Jahrhundert hi»ei» fühlbar
niachte», Einzelnes daraus, nicht bloß die
Schriften von Hai) und Schöuhainz, svuder» auch
Handschriftliches in Abschristeil vou Entwürfe»,
Briefe» :c,,' war scho» lange da und dort be-
kannt; man scheint aber ans Gründen der Ver-
öffentlichung oder Verarbeitung aus dem Wege
gegangen zu sein, — Unmittelbare Anlässe zu
dem Vorgehen gegeil die alten Orden lagen
nicht vor; im Gegenteile war das Verhältnis
zwischen de» schwäbische» Benediktiner- und Prä-
nwnstratenferklöster» einer- nnd den Jesuiten
anderseits ein freundliches; der bekannte I'. Peter
Eanifius 8. ^s. nannte den Abt Johann
Christoph Raitner von Weingarten --Zekensor
ecclesise optims» I dessen Nachfolger, Abt
Gg. Wegelin (1586—1627) war ei» nach
größerer Freund der Jesuiten, ausgesprochener
Auhäilger ihrer Erziehungsweise und hatte sogar
vom 1'. Provinzial der Jesniten einen patsr als »
Aufseher seiner in Dillingen studierenden Kle-
riker erbeten, welchen er auch in der Person des
?. Julius von Breisach erhielt. Letzterer über-
traf alle in ihn gesetzten Erwartungen, brachte
die meisten Vakanzen im Kloster Wemgarte» zn.
hielt daselbst Exerzitien, erteilte Unterricht, hielt
sich dabei stets in de» Schranken und nahm sich
nichts heraus. Auch waren die schwäbischen
Klöster noch bis in die erste» Zeiten des
^ 30jährigen Krieges in gnter Verfassung und Tis-
 
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