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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 23.1905

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Bruderschaften und Bündnisse im Landkapitel (Wurzach-)Waldsee, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18110#0009

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Organ für Geschichte, AltertuniMunde,
Knust und Kultur der Diözese Kotteuluirg und der angrenzenden Gebiete.
kseransgegeben und redigiert von Amtsrichter a. D. Beck in Kavenöburg.
Beiträge, Korrespondenzen -c., Rezeus ion s-Exemp lare, Tanschzeitschriften rc. wollen
stets direkt an Amtsrichter a. D. Beck in Ravensburg, Bestellungen und Reklamationen an
die Expedition des „Deutschen Vvlksblatts" in Stuttgart, Urbanstraße 94, gerichtet werden.


Erscheint monatlich einmal und ist halbjährlich durch die Post znm Preis von
M. 1.90 ohne Bestellgebühr; durch alle Buchhandlungen sowie gegen Einsen-
düng des Betrages direkt von der Expedition um M. 2.10 (außerhalb des
deutsch.österr. Postgebietes M. 2.20) zu beziehen; einzelne Nummern 40 Ps. An-
noncen rc.. welche der Richtung dieser Zeitschrift nicht zuwiderlausen, werden von
der Expedition entgegengenommen und pro Petitzeile oder deren Raum mit 15 Ps.,
buchhändlerische Beilagen, Prospekte rc. nach Uebereinkunst berechnet.


8.8. Bruderschaften und Bündnisse
im Dandlkapirei (Mnrzach-)Valdsee.
1. Allgemeiner Teil.
Eine beliebte und weitverbreitete Form
des religiösen Volkslebens in der katho-
lischen Kirche tritt uns im Bruderschafts-
wesen entgegen. Die Spezialforschung
hat hier noch ein großes Felo zu bearbeiten.
Wohl ist die Literatur über diese rftigiösen
Vereinigungen in den letzte» Jahrzehnte»
allmählich eine reichere geworden, aber mehr
allgemeiner als rein lokaler Natur; und
doch bieten sie gerade in letzterer Hinsicht
viel Interessantes und gewähren einen
tieferen Eiubsick in das religiöse Leben
und die Gebräuche einzelner Orte. Die
Bruderschaften sind — trotz einzeschlicbener
Mißbräuche — ein Beweis für den reli-
giösen Eifer des katholischen Volkes, be
sonders in Betätigung des gemeinschaft-
lichen Gebetes und der christlichen Nächsten-
liebe, die sich über den Tod hinaus erstreckr.
Nur ein Versuch soll im folgenden ge-
macht werden, das Bruderschafts- unv
Bündniswesen einzelner Gegenden bezw.
Orte zu behandeln. Wir beginnen mit
dem Zentrum des katholischen Oberschwa-
bens, mit dem Landkapitel Wurzack-
Waldsee nach seinem heutigen Umfange,
um daran, falls Zeit und Gelegenheit es
erlauben,') andere Dekanate anzuschließen
') Der Stoff zu dieser Abhandlung wurde
hauptsächlich dem alten Dekanatsarchiv zu Waldsee
und einzelnen Pfarrregistraturen entnommen. Den
hochwürdigen Herrn Geistlichen, welche zur Samm-
lung des nötigen Materials behilflich waren, sei
an dieser Stelle öffentlicher Dank ausgesprochen.
Gedruckte Quellen und Literatur sind an Qrt und

was auch hoffentlich Verwirklichung findet.
Zur Orientierung über Ursprung, Begriff
und Wesen der Bruderschaften im allge-
meinen, wie der zu behandelnden, sei nur
einiges vorausgeschickt.
Ueber den Ursprung der Bruder-
schaften, geistlichen Gilden, Zechen, Kon-
sraternitälen verbreitet sich Or. I. R.
v. Baur in den „Blättern des Vereins
für Landeskunde von Niederösterreich".')
Nach ihm wäre deren Ursprung zu suchen
in der heidnisch-germanischen Zeit, in den
couviviis, den Gelagen und Festver-
sammlungeu der Germanen, tue aufs
engste mit der heidnischen Goltesverehrung
zusammenhingen und mit der christlichen
Lehre von dieser rezipiert und ihrem Zweck,
wie so viele heidnische Institutionen, dienst-
bar gemacht wurden. Auf dieser Grund-
lage trete» uns die Gilden mit dem des
christlichen Mittelalters als eng geschlossene
Vereine entgegen, eine Verbindung von
Religion und geselligem Zusammenleben.
Indes fand sich doch auch im Christentum
Boden genug zur Entstehung solcher Vereinig-
ungen. Gerade die werktätige Stächst en-
liebe, ein Hauptmoment namentlich der
älteren Bruderschaften, war dem Heidenium
fast ganz fremd und ist etwas echt Christ-
liches. Findet sich ja doch auch in der
hl. Sckrift der späier allgemein übliche
Ausdruck für Bruderschaft „k'rater-
nitus" (,,Eraternitatem ckiliZite' I. Petr.
Stelle angegeben. Die anno 4727 edierten 8ia-
tuia kturslis Lapiiul! rVurtracbensiL v. I. 1695
enthalten leider nichts über die Bruderschaften.
-) Vom 15. Juli 1885 (S. 201—223 das
! Bruderschaftswesen in Niederösterreich).
 
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