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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 23.1905

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Brehm, Karl: Zur Geschichte der Konstanzer Diözesansynoden während des Mittelalters, [7]
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Kleinere Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.18110#0072

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64

cli-zli LonstLiitierisi 6iebii8 Iribus suc-
cesive pulrl Dune, Nortis et Nercurii
post Dominicom Dxoucii proximos')
onno Domini I4ZZ celebrote inciitione
tre6ecimo. (Forlsetzmig folgt.)
iiricineri: Mitteilungen.
Eine perennierende Beschwöruugs-
for in e l.
Cs ist eine bekannte Tatsache, daß in den
Niederungen des katholischen wie protestantischen
Volkes noch eine Menge kurzer, formelhafter,
meist rhythmisch gehobener Sprüche zirkulieren,
welche, ohne irgendwie kirchlich zu sein, doch
selten des religiösen Anstriches entbehren. Als
man anfing, einen Liefern Sinn in diesen merk-
würdigen Traditionen zu ahnen, war es für
eine auch nur annähernd vollständige Sammlung
derselben zu spät. Viele dieser Sprüche würden,
wie Jakob Grim m s Mythologie auf fast jeder
Seite lehrt, ungeahnten Wert beanspruchen, wenn
von der heidnisch-germanischen Literatur etwas
mehr als armselige Bruchstücke erhalten wären.
Denn der christliche Schein dieser Formeln ist ober-
flächliche Tünche und setzt sich oftmals in komischen
Widerspruch zu dem spezifisch heidnischen Inhalt.
Eine solche hier und dort noch lebendige Be-
schwörungsformel spielte mir jüngst der Zufall
in die Hände. Ein simples Dienstmädchen zu
M. foosbenrenj, Oberamts E. shingenj, hielt be-
sondere Stücke auf ein vergilbtes Blatt, das sie
von ihrer Mutter (und diese gleicherweise von
der Großmutter) überkommen hatte mit der Wei-
sung, den Inhalt zur Abwehr alles Bösen jeden
Tag aufzusagen. Dies sind die Verse:
Jesus ging auf einen goldenen Acker.
Er hat drei Fürch und fand drei Würm.
Der erste ist der Geistwurm,
Der zweite ist der Streitwurm,
Der dritte ist der Haarwurm.
Geistwurm, Streitwurm, Hnarwurm,
Weich aus des Menschen Mark und Bein!
441' Vater, Sohn und Hl. Geist. Amen.
Das ist ohne Zweifel die sehr korrumpierte
Ileberlieferung eines alten Segens, vielleicht eines
Pferdesegens, wie sich auS einer Veröffentlichung
von E. Mogk ergibt. Im 12. Heft der „Ger-
manistischen Abhandlungen" von Vogt (pȤ. N2)
finden sich magere Auszüge aus dem „Artztney-
Büchlein von Carl Ludwig Schneide-
mann, 1768, In Pforzheim. In Sym-
pathesis und anderen Mitteln bestehend, ge-
sammelt und succesivs zusammeugebracht zu
Pforzheim und Calb (—Calw) vom Jahre 1768
bis 1771." — Hier findet sich folgende Formel:
Vor die Wurm an einem Pferd.
Er ginug Jacker (?), in einem goldenen Acker,
er ährt 3 Furchen um, er ährt 3 Würmer raus,
der eine ist der Streit Wurm,
der andere ist der Geiz Wurm,
der dritte ist der Haar Wurni,
der Haar Wurm zeucht von Fleisch und Blut. 444.
') 30. Mai bis 1. Juni.

Auch diese Form trägt offenbar den Stempel
Hähern Alters, insofern gewiß ist, daß bereits
1768 der Sinn für die ursprüngliche Bedeutung
verloren gegangen sein muß. Der Spruch hat
einen ansehnlichen Verbreitungsradius. In der
„Zeitschrift des Vereins für Volkskunde", V
(1895) p-cx. 294 führt Heilig drei Varianten
auf. Der erste stammt aus einem 1818 ge-
schriebenen handlichen Rezeptbuch eines Kur-
pfuschers aus Handschuhsheim bei Heidelberg;
der zweite und dritte aus dem II. Band des
Volksbuches „Albertus Magnus, Aegyptische
Geheimnisse"' (ohne Jahr; der erste Baud ist
Brabant 1840 datiert), pux. 22 und 61.
Vielleicht führt ein geneigter Leser die Formel
noch weiter zurück und gibt die wünschenswerten
mythologischen Erläuterungen.
Joseph Karlmann B reche u m a ch e r.
Heck. Weitere Marchtaler und Ra-
ve n s b u r g e r D r u ck e sowie aus Wangen i. A.
(Nachtrag zu „Marchtal als Druckstätte" im „D.-A."
1895, S. 146 ff. und 1900, S. 128). Joh. Nlr.
Miller aus Illm (ein AllerweltSgenie, ursprüng-
lich Mediziner, Mathematiker re., geb. in der zweiten
Hälfte des 17. Jahrhunderts, 4 in der ersten
Hälfte des 18. Jahrhunderts): Der unbetrügliche
Wegweiser, d. i. eine deutliche und reiche Be-
schreibung aller der Zeit üblichen Sonnen-
il h ren, 8" Bi archthnl (l 1. Marchtaler Druck),
und Verlag bei Wohlcr in Ulm, mit vielen Kupfern,
1701. Auch die Statuten der -Lovfratsrnuus
8. Hosurii et uli» oplücunl- zu Aulendorf von
1650 sf. wurden in Marchtal i. I. 1693 (59 SS.)
bei Oeler gedruckt (12. Marchtaler Druck). — Ein
weiterer, noch nicht erwähnter Rave n sburge r
Druck ist: -Violue sanctorum, Ravenspurg bei
Johann Schrötern, 1626-, 4"; 9 SS. (Festpredigt
von Jakob Steh eie in Wangen i. A., 1625,
in welcher auch die Ueta 6on» von Reute ge-
nannt wird. Der Druck findet sich in der fürstl.
Wallersteinschen Bibliothek zu Maihingen). — Zu
Wangen i. A. hieß der Buchdrucker in der
zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts Johann
Hübsch lin, von welchem u. n. folgender Druck
zu verzeichnen ist: ^n§elo, U. (O. s. Uranc.
Larmel.), Homo omni» s. inlcrocosmus rnoruli
— pll^sicus et politico — morulls. ^ceeck.
ckiscursus polit. cke LllrisUuuorum et Durcurun,
potent!» et impotent!». IVangii, t/pis ^oan.
Ilülwcltlin, 1671, 8".

Brieskaste n.
Nach M. Es ist mir wohl erinnerlich, vor
vielen Jahren im (längst eingegangenen) „Rotten-
burger Pastoralblntt" die Anlegung bezw. Grün-
dung einer katholischen öffentlichen Bibliothek/
in spec. einer katholischen Missionsbibliothek an-
geregt zu haben PV. Jahrgang 1886, Nr. 10,
S. 77/78 sud v. „Missionsbibliothek"). Die Idee
der „Hist.-pol. Bl.". 134. Bd. 1904, 9. Heft, S. 77
bis 84: „Eine katholische Zentralbibiiothek für
Deutschland" ist also nicht neu. Ob aber ein
Kloster, und vollends ein etwas abgelegenes, der
geeignete, richtige Ort zur Aufstellung und Be-
nützung einer solchen Bibliothek wäre, dies möchten
wir noch nicht für ausgemacht annehmcn.

Stuttgart, Buchdruckerel der Akt.-8es. „Deutsches Volksblatt".
 
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