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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 23.1905

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Schön, Theodor: Beziehungen Württembergs zum Deutschen Orden in Preußen, [17]
DOI Artikel:
Beck, Paul A.: Reformationsspur in Christazhofen i. A.
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https://doi.org/10.11588/diglit.18110#0096

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88

reichen lassen.'-) Freiherr v. Ledebnr,
AdelSlexikon der preußischen Monarchie
III, S. 70, sagt: Waiblingen (in Silber
ein rotes Hirschgeweih. Siebm. I, 142,
II, 93). Ans Schwaben stammend in
Preußen: Amt Lochstädt (Fischhansen).
(Fortsetzung folgt.)

Leclc. KefornlutianFspur in Lstristuz-
hofen i. A.
Die Reformation hatte im Algän früh-
zeitig, so namentlich in der Reichsstadt
Jsny, woselbst n. a. auch der Alpirs-
bacher Exmönch Ambrosius Blarer sich
um dieselbe fast ein halbes Jahr lang
von Herbst 1532 bis Frühjahr 1533 an-
nahm, Eingang gefunden. Damit hängt wohl
nachstehend erzählte Geschichte eines zwölf-
jährigen „Wnnderkiiabe»" in dem benach-
barten Ptarrdorf CH r i st a z h o f e n ans dem
Jahre 1532 zusammen. Das Hospital von
Jsny war nämlich schon seit dem An-
fang des 15. Jahrhunderts im Besitze deö
Vogt- und PatronatSrechtes in Christaz-
hofen samt allen Nutzen, Gewohnheiten
und Znbehörden bis zum Beginn des
19. Jahrhunderts. Ans diesen Kreisen
wird wohl die Neuerung auch nach dem
genannten Dorfe gedrungen und die „Er-
leuchtung" über den den Mittelpunkt der
nachstehenden Erzählung bildenden Knaben
gekommen sein. Dieses Vorkommnis blieb
aber hier vereinzelt; wenigstens nach dem,
was nnS bekannt, scheint die Bewegung
im genannten Orte keinen Bestand gehabt
zu haben und im Sande verlaufen zu sein.
Dieser Knabe, unzweifelhaft ein Sprosse von
Bauersleuten, Hub — um zur eigentlichen
Sache zu kommen — in der Nacht, im
Schlaf, unter starken Schmerzen und
Schweiß, unter krampfhafter Erschütterung
und lautem Getöne des Unterleibs von
seinem göttlichen Auftrag, das Wort
Gottes zu verkündigen bis in den Tod,
zu reden an und beschuldigte die Priester,
daß sie um ein paar Kreuzer täglich
Handel mit Christo trieben, verfluchte die
Hand, die Heiligenbilder verfertige, seg-
nete, die sie zerstöre, eiferte auch gegen
Pracht, Hochmut und Wucher; der große
') König!, preuß. Staatsarchiv in Königsberg,
Schublade XXXVI, 6, Bekenntnisse 1529—1539,
S. 229.

Tag des Herrn sei vor der Tür, die Axt
an die Bäume gelegt, wen» die Kirche sich
nicht bessere; des Zeichen werde sein ein
dreifarbiger, Krieg, Pestilenz und allerlei
Elend bedeutender Komet u. s. w. Die
Erscheinung erregte, zumal in der damals
ohnehin aufgeregten Zeit, ziemliches Auf-
sehen; Blarer sah darin höhere Einflüsse,
und weil der Knabe in manchem ans
Wiedertäuferische zu streifen schien, so
nahm er ihn als vom lügnerischen Geist
besessen an, „von ainem gar schwarzen
Tenffel, wenn gleich in weißem Men-
talin", und gab der Welt davon Kunde
in einem heutzutage ungemein seltenen,
übrigens wider sein Wissen und Wollen
gedruckten Flugblatt (Einblaltdruck): „Ain
new geschickt, wie ain kneblin bey Jssne
vmb zwelff Jar wunderbarliche Gsicht ge-
habt und von mancherley trännng der
straff Gottes darinn geret habe. Durch
Ambros. Blarer beschrieben 1533 (4 °;
ohne Angabe des Druckers und Drnck-
ortes). lieber den Vorfall schrieb Blarer
an seinen Freund, den Stadtschreiber
Machtolsf in Eßlingen a. N., 6. 6.
17. Januar 1533: „Es ist ein eilfjährig
Knäblein, eine Meile Wegs von hinnen
in einem Dorf in Her Wilhelm Truch-
sessen Gebiet, das ist hie gewesen, wurde
verzückt und sagt wunderbarliche Dinge.
Fraget Doclor Ulrichen/) wird Euch wohl
davon sagen können; er ist einmal dabei
gewesen, wiewohl es damals nichts geredet,
aber ein groß Ausstößen gehabt hat. Ich
hab's einmal selbst gehört und gesehen."
Blarer war, wie gesagt, nicht damit ein-
verstanden, daß seine Schilderung durch
den Druck veröffentlicht wurde, da er zwar
für die Wahrhaftigkeit der Erzählung ein-
stehen wollte, es aber für unpassend hielt,
daß solche Dinge unter das ohnedem nur
allzu abergläubische Volk ausgestrent werden.
(A. Ltaurerus Lucero — iH. IVlartii
izzz. tVIs. s. Ttrom. —: OivuIZavit
nescio c^uis ineptulus meo nomine
nu§as cke ackolescentuto cxuoctam Isnensi;
czuae 5i in manus vestras incickerint,
cave putes a me H-poZraptro trackits.
^uancguam res ita trabet, verum non
') Wer dieser Or. Ulrich war? Vielleicht
Ulrich Villinger, 1528 Reformationsprcdiger
in Esslingen a. N., 1529 Pfarrer im Ulmischen,
von 1532 an wieder in Esilingen?
 
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