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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 23.1905

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Reiter, Joseph: Aus der Welt der Heiligen
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Kleinere Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.18110#0119

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111

Hauptes Christi (um Reue zu erwecke»)
angebracht waren.
Die Uebertragung der geistlichen Gewalt
au dcu Apostelfürsten in Gegenwart des
hl. Paulas, die sogenannte trackitio Ie§is,
wurde in der Kunst teilweise durch die
Uebergabc der Schlüssel versinnbildet
(morgenläudische), teilweise durch Ueber-
reichung einer Rolle oder eines Buches
(römische Darstellung).
lieber die porta?etri und porta oder
sanua kauli haben wir uns im „Archiv
für christliche Kunst" (Jahrgang 1904,
Nr. 6) verbreitet.

Alcmere Mitteilungen.
Neck. Die ersten Zeitungen
in Deutschland entstanden (nach einem Aufsatze Th.
Sickels im Weimarer Jahrb. I. Vd. Hannover, 1854,
bei Karl Nümpler, S. 344 ff.) in Augsbu r g.
Dort waren schon um l 400 die reichen Fugger
bekannt; dort wuchs dieses Haus zu immer grö-
ßerer Bedeutung und zu seinem über die ganze
Welt verbreiteten Rufe an. Der Name
„Zeitung" erscheint zum erstenmal i. I. 1505
aus einem sog. Nachrichtenblatt, das die Ent-
deckung Brasiliens behandelt und zu Augsburg
durch Erhard Oeglin gedruckt wurde. Auch
nachdem sich die Familie in der Folge in mehrere
Linien geteilt hatte und das Geschäft dabei in
verschiedene Hände übergegangen war, hielt ein
gewisses Band der Gemeinsamkeit noch die ein-
zelnen Häuser zusammen, und wie Augsburg
Hauptsitz der Familie blieb, blieb es auch Mittel-
punkt des gemeinsamen Geschäfts. Dort mußte
also der Ueberblick gewahrt werden, dort liefen
alle Fäden zusammen, dorthin strömten aus allen
Ländern die Nachrichten, welche auf die Unter-
nehmungen Einfluß haben konnten und dort ent-
standen so auch unter den Augen des Hauses die
ersten Zeitungen. Die eigenen Handelskorre-
spondenzen lieferten dazu den Fuggern schon eine
beträchtliche Zahl von Berichten, andere wurden
von den Geschäftsfreunden in und außerhalb
Augsburgs mitgeteilt, noch andere, und um ihres
Ursprungs willen wertvolle, kamen dank den
Verbindungen der Fugger mit alle» Fürsten,
Herrn und Diplomaten, unmittelbar aus de»
Kanzleien. Was auf dem gewöhnlichen Verkehrs-
wege und an den regelmäßigen Posttagen einlief,
wurde als o r cki v -> ri — Z e itun g en in Hand-
schrift und gewöhnlich in fünf Sprachen: deutsch,
französisch, lateinisch, italienisch und spanisch
zusammcngestellt, neben denen dann Beilagen
mit den extraorciinsri ausgegeben wurden. Aus
einer Rechnung, welche Jeremias Krasser,
Mitbürger und Zeitungsschreiber in Augsburg,
dem Herrn Philipp Eduard Fugger 1588 vor-
legte, ergibt sich, daß der Schreiber pro Bogen
4 Kr. erhielt. Der Preis scheint dem reichen
Kaufherrn zu hoch angesetzt gewesen zu sein und
Krasser hielt ihm deshalb vor, daß viele andere
Herren, die er namentlich aus Augsburg und

Umgegend anführt, ihm dasselbe zahlen, selbst
wenn nicht das ganze Blatt beschrieben ist.
Uebrigens erbot er sich die oi-ckinari — Zei-
tungen für 14 fl. jährlich zu liefern und die
extrsorckinari für je 4 Kr. oder wollte er auch
alle Zeitungen für 25—80 fl. jährlich schreiben und
ins Haus schicken. Ein Exemplar dieser Zeitungen
wurde in der Fuggerschen Geschlechterbibliothek
niedergelegt, auf die um ihres einstigen wohl-
verdienten Rufes etwas näher einzugehen ist.
Mehrere Mitglieder dieser Familie, namentlich
aus der Raimund scheu Linie, haben sich durch
wissenschaftlichen Sinn ausgezeichnet und wertvolle
Sammlungen von Kunstgegenständen, Altertümern,
Handschriften und gedruckten Büchern angelegt.
Neben Raimunds Kunstkabinett erschien das der
französischen Könige so unbedeutend, daß Kaiser-
Karl V., als er Franz I. in Paris besuchte und
die dortigen Sammlungen sah, verächtlich äußerte,
daß in seinem Reiche ein Augsburger Leineweber
noch etwas Besseres aufweisen könne. Auf die
Bibliothek verwandten besonders Raimunds Söhne
bedeutende Summen. Ulrich war ursprünglich
für den geistlichen Stand bestimmt und begab
sich frühzeitig an den päpstlichen Hof; bald schloß
er sich aber — der einzige aus der Familie —
der reformatorischen Bewegung an und zerfiel
darüber mit seinem ganzen Geschlechts. Nach
Augsburg zurückgekehrt, lebte er ausschließlich der
Wissenschaft, bot dem flüchtigen Heini Uiievne
(der sich auch auf vjelen seiner geschätzten Drucke
III. viri Rulckrici Uu^ger Hpoxrapbus nennt)
ein Asyl an, nnd legte mit ihm zusammen eine sehr-
wertvolle Bibliothek an, welche er der Heidelberger
Universität vermachte. Auch sein Bruder wurde
als Gelehrter, Schriftsteller und Bibliomane be-
kannt und indem er die von ihm gesammelten
Bücherschätze der Geschlechtsbibliothek einverleibte,
brachte er dieselbe auf 15 000 Bände. Später
wurde dieselbe besonders durch Philipp Eduard
bereichert und galt daher um das Jahr 1600
als die bedeutendste Privatbibliothek. Als aber
im 30jährigen Kriege der Reichtum der Familie
sehr zusammengeschmolzen war und nach ihm sogar
ein Gant ausbrach, kam auch diese schöne Fuggersche
Bibliothek zur Veräußerung. Kaiser Leopold schickte
sofort seinen Bibliothekar Matthias Mauchter,
der während 3 Jahren die Bibliotheken Frankreichs
und während 4 Jahren die Italiens besucht hatte,
nach Augsburg, um die dortige Sammlung zu
erwerben. Obgleich dieselbe zu 80 000 fl. ver-
anschlagt war, gelang es dem schlauen Unter-
händler, mit Albert Fugger zu 15 000 fl. abzu-
schließen, einem ganz lächerlich niedrigen Preise,
der sich heutzutage nach Millionen bemessen würde.
Schnell wollte er nun die in 52 Fässern und 12
Kisten verpackten Bücher nach Wien absenden, als
der Augsburger Magistrat als Hauptgläubiger-
Einsprache erhob, weniger der Kaufsumme wegen,
als wegen der Bürgschaft für die Bezahlung.
Dem Kaiser wollte man in seinem eigenen Reiche
keinen Kredit bewilligen und die Zession ihrer
Kgl. Majestät auf die Nömermonate im Betrag
von 15 000 fl., welche Mauchter anZahlungs Statt
zu machen beauftragt war, erregte nur den Spott
der Augsburger Ratsherrn, die, wie sie sagten,
mit Geld und nicht mit Worten bezahlt sein
wollten. So empört des Kaisers untertänigster
 
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