Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 23.1905

DOI Artikel:
Geschichte des ehemaligen Franziskanerinnenklosters zu Unlingen, [1]
DOI Artikel:
Schön, Theodor: Beziehungen Württembergs zum Deutschen Orden in Preußen, [18]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.18110#0131

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
123

In Pastorationssachen unterstände» die
Schwestern dein Pfarrer von Unlingcn;
sie waren regelrechte Pfarrkinder. Von
Anfang an hatte» sie nie einen ständigen
Beichtvater ans dem Franziskancr-
orden, sondern ihre ordentlichen, vom
Diözesanbischof approbierten Beichtväter
waren mit wenige» Ausnahmen die Pfarrer
vom Ort. In Beziehung ans die Negnlar-
disziplin, Investitur, Profeß, Visitation
standen sie wenigstens später unter dem
?. Provinzial der oberdeutschen Mi-
no ri tenpr ovi n z (Straßbnrg). Wann
sie jedoch dieser Provinz einverleibt winden,
ist nicht bekannt; sicher gehörten sie dazu
seit der zweite» Hälfte des 17. Jahr-
hunderts. In der Chronik desU. Berard
Müller (1703) wird unser Kloster als
nicht zur Straßburger Provinz gehörig,
sondern direkt unter dem Diözesanbischof
stehend anfgeführt?) Das ist mir teil-
weise richtig und mag anfangs in vollem
Umfang der Fall gewesen sein. Auch Enbel
erwähnt in seiner Aufzählung S. 12 Un-
linge» nicht. Doch besteht über die spätere
Zugehörigkeit des KlostelS zum Provinz-
verband kein Zweifel. Wer den anno
1567 als Visitator desselben bezetchneten
Ur. Joachim Hertel aufgestellt hat, läßt
sich nicht bestimmen?) Die älteste Ur-
kunde zu Unlingen, in der ei» Provinzial-
minister der oberdeutschen Minoriten-
provinz als zu Unlingen tätig erwähnt
wird, stammt aus dem Jahr 1662 (vergl.
unten).
Als ersten ordentlichen Beichtvater der
Klosterfrauen nennt die Leriesparocliorum
den Leonhard Braitfeld, gebürtig von
Niedlingen (1495 ff.). Er stiftete den
Schwestern 6 fl., wofür sie an seinem
Jahrtag 5 kr. opfern und ihn in ihr
Gebet einschließen mußten. Ein weiterer
Beichtvater derselben war Pfarrer BlasinS
Stadler (1540 — 1559), ebenfalls ein
Wohltäter des Klosters. Damals besaßen
die Schwestern noch keine eigene Kapelle;
sie mußten »ceu vorne paroclrianne« dem
PfarrgotteSdienst beiwohnen und hatten
ihren Platz im obere» Chor der Pfarr-
kirche (Emporkirche). Eine kleine Aende-
rnng in der Pastoration der Klosterfrauen
>) Eubel, Geschichte der oberdeutschen (Straß-
burger) Minoriteuprovinz, 1880. Am». 140.
2) „Freib. Diöz.-Arch." 22 (1892) S. 201.

trat im 18. Jahrhundert ein, worüber
sväter ausführlicher die Rede sein wird.
Bis dahin war das Verhältnis der
Schwestern zu dem Ortspfarrer ein un-
getrübtes.
Erwähnt sei noch ein in dieser Zeit-
schrift ') schon besprochenes Ereignis ans
der Zeit der Reformation, nämlich die
Ueberfnhrnng eines Gnadenbildes der
Muttergotteö ans dem Franziskanerinnen-
kloster zu Schorndorf (Schondorff, Schön-
dvrff) ins gleichnamige Kloster Un-
lingen. Es geschah, wie eine Urkunde
aus dem Jahr 1688 bezeugt, „zur Zeit
nndt abfahl Lntheri", vermutlich in den
30er Jahren des 16. Jahrhunderts. Daß
beim Abladen deö Bildes ans dem Un-
linger Kirchhof ein blindgeborenes Kind
sehend geworden sei, bezeugten im 17.Jahr-
hundert die ältesten Konventschwestern, und
die Ueberliefernng hievon hat sich in Un-
lingen bis auf den heutigen Tag erhalten.
Das Bild stand im 16. und 17. Jahr-
hundert in der Pfarrkirche „auf der Saul"
und wurde viel von Wallfahrern besucht.
Im 18. Jahrhundert haben es die Kloster-
frauen in ihre Kapelle hinübergenommen
und ans den Altar gestellt. (Weiteres
unten?) (Forts, folgt.)

Dir. Sclrön. Beziehungen Württem-
bergs zum Deutschen Drdeu in
Preuszeu.
(Fortsetzung.)
Auch mit dem Herzogshause Württem-
berg trat der Orden wieder in nähere Be-
ziehungen. Am 1l. Dezember 1507 heißt
es: dem Herzog zu Wirtemberg dreh
Falckhen zugeschickt?) O. O. Nochlitz,
22. Dezember 1508, datiert ein Falken-
brief des Hochmeisters: Herzog von
Wirtemberg 4, Graf v. Ottingen
3 Falken?)
Gabelkover meldet: anno 1511 ist bey
Herzog Ulrichs von Wirtemberg Hochzeit
mit dem Hochmeister nß Prenssen gewesen
N. Gundelßhaimer.
0 1899 S. 88.
0 Vergl. auch „Sonutagsfreude" (Niedlingen)
1905, Nr. 14 S. 111 f.
°) König!, preuß. Staatsarchiv zu Königsberg,
Rcgistrant Herzog Friedrich >507 bis 1510
(26 11. 158), S. 49.
U Ebenda S. 140.
 
Annotationen