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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 23.1905

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Schön, Theodor: Beziehungen Württembergs zum Deutschen Orden in Preußen, [18]
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Kleinere Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.18110#0136

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128

mußte es ihm vorgezcigt, und wenn es gefiel,
überlassen werden. — In Bregenz, beim
Buchdrucker und Buchhändler Jos. Brentano
(welcher damals einen ansehnlichen Verlag unter-
hielt, scheint's auch eine Art Sammlung besaß und
jedenfalls als Kenner und Liebhaber damals manches
zusammenznbringen Gelegenheit hatte) wählte er
sich einige köstliche Inkunabeln — alte Klassiker —,
500—600jährige Manuskript« ans Pergament,
worunter die Werke Virgils vom Jahre 1488
waren, die allein auf mindestens 100 fl. geschätzt
wurden n. s. w., dann auch ein künstliches Ge-
mälde von Holbein, mehrere Landkarten von
Peter Anich und die Vorarlbergische Karte von
Huber und Pfaundler anS. Auffallenderwcise
gedenken Weizenegger-Mcrkle in ihrem i. I. 1839
erschienenen dreibändigen Werke über Vorarlberg
der Sammlung W o ch e r mit keinem Worte,
lieber den zu Ende des. 18. Jahrhunderts ver-
storbenen genannten Galeriebesitzcr Maximilian
v. Woche r gibt die angeführte Zeitschrift:
„Deutschlands 18. Jahrhundert" folgendes Urteil
ab: „Herr v. Wocher ist ein Mann von ausge-
breitetcn Kenntnissen, Meister in: physikalischen
Fache, Arzt ans Genie und Menschenliebe; ohne
Eigennutz heilt er alle seine Kranke» unentgeltlich,
und den Armen zahlt er noch die Apotheke ans
dem Seinige»; zu Tausenden hat er auf diese
Weise beim Leben erhalten. Er ist überdies
Rechtsgelehrter und tiefer Philosoph, eine Seele
von dein feinsten Geschmacks und der ausge-
suchteste Gesellschafter mit Menschen, die er kennt.
Dieser Mann besitzt auch eine- ausgcwählte Bib-
liothek. Die teils juridischen, teils medizinischen
Schriften Wochers sowie dessen Kuren haben
die einstimmigen Lobsprüche der Fakultäten zu
Freiburg i. B., der Tübinger, Berliner, Frank-
furter Rezensenten, und wie Hofrat Baldinger
sich in seinem „Magazin für Aerzte" ausdrückt,
den allgemeinen Beifall rar« exemplo erhalten".
— Der Vater Wochers war schon ein sehr unter-
richteter Mann und u. u. W. gräfl. Hohencmsscher
Verwalter, der die Züricher Gelehrten Bodmcr
und Broitinger auf die beiden im Schlosse zu
Hohenems erhalten gebliebenen, jetzt in der Staats-
bibliothek zu München befindlichen Nibelungon-
Kodizes (115 Quartblatt auf Pergament) aufmerk-
sam gemacht hatte. Nach denselben veröffentlichte
Bodmer 1757 erstmals das Nibelungen-Licd. Der-
selben schwäbischen Familie gehören auch die
beiden Maler und Radierer Marguard und Theod.
Wocher und der rühmlichst bekannte k. k. Feld-
zeugmcister Gust. v. Wocher (1779—1858) an. —
„Die verwitwete Frau v. Wocher, eine geborene
v. Löwenfink, eine Zauberin auf dem Klavier,
malt selbst vortrefflich en paotelles, besitzt aus-
gesuchte Lektüre, ein gelehrtes, bescheidenes Frauen-
zimmer (zwei Vorzüge, die selten bei diesem Ge-
schlechtc verbunden sind; bei Männern findet man
sie nicht wohl vereinbart), eine Rednerin über
Gegenstände der Religion und Sittenlehre, in
deren Gegenwart man Theologen, wie die
Schnecken ihre Hörner, einziehen sah. Jung,
schön, ein vollendetes Frauenzimmer, das nur
Correggio malen sollte, in der blühenden Krone
ihrer Kinder, und das in einer unbekannten,
steinigen Gegend himvelkt wie Ariadne auf Naxos.

Ich wünschte das Bild dieser lieblichen Dame
aus karrarischem Marmor gehauen und des er-
habenen Mannes aus Erz gegossen. An, Eingänge
des Rheinlales sollten sie stehen; Enkel und Ur-
enkel würden sie dann betrachten und sagen:
Sehet das war einstens unser Apoll und diese
die l'allas cisalpino. . . .!" In derselben Zeit-
schrift (1786, 2. Heft, S. 11—16) führt der
Geistl. Rat von Nittershauscn in München aus
dem benachbarten Hohenems bezw. dem (jetzt
Waldburg-Zeilschen) Schlosse die dortige Gemälde-
sammlung — es waren dies, aber jedenfalls bloß
noch die deuux resles der einst hochberühmtcn,
schon früher auseinander gegangenen Einser Ga-
lerie — an, ohne uns leider eine klare Vorstellung
von derselben zu geben. Er erwähnt außer einigen
Genrestücken, vermutlich Niederländern n. :
Sibyllen, auf Kupfer gemalt, kt. halbe Figuren;
eine alte Erfahrene scheint jungen Frauenzimmer),
eine wichtige Wahrheit zu erklären, zwischen
denen dann wieder eine andere in einem vesta-
lischen Aufputz sehr schön kontrastiert. Die
Malerei ist altdeutsch im Holbeinischen Geschmack,
die Köpfe bedeutend; sonst viele Zieraten und
Kleinigkeiten, nach Gewohnheit der alten deutschen
Maler angebracht — ein vortreffliches Stück.
Weiter - einen Christus, wie er nach der
Auferstehung dem Apostel Thomas erscheint;
Lebensgröße, Halbs Figuren. Die Idee des
Heilandes, welcher dem Jünger die Hand zur
geöffneten Seite führt, drückt Sanftmut, Milde
und Vergebung aus. Auch ist in, Angesichte des
Jüngers der einfache Glaube sehr geschildert;
einige Apostel im Hintergrund machen eine vor-
treffliche Wirkung. Einen bwce domo! Der
Gedanke der Erfindung ist rührend und neu. (! ?)
Maria, von Schmerzen ergriffen, als sie ihren
dem Volk so schimpflich vorgestelltcn Sohn er-
blickt, sinkt vor ihm in Ohnmacht nieder; Jo-
hannes hält sie in bebenden Armen. Die Scene
ist sehr empfindsam und wohl gemalt. Ferner
Judith, wie sie den Holofernes enthauptet.
Nachtstück, kleine Figuren. Die Hanptbeleuchtung
entspringt von dein Licht, das die Magd hält;
in der Ferne sieht man eine Soldatengesellschaft.
Endlich eine Reihe von Familicnbildnissen aus de»,
gräflichen Hanse Ems. Welche Stücke im Jahr 1800
der französische General Thomas aus der Galerie
in.Hohenems weggenominen hat,ist uns nicht bekannt.
Lilb'iui're Mitteiluiuiini.
-cd. Weitere Altdorfer Drucke (zu
„D.-A." XVIII., 1900, S. 128). 8. Oux in
tlulgarlu per Ilogorlum, regem dlonacdvm,
vlclo redelli killo, recens erectu. Oledua
Z./4. 8ept. 1774- Altckorlii act Vineus. bl Ilerd-
ner. — Lacriltcium Lolarcdi regls pontiücls
pdormiosum. Idtckem, I781.

Die Notiz im „D.-A." XXIII., 1905, S. 64,
bezw. des Marchtaler Druckes der Sanlgauer
Landknpitelsstatutcn ist teils unrichtig, teils aus-
fällig, soferne Osler, Joh. Jos., der Name des
Herausgebers (weil. Dekan in Saulgau) und nicht
des Druckers, und der Druck selbst längst schon
im „D.-A." XIII., 1895, S. 145, verzeichnet ist.

Stuttgart, Vuchdruckcrcl t>» Akt.-Geh .Teutlch-r VolkSblutt".
 
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