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Beck, Paul [Editor]; Hofele, Engelbert [Editor]; Diözese Rottenburg [Editor]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 23.1905

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Beck, Paul A.: Der Junggesindemarkt (das Hütkinderwesen) in Oberschwaben - ein Kulturbild, [1]
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.18110#0137

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Grgnn für Geschichte, MtertuinMunde,
Alinst und Rultur der Diözese Gorrendurg und der angrenzenden Gebiete.
kseransgegeben und redigiert von Amtsrichter a. D. Beck in itkavcnSburg.
Beiträge, Korrespondenzen w., Rezensions-Exemplare, Tanschzeitschristen rc. wollen
stets direkt an Amtsrichter a. D. Beck in 'Ravensburg, Bestellnngen und Reklamationen an
die Expedition des „Deutschen Bolksblatts" in Stuttgart, Urbanstraße 94, gerichtet werde».

Mv. 9.
W0Z.

Erscheint monatlich einmal nnd ist halbjährlich durch die Post zum Preis von
M. 1.90 ohne Bestellgebühr; durch alle Buchhandlungen sowie gegen Einsen-
dung des Betrages direkt von der Expedition um M. 2.10 (außerhalb des
deutsch-österr. Postgebietes M. 2.20) zu beziehen; einzelne Nummern 40 Pf. An-
noncen rc.. welche der Richtung dieser Zeitschrift nicht zuwiderlausen, werden von
der Expedition entgegengeuomiuen und pro Petitzeile oder deren Raum mit 15 Pf.,
buchhäudleriscye Beilagen. Prospekte rc. nach llebereinkuust berechnet.


Ueclv. Der Juiiggcsmdeiuarbt (das.
Hülbiuderweseu) in Oberschwabe»
— ein Linllnrbild.')
Wie bekannt, stelle» sich seit Anfang
des k 9. Jahrhunderts alljährlich im Monat
März (nin „Josephi") in Ravensburg
nnd früher auch in den anderen ober-
schwäbischen Städten Wangen, Leutkirch,
Waldsee sowie in dem benachbarten Ueber-
lingen und Pfnllcndorf im Badischen einige
100 im Alter zwischen 8—17 Jahren
stehende sogenannte „Hütkinder" (hin
und wieder in Tirol-Vorarlberg auch
„Schwabenkinder", „Schwabenlandkinder",
in Oberschwaben auch kurzweg zuweilen
„Oesterreicher" genannt) männliche» und
weiblichen Geschlechts aus den armen
Tälern Tirols (d. h. des OberinntalS
nnd von dessen Seitentälern, ja bis zum
Vintsckgcin) und Vorarlbergs, früher auch
ans der Schweiz, ans dem (jeden Samstag
stattsindenden) Wochenmarkt"), gewöhnlich
0 Die Arbeit erscheint gleichzeitig in Heft 10
von 1905 der „Monatsschrift für christliche So-
zialreforni, Gesellschaftswissenschaft u. s. w.", be-
gründet von Karl v. Vogelfang Basel. Verlag
des „B. Volksblatt".
^ > Die alte Welfenstadt Ravensburg besitzt
in ihrem uralten, jedenfalls schon seit dein
12. Jahrhundert bestehenden, alle Samstag des
Jahres gehaltenen Wochenmarkt eine wnhre
Goldgrube. Ravensburg ist hauptsächlich durch
diesen seinen Marktverkehr das geworden,
ivas es ist, und fließt der Stadt durch denselben
bis heute noch eine der namhaftesten Einnahme-
quellen zu. Die Märkte Ravensburgs waren
schon kurz nach dem Entstehen der Stadt sehr
besucht, fand ja doch schon im Jahre ll53 der
Stifter des Pränionstratenserklosters Weissenau
auf einem Markt daselbst den Tod, indem er
van einem Bauern meuchlings erstochen wurde.
Privilegiert zu einem ständigen wöchentlichen

in der Bachstraße bei der „Krone", ein,
um sich an die Bauern der dortigen Ge-
gend als Treib-, Hirtenbuben nnd als
Kindermädchen oder als „Mädchen für
alles" bis zum Spätherbst (Simon und
Jndä) um bar Geld, „Gewand" („HäS")
und Kost zu verdingen und dann wieder
mit ihren Ersparnissen im Herbst, frisch
bekleidet und beschuht und gut heraus-
gefüttert, heimznkehren. Ans diesem Markt
wird gemarkte! nnd gehandelt, daß es nur
so eine Art hat, wie auf einem Jahrmarkt.
Die Bauer» sind überallher gekommen
und suchen sich aus der langen Reihe der
Verkanfslustigen das entspcechende Stück
ans. Der größte Teil besteht ans kräf-
tigen Jungen von 8—17 Jahren, die als
Viehknechte nnd Hirtenbnben am liebsten
gedungen werden; seltener, weil weniger
verwendbar, sieht man Mädchen. Einige
sind schon mit entgegenzichenden Bauern
vorher „handelseins" geworden; nicht
Markt wurde Ravensburg aber erst den 10. Januar
I28g bei Gelegenheit der Anwesenheit des Kaisers
Rudolf von Habsburg. Der betreffende Passus
lautet »ach einer aus dem 15. Jahrhundert stam-
menden Uebcrsetzuug des lateinischen, im Stutt-
garter Staatsarchiv befindliche» Privilegiums
folgendermaßen: „So haben wir aus milter
Königlicher Frepgebenhait den Burgern von
Rauenspurg ain Wocheumarkht, als namb-
lichen uf den Samstag zue halten, zue liheu,
und wollen, daß alle die, so denselben Wocheir-
markht bcsuochen werde», von demselben biß in
Ihr Haimat frei sicher gelait und Frid, auch die
Freyhait nach Markhts - Recht haben sollen."
Trotz starker Konkurrenz, namentlich mit dem sehr
besuchten Lind au er (ebenfalls Samstags abge-
haltenen), aber im 16. Jahrhundert gewaltig
znrückgegangenen Wochenmarkte, auf welchem man
einst mehr als 1400 Wagen und Karren zählte,
kan, der Ravensburger Markt bald in mächtige
 
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