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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 23.1905

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Bruderschaften und Bündnisse im Landkapitel (Wurzach-) Waldsee, [4]
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138

3.3. Bruderschaft,.'!! und Bündnisse
ini Tkmdliapitel (Wnrzach-)W.iIdsee.
(Fortsetzung.)
Schussenvied.
Dekan Kistler hatte nicht so ganz un-
recht, wenn er behauptete, die Bruder-
schaften kommen meistens don den Klöstern
der; ein großer Teil der oberschwäbischen
Bruderschaften wurde von Klostergeistlichen
eingeführt. Namentlich in Prämonstra-
tenserstiften scheint man eine Vorliebe da-
für gehabt zu haben. Das zeigen uns
die Klöster Not und Schnssenried. Letz-
teres war ein Sammelpunkt sür schwäbische
Bruderschaften und deren Mitglieder. Ein
Blick in die Brndersckastsbncher genügt,
um die Bedeutung Schussenrieds in dieser
Hinsicht zu erkennen. Es ist erstaunlich,
wie viele Wallfahrer, selbst ans ganz ent-
legenen Gegenden, dort ihre Andacht ver-
richtet haben und sich in die dortigen
Bruderschaften einschreiben ließen.
Schnssenried gehörte, wie Anlendorf und
Otterswang, ehemals zum Landkapitel
Sanlgan, und erst im Anfang des 19. Jahr-
hnnderls kam es zum Landkapitel Waldsee.
In dem den Kapitelsstatuten beigcgebenen
Anhang von Dekan Oeler (1693) ist
S. 63 kurz bemerk! : »reckest Lontrater-
nitas 53. IvosLni, aliaeque Oevotiones.«
Was unter diesen vevotiones gemeint ist,
läßt sich mit Sicherheit nicht sagen; man
kann an den Kult verschiedener Heiligen
denken, an deren Verehrung sich religiöse
Bündnisse knüpften, wie das auch später
in Schnssenried der Fall war.
Schon früh gab es zu Schnssenried
Bruderschaften für Laien. Die älteste dem
Verfasser bekannte ist die „mariani sche
B r n d c r s ch a f t n n s c r l i e b e n F r a n e n
Kapell zu Schussenriedt", welche
sich an ein wundertätiges vielverehrteS
Mntlergotteöbild anschloß. Sie wurde im
Jahr 1487 errichtet und am 30. Januar
durch dm Konstanzer Bischof O.v. Sonnen-
berg bestätigt (unter Verleihung eines Ab-
lasses von 40 Tagen). In kurzer Zeit
gelangte sie zu großem Auseben und er-
hielt noch weitere Privilegien, so 1501
einen 200lägigen Ablaß. Mit der Auf-
hebung des Klosters hörte sie ans?)
i) S. „D -A." 1892, S. 94.

Die N o s e n k r a n z brn d ers cha ft
wurde in Schnssenried sckon unter Abt
Martin Dietrich (1606—1621) nach 1610
eingeführt. Papst Paul V. genehmigte
dieselbe unter Verleihung des üblichen
Ablasses. Doch wurde sie anno 1619
nach Steinhaufen verlegt wegen des großen
Zulaufs des Volkes zur „schmerzhaften
Muttergottes auf der Saul" daselbst.
Da sie aber 1693 noch genannt wird
(s. oben), scheint sie in Schnssenried fort-
bestanden zu habe», wenigstens in der
Weise, daß dort Mitglieder ausgenommen
wurden.
Im Jahr 1651 wurden die Gebeine
des hl. Märtyrers Vinzentius feierlich in
die Schussenrieder Klosterkirche überführl,
woran sich der weitverbreitete Vinzenliue-
knlt knüpfte. Mit diesem scheint früher
eine wenn auch nickt offizielle Vinzen-
t i n s b r » d c r sch a f t verbunden gewesen
zu sein. Es gab auch einen St. Vinzen-
tinSknpferstich mit dem Schussenrieder AbtS-
wappen von dem Augsburger Künstler
I. Knappick aus dem 18. Jahrhundert
(Umfang 120 X 85 mm).H
Eine weitere Bruderschaft zu Schnssen-
ried war die vom Berge Karmel, die
S k a p n l i e r brudersch aft. Schon
1699 wurden Mitglieder ausgenommen.
Am 12. April 1701 verlieh ?. Gerard,
Provinzial des Karmelitenordens, dem
Prälaten TiberinS Mangold die Vollmacht,
vier Religiösen zu ernennen, welche alle
Gläubigen in die Erzbrnderschaft vom
heiligen Skapulier ansnehmen dürfen. Bis
1710 wurden 1794 Mitglieder eingetragen.
Die Namen wurden nach Navcnsbnrg
übersandt. Bevollmächtigte waren um jene
Zeit ?. Norbert Weech, ?. Milo Groß,
?. Benedikt Meiler v. Bildstain, ?. Ni-
kolaus. Die Verbreitung der Bruderschaft
war sehr bedeutend. Ans einer Seite des
BrudersckaftSbnchks kann man Namen ans
20 verschiedenen Ortsckaften lesen. Im
Jahr 1705 wurden 345 Personen aus
mehr als 50 verschiedenen Orten einge-
sckrieben. Im Juli 1723 waren es 3500
0 Beck, Zum siebeuhundertjährigcu Jubiläum
des Präuwnstrateuser - Neichsstifts Schussenried
1883, S. 34 f. uud „D.-A." 1893, S. 7.
") lieber den St. Viuzeutiuskult vergl. „D.-A."
1892, S. 95 uud „Archiv für christliche Kunst"
l 1897, S. 42 f.
 
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