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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 23.1905

DOI Artikel:
Beck, Paul A.: Der Junggesindemarkt (das Hütkinderwesen) in Oberschwaben - ein Kulturbild, [2]
DOI Artikel:
Schön, Theodor: Beziehungen Württembergs zum Deutschen Orden in Preußen, [19]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18110#0158

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150

Möge dieser Verein mit seinem persön-
lichen Eingreifen, ncnnentlich mit der per-
sönlichen Kontrolle, seine ersprießliche
Tätigkeit auch fernerhin entfalten; es wird
dadurch manche Härte gemildert und für
hieß es aufstehen, dann wurden die kleinen Händ-
ler, darunter Kinder von 10 Jahren mit einem
Bissen trockenen Brotes in zerlumpter Kleidung
in Wind und Wetter hinausgeschickt. Die Polizei
durfte die Kinder in dem fabrikmäßigen Betriebe
nicht finden. Daher mußten sie vor Tagesgrauen
hinaus und dürften ihr elendes Lager erst nach
10 Uhr abends wieder aufsuche». Blieben einige
doch einmal so lange bis die Aufsicht kam, so
hatten sie die strengste Weisung, sich in Spinde,
Kamine und wohin sie sonst nur konnten, zu
verkriechen, bis die Gefahr vorüber war. Wehe
ihnen, wenn sie von der Polizei gesehen wurden.
Dan» gab es barbarische Schläge mit Strick
und Lederriemen. Mit Schlägen wurden sie
abends empfangen, wenn cs ihnen weder durch
Handeln noch durch Betteln u. s. w. gelungen
war, den vorge s ihr ieb eu en Ta g es s atz von
3 M. herbeizuschaffen. Die Nachbarn solcher
Quartiere konnten oft die unmenschliche Behand-
lung nicht mit ansehen und wandten sich an die
Polizei. Die arme» Bursche», die daun überall
auf der Straße aufgegriffen und mitsamt ihrem
Kram in Gewahrsam genommen wurden, waren
aber so eingsschüchtert, daß sie sich in ihrer Be-
klommen- und Verlegenheit falsche Namen bei-
legten und sich weigerten, ihre Quartiere anzu-
geben, um es mit ihren Peiniger» nicht zu ver-
derben. Erst nachdem allmählich eine stattliche
Zahl z usammeugebracht war, gelang es dem Dol-
metsch, k. k. Nat Palcua, sie zu einer Aussage,
bezw. zu wahrheitsgetreuen Angaben zu bewege».
Nachdem so die Quartiere und ihre Zuhälter nach
und nach bekannt geworden waren, kam die Po-
lizei zu jeder Tages- und Nachtzeit und nahm
mit, wen sie vorfand. Zum Teil führten die
Jungen auch falsche Papiere von ihren Unter-
haltern für ihr Wandergewerbe. Die sauberen
Patrone, Meister, Unterhalter und Kassierer suchten
leider zum größten Teile noch beizeiten das Weite,
andere setzten unter falschem Namen das Treiben
in anderen Stellen fort, mehrere wurden endlich
verhaftet und über die Grenzen geschafft; man
hätte freilich ihre exemplarische Abstrafung ge-
wünscht; daß eine solche nachträglich noch in
Ungarn erfolgt, ist leider kaum zu hoffen. Die
Jungen wurden nach und nach in ihre Heimat
zurückgebracht. Kubatscheck lebte, während seine
Sklaven halb verhungerten, herrlich und in
Freuden und verpraßte das Geld, das ihm
die armen Jungen zutrugen, mit leichtsinnigen
Frauenzimmern; seine Frau lebte auf seinen Be-
sitzungen in Ungarn. Er unterhielt auch in Pots-
dam, Hannover und Magdeburg seine Filialen
und Quartiere und schob dorthin seine kleinen
Händler ab, wenn ihm in Berlin von der Polizei
Gefahr drohte. Außer ihm waren noch besonders
zwei Individuen, Jabatschzeck und ein gewisser
Georg Stephauka, auf diesem uichtswürdigen Ge-
biete tätig. Ein Bruder Jabatschzecks, der in

die fremden Dienstkinder, die bei der leider
immer mehr zunehmenden Lcmdflncht der
einheimischen Arbeiter einen von unfern
Bauern begehrten und gesuchte» Ersatz
bilden, Heil und Segen gestiftet.

Tii. Sclrön. Vezilchllluien Württem-
bergs zum Deutschen Grden in
Preuszen.
(Schluß.)
Am 1. März 1520 ersuchte der Hochmeister
Eberhard, den Adel im Barteusteinschen zu
bewegen, daß er von der Absicht, den Hoch-
meister um eine Audienz anzugehen, ab-
stände. Am 5. März 1520 schrieb Eberhard
v. Freyberg an Christoph Gattenhofer
über den Geld- und Proviantbedarf für die
Besatzung in Bartensteiu, zumal die Liv-
länder, und die Maßnahmen des Bischofs
von Heilsberg zum Schutz seiner Grenzen
u. a. m., schickte ihm am 6. März 1520
auf Befehl des Hochmeisters die Herren
und Livländer Reiter. Er könne aber
weitere Kräfte von seiner Besatzung in
Barteustein nicht entlehnen, bedürfe da-
gegen noch Mannschaften, namentlich aber
Geld. Am 6. März 1520 schrieb von
Nen-Weißensee ansässig war, und andere Sklaven-
halter suchten leider das Weite, als sie von dem
erfreulichen Vorgehen der Berliner Kriminal-
polizei erfuhren. Jetzt ist gottlob in Deutschland
der Kampf gegen dieses menschenunwürdige Trei-
ben bis auf weiteres beendet; Ende November 1901
wurden die letzten dieser armen Knaben ihrer
Heimat wieder zugeführt. Möge dieses abscheu-
liche, jeder Humanität Hohn' sprechende Unwesen
nie mehr in Deutschland und auch sonst nuf-
kommen und mögen die Behörden überall und
stets ein wachsames Auge auf verdächtige Er-
scheinungen dieser Art haben. Das durch und
durch verjudete und verkalvinisierte Ungarn,
welches, nebenbei bemerkt, gegenüber dem über-
mütigen Vollblut-Magparentum recht respektable
Minderheiten, darunter über 2 Millionen deutsch,
insbesondere schwäbisch Blut anfweist, ist reich an
Auswürflingen aller Art, an jüdischen Taschen-
dieben, die auch stark nach Deutschland hereinmachen
und ab und zu auch unsere schwäbischen Vieh-, Noß-
und Kornmärkte besuchen, au Mädcheuhändler»,
Kupplern, Zuhältern, modernen Sklavenhaltern, ge-
werbsmäßigen Spielern, Fälschern und Verrätern
am eigenen Blut; es hätte mehr als genug in seinem
Innern zu tun und zu wirken und noch eine un-
geheure Kulturaufgabe vor sich, statt eine wag-
halsige, chauvinistische und verderbliche Großhans-
politik zu verfolgen und so die öffentliche Meinung
der zivilisierten Welt herauszufordern!
 
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