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genehmigt und durch Erlaß des Bischösl.
Ordinariats von Konstanz 66. 7. De-
zember 1712 bestätigt und im Jahre 1713
ans dem Göllesberg eingeführt. (Oie
lateinischen Originale befinden sich im
Schloßarchiv.) Sie erfreute sich bald
eines großen Ansehens und scheint in der
ganzen Umgegend weit verbreitet gewesen
zu sein: als nämlich im Jahre 1719 das
Haupt- und Titnlarfest der Bruderschaft
ans den 19. März, das Fest des hl. Joseph,
fiel und deshalb ans den zweiten Sonn-
tag nach Epiphanie verlegt wurde, wurde
diese Verlegung' des Festes nicht weniger
als neunPfarrämtern,nämlich „Schwarzach,
Zeyl, Dietmannß, Ziegelbach, Seybranz,
Neichenhofen, EUwangen, Aytrach und
Hawartz (Hauerz)" zu zweimaliger Ver-
kündigung in der Kirche von der gräflichen
Kanzlei mitgeteilt.
(Fortsetzung folgt.)
Lilrüirrr Mittriluinirn.
Heck. Zu den Kunstbeziehungen zwischen
Schwaben und der Schweiz.
Wir haben in einem Aufsätze über „Kunstbe-
ziehungen zwischen Oberschwaben und Tirol" im
„Archiv für christliche Kunst", 1893, Nr. 10,
S. 93 - 96, der Tätigkeit der Meimninger Künstler-
fanülie Strigel in Tirol und der Schweiz
(Grnubünden) bereits ge^achl. .De» daselbst ver-
zeichneten Werken ist eine weitere Arbeit Ivo
Strigels im Oberrheintale anzureihen: In
der kunstreichen Wallfahrtskirche St. Agatha
bei Dissentis ist der zmn Teil in I'. Karl Hägers
Album: „Kunstschätze der Kirchen von Dissentis
und Umgebung" auf Blatt 9 und 10 abgebildete
Hauptaltar ohne Zweifel ein Ueberbleibsel eines
großen, prächtigen, gotischen Flügelaltars, welcher
ursprünglich wohl kaum für die Kirche der heiligen
Agatha bestimmt und wahrscheinlich in der Pfarr-
kirche zu St. Johann oder gar in der alten
Stiftskirche von Dissentis selbst aufgestellt war,
worauf auch die Darstellung der Madonna, St. Ur-
sula, St. Placidus und Sigisbert, der Patrone
des uralten Stiftes, hinweist. „Es hatte auch
keinen Sinn gehabt, beinahe zu gleicher Zeit die
Nischen der Agathcnkirche so reich auszumalen,
um dieselben durch einen (an eine Längsseite ver-
setzten) Altar gänzlich zuzudecken. Zudem sind
für diesen Altar die Höhenabmessungen der Ka-
pelle zu gering." Dieser, einst jedenfalls groß-
artige Hochaltar ist leider nicht mehr vollständig
erhalten. So ist aus der, die Darstellung des
Abendmahles gebenden Predella, die mittlere
Gruppe ausgeschnitten: auch fehlen der krönende
Aufsatz und die zwei seitlichen Figurennischen. Der
Schrein birgt die wundervolle Figur der Madonna
mit dem Jesuskind, St. Rochus und St. Mag-
dalena, wogegen nach der Ansicht des einheimische»
Architekten Aug.Hardegger die zwei äußeren Figuren
von geringeren: Knnstwert augenscheinlich nicht
zu diesen: Altarwerk gehören. In zwei kleinen
Nischen oben erblickt man die reizend geschnitzte::
Brustbilder von St. Ulrich und St. Nikolaus.
Die Flügel enthalten die Neliefbilder von St. Ka-
tharina, St. Ursula, St. Barbara und St. Mar-
gareta. Die Rückseite des Altares und der
Flügel zeigen Malwerke mit der Darstellung des
Weltenrichters nebst Maria und Johannes sowie
der Heiligen Martin, Antonius, Placidus und
Sigisbert. Eine bedeutsame Inschrift an: Fuße
des Schreines des Inhalts: -»Lompleium est lloc
Opus per magistrum )-vouem8tri§e! cle
lclemmingen lqZy- enthüllt uns den Meister
dieses Altares und die Zeit von dessen Erstellung.
ES wird dies der nach Wischers Strigelschem
Stammbaun: (s. „D.-A." XI., 1893, Nr. 22,
S. 8S.86) 1130 zu Memmingen geborene und
1516 gestorbene Bildschnitzer Ivo Strigel
gewesen sein. Noch manche anders sogen, alt-
deutsche Altäre stehen da und dort zerstreut in
Grnubünden Hern»:, so zu Sedrnn ein spät-
gotischer Altar. Bezüglich des hervorragenden
Hochaltarwerkes des Bildhauers Jakob Nu(e)tz
von Ravensburg in: Dome von Chur verweisen
wir auf den Artikel im „D.-A." XVI., 1898,
Nr. 12, S. 177—179. Aus der Schule dieses
Meisters I. Rueß existieren in Grnubünden noch
mehrere kleinere, ganz in ähnlichem Stile, aber
in einfacheren und reduzierten Verhältnissen aus-
geführte gotische Flügelaltäre; einer ist im Museum
der historisch-antiquarischen Gesellschaft zusChur;
der nach den: Chnrer nächstschönsts in Chur-
walden; einer oder zwei in Oberhalbstein ander
Julierstraße; einer in Brigels im Vorderrhein-
tal, einer in St. Johann an der Lukmanierstraße.
Einer der schönsten stammt aus St. Mnrin-
CalancaH.und ist jetzt in: Museum zu Basel.
Wie weit sich dje Tätigkeit deS Meisters Rueß
in: Nhätikon erstreckt hat, geht u. a. ferner daraus
hervor, daß auch der Flügelaltar in der alten
St. Mamcrtenkapelle beiTriesen in: Fürstentu»:
Lichtenstein, in dessen Nische sich die Statuen
Maria mit den: Kinde, ihr zur Rechten der
hl. König Ludwig, zur Linken die hl. Margareta
von Antiochien mit den: Drachen, die Schutz-
heilige der Lnndleute, eine von den 14 Not-
helfern und insbesondere auch die Patronin der
Schwangeren, befinden, um das Jahr 1490, also
zu Zeiten des Bischofs Ortlieb von Brandts, in
dessen Bistum Triefen damals gehörte, höchst
wahrscheinlich ebenfalls von I. Rueß sin der
Geschichte der Pfarrei Triefen von Büchel in:
Jahrbuch des historischen Vereins für Lichtenstein,
II., 1902, S. 1ö, steht irrtümlich Rösch) erstellt
worden ist. Die Gemälde auf der Vorderseite
der beiden Altarflügel sind zwar durch spätere
Pfuschereien ersetzt worden, hingegen stammt das
Maria Verkündigung darstellende Gemälde auf
der Rückseite der Flügel aus der Zeit der Ent-
stehung des Altars.
Hiezu eine Beilage:
Titel und Inhaltsverzeichnis.
Stuttgart, Vuchdruckerci der Lllt.-Ges. »Deutsches Volksblatt".
»VE"
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genehmigt und durch Erlaß des Bischösl.
Ordinariats von Konstanz 66. 7. De-
zember 1712 bestätigt und im Jahre 1713
ans dem Göllesberg eingeführt. (Oie
lateinischen Originale befinden sich im
Schloßarchiv.) Sie erfreute sich bald
eines großen Ansehens und scheint in der
ganzen Umgegend weit verbreitet gewesen
zu sein: als nämlich im Jahre 1719 das
Haupt- und Titnlarfest der Bruderschaft
ans den 19. März, das Fest des hl. Joseph,
fiel und deshalb ans den zweiten Sonn-
tag nach Epiphanie verlegt wurde, wurde
diese Verlegung' des Festes nicht weniger
als neunPfarrämtern,nämlich „Schwarzach,
Zeyl, Dietmannß, Ziegelbach, Seybranz,
Neichenhofen, EUwangen, Aytrach und
Hawartz (Hauerz)" zu zweimaliger Ver-
kündigung in der Kirche von der gräflichen
Kanzlei mitgeteilt.
(Fortsetzung folgt.)
Lilrüirrr Mittriluinirn.
Heck. Zu den Kunstbeziehungen zwischen
Schwaben und der Schweiz.
Wir haben in einem Aufsätze über „Kunstbe-
ziehungen zwischen Oberschwaben und Tirol" im
„Archiv für christliche Kunst", 1893, Nr. 10,
S. 93 - 96, der Tätigkeit der Meimninger Künstler-
fanülie Strigel in Tirol und der Schweiz
(Grnubünden) bereits ge^achl. .De» daselbst ver-
zeichneten Werken ist eine weitere Arbeit Ivo
Strigels im Oberrheintale anzureihen: In
der kunstreichen Wallfahrtskirche St. Agatha
bei Dissentis ist der zmn Teil in I'. Karl Hägers
Album: „Kunstschätze der Kirchen von Dissentis
und Umgebung" auf Blatt 9 und 10 abgebildete
Hauptaltar ohne Zweifel ein Ueberbleibsel eines
großen, prächtigen, gotischen Flügelaltars, welcher
ursprünglich wohl kaum für die Kirche der heiligen
Agatha bestimmt und wahrscheinlich in der Pfarr-
kirche zu St. Johann oder gar in der alten
Stiftskirche von Dissentis selbst aufgestellt war,
worauf auch die Darstellung der Madonna, St. Ur-
sula, St. Placidus und Sigisbert, der Patrone
des uralten Stiftes, hinweist. „Es hatte auch
keinen Sinn gehabt, beinahe zu gleicher Zeit die
Nischen der Agathcnkirche so reich auszumalen,
um dieselben durch einen (an eine Längsseite ver-
setzten) Altar gänzlich zuzudecken. Zudem sind
für diesen Altar die Höhenabmessungen der Ka-
pelle zu gering." Dieser, einst jedenfalls groß-
artige Hochaltar ist leider nicht mehr vollständig
erhalten. So ist aus der, die Darstellung des
Abendmahles gebenden Predella, die mittlere
Gruppe ausgeschnitten: auch fehlen der krönende
Aufsatz und die zwei seitlichen Figurennischen. Der
Schrein birgt die wundervolle Figur der Madonna
mit dem Jesuskind, St. Rochus und St. Mag-
dalena, wogegen nach der Ansicht des einheimische»
Architekten Aug.Hardegger die zwei äußeren Figuren
von geringeren: Knnstwert augenscheinlich nicht
zu diesen: Altarwerk gehören. In zwei kleinen
Nischen oben erblickt man die reizend geschnitzte::
Brustbilder von St. Ulrich und St. Nikolaus.
Die Flügel enthalten die Neliefbilder von St. Ka-
tharina, St. Ursula, St. Barbara und St. Mar-
gareta. Die Rückseite des Altares und der
Flügel zeigen Malwerke mit der Darstellung des
Weltenrichters nebst Maria und Johannes sowie
der Heiligen Martin, Antonius, Placidus und
Sigisbert. Eine bedeutsame Inschrift an: Fuße
des Schreines des Inhalts: -»Lompleium est lloc
Opus per magistrum )-vouem8tri§e! cle
lclemmingen lqZy- enthüllt uns den Meister
dieses Altares und die Zeit von dessen Erstellung.
ES wird dies der nach Wischers Strigelschem
Stammbaun: (s. „D.-A." XI., 1893, Nr. 22,
S. 8S.86) 1130 zu Memmingen geborene und
1516 gestorbene Bildschnitzer Ivo Strigel
gewesen sein. Noch manche anders sogen, alt-
deutsche Altäre stehen da und dort zerstreut in
Grnubünden Hern»:, so zu Sedrnn ein spät-
gotischer Altar. Bezüglich des hervorragenden
Hochaltarwerkes des Bildhauers Jakob Nu(e)tz
von Ravensburg in: Dome von Chur verweisen
wir auf den Artikel im „D.-A." XVI., 1898,
Nr. 12, S. 177—179. Aus der Schule dieses
Meisters I. Rueß existieren in Grnubünden noch
mehrere kleinere, ganz in ähnlichem Stile, aber
in einfacheren und reduzierten Verhältnissen aus-
geführte gotische Flügelaltäre; einer ist im Museum
der historisch-antiquarischen Gesellschaft zusChur;
der nach den: Chnrer nächstschönsts in Chur-
walden; einer oder zwei in Oberhalbstein ander
Julierstraße; einer in Brigels im Vorderrhein-
tal, einer in St. Johann an der Lukmanierstraße.
Einer der schönsten stammt aus St. Mnrin-
CalancaH.und ist jetzt in: Museum zu Basel.
Wie weit sich dje Tätigkeit deS Meisters Rueß
in: Nhätikon erstreckt hat, geht u. a. ferner daraus
hervor, daß auch der Flügelaltar in der alten
St. Mamcrtenkapelle beiTriesen in: Fürstentu»:
Lichtenstein, in dessen Nische sich die Statuen
Maria mit den: Kinde, ihr zur Rechten der
hl. König Ludwig, zur Linken die hl. Margareta
von Antiochien mit den: Drachen, die Schutz-
heilige der Lnndleute, eine von den 14 Not-
helfern und insbesondere auch die Patronin der
Schwangeren, befinden, um das Jahr 1490, also
zu Zeiten des Bischofs Ortlieb von Brandts, in
dessen Bistum Triefen damals gehörte, höchst
wahrscheinlich ebenfalls von I. Rueß sin der
Geschichte der Pfarrei Triefen von Büchel in:
Jahrbuch des historischen Vereins für Lichtenstein,
II., 1902, S. 1ö, steht irrtümlich Rösch) erstellt
worden ist. Die Gemälde auf der Vorderseite
der beiden Altarflügel sind zwar durch spätere
Pfuschereien ersetzt worden, hingegen stammt das
Maria Verkündigung darstellende Gemälde auf
der Rückseite der Flügel aus der Zeit der Ent-
stehung des Altars.
Hiezu eine Beilage:
Titel und Inhaltsverzeichnis.
Stuttgart, Vuchdruckerci der Lllt.-Ges. »Deutsches Volksblatt".
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